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Kein Sommer, dafür phänomenal

Die Cologne Summer School of Interdisciplinary Anthropology 2015: Praxis

von Johannes Schick

Cologne Summer School of Interdisciplinary Anthropology (CSIA)
The Phenomenality of Material Things: Praxis – Genesis – Cognition
I Praxis: 21.–26. September 2015

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  • Foto: Ady Effendy
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  • Foto: Johannes Schick
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Was sind materielle Dinge, welche praktischen und kognitiven Prozesse sind mit ihnen verbunden? Wie verändern und konstituieren materielle Dinge die Praxis, Genese und Kognition des Menschen? Diesen Fragen stellt sich die dreijährige Cologne Summer School of Interdisciplinary Anhropology (CSIA): „The Phenomenality of Material Things: Praxis – Genesis – Cognition“, die die a.r.t.e.s. Graduate School gemeinsam mit dem SFB 801 „Our Way to Europe“ und dem Internationalen Kolleg Morphomata in den Jahren 2015 bis 2017 veranstaltet.

Die Rolle, Funktion und der erkenntnistheoretische Status materieller Dinge wurden in den letzten Jahren kontrovers in den Geisteswissenschaften diskutiert. Daher nahm das a.r.t.e.s. Research Lab in Forschungskolloquien und Workshops diese Debatte auf und unternahm eine historische, methodologische und philosophiegeschichtliche Verortung dieser aktuellen Strömungen. Dabei standen insbesondere die Praktiken, die mit materiellen Dingen verknüpft sind, und die Handlungsmacht („agency“) nicht-menschlicher Aktanten im Fokus unserer Überlegungen. Eine Konsequenz aus unseren Arbeiten war insofern, gemeinsam mit dem Collaborative Research Centre 806 „Our Way to Europe“ und dem Internationalen Kolleg Morphomata, die sich beide ebenfalls intensiv mit der Frage der Materialität beschäftigen, eine Sommerschule zum Thema „The Phenomenality of Material Things“ zu beantragen und durchzuführen.

Die Sommerschule bietet ein Format, das die forschungsnahe Lehre des Research Lab mit der aktuellen Spitzenforschung weiterer Einrichtungen der Exzellenzförderung an der Universität zu Köln verbindet. Sie bietet Studierenden aus dem In- und Ausland somit eine einzigartige Möglichkeit, geisteswissenschaftliches Forschen in Köln kennenzulernen und aktiv daran teilzuhaben.

Nach erfolgreicher Antragsstellung und Bewilligung der Mittel durch den DAAD ging es schließlich im Herbst 2015 los. Wir begrüßten 18 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus 13 Ländern in Köln. Die Teilnehmenden wurden intensiv in die Diskussion der oben genannten Grundlagenfragen eingebunden, indem wir unterschiedliche Lehrformate angeboten haben. So entstand eine  Atmosphäre, in der gemeinsam am Begriff der „Praxis“ gearbeitet wurde. Impulsvortrag, Seminar und Reading Groups griffen ineinander, um das jeweilige Tagesprogramm inhaltlich kohärent zu gestalten. Während vormittags Vorträge aus den Einzeldisziplinen mit anschließendem Seminar thematische Akzente setzten, waren die Nachmittage für intensive Lektüreseminare in Kleingruppen reserviert, um gezielt die Problemstellungen zu vertiefen.

In einer Postersession bekamen die Teilnehmenden außerdem die Möglichkeit, ihre eigenen Forschungsprojekte vorzustellen. Die Themen reichten von ethnologisch-religionswissenschaftlichen Fragestellungen (z. B. zur Anpassung des indonesischen Islam in Katar) über Projekte aus der Philosophie und der Rhetorik (etwa „Decision-Making in Medicine“) bis hin zu filmgeschichtlich-medienwissenschaftlichen Themen (wie der Repräsentation der Moderne in frühen deutschen Horrorfilmen).

Die rein formale wissenschaftliche Beschäftigung mit Materialität war allerdings nicht das einzige Qualitätsmerkmal der Sommerschule. Zur besonders kollegialen und fruchtbaren Atmosphäre trug das kulturelle Rahmenprogramm bei. Einem ersten Kennenlernen der Räumlichkeiten von a.r.t.e.s. folgte ein gemütlicher Abend im Brauhaus Pütz, bei dem sich Teilnehmende und Veranstaltende bei Kölsch und Brauhausspezialitäten kennenlernen konnten.

Die Bedeutung materieller Kultur wurde in auch einer Führung durch das Römisch-Germanische Museum anschaulich, das die Teilnehmenden nach Besucherschluss ganz für sich hatten. Im steinzeitlichen Steinschlagkurs wurde dann die Beobachterperspektive verlassen, um sich konkret am Material zu versuchen. Dieser besondere Höhepunkt der Sommerschule wurde von Prof. Dr. Jürgen Richter geleitet. Er erläuterte in Theorie und am Material, wie ein steinzeitlicher Faustkeil gefertigt wurde. Anschaulicher hätte das Thema der Sommerschule nicht umgesetzt werden können: Die Zusammensetzung der Steine ist ebenso mitentscheidend wie die richtige Körpertechnik, um erfolgreich einen Faustkeil herzustellen. Jürgen Richter und Shumon Hussain führten in diese sehr komplexe Praxis ein, die anschließend mit mehr oder weniger großem Erfolg umgesetzt wurde.

Die Sommerschule hat sich als fruchtbare Plattform erwiesen, um Debatten zusammenzuführen, kontrovers zu diskutieren und ihren Status zu überprüfen. Zudem profitierten die Veranstalterinnen und Veranstalter ungemein von der hohen Qualität der Beiträge, so dass es auch 2016 eine Freude sein wird, Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Köln zu begrüßen. Masterstudierende, Promovierende und Postdoktorandinnen und Postdoktoranden aus verschiedenen Fächern und Nationen ein offenes Forum zu bieten, um gemeinsam an einem Thema zu arbeiten, verkörpert die Idee der Universität, für die a.r.t.e.s. als Graduiertenschule steht.

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