Cambridge Calling
Die AHRC DTP Conference 2018 zwischen der Faszination des Raumes und tiefgründigen Oberflächen
von Annette Schimmelpfennig
Montag, 17. September 2018, 7 Uhr morgens: Das Gepäck ist verstaut, die Vorträge zum Thema „Space and Surface“ sitzen und fast zeitgleich machen sich mehrere Flugzeuge mit insgesamt zehn a.r.t.e.s.–Delegierten in Begleitung von Prof. Andreas Speer auf in Richtung London, England. Von dort aus geht es weiter nach Cambridge, der altehrwürdigen Universitätsstadt im Osten des Landes. Das Endziel: Peterhouse, das älteste der insgesamt 31 Colleges. Die Zugfahrt, und dieses Wortspiel sei erlaubt, vergeht wie im Flug, nach nicht einmal 40 Minuten hieß uns die nur knapp 124.000 Einwohner zählende Kleinstadt mit strahlendem Sonnenschein willkommen. Auch der erste Empfang durch den Portier des Peterhouse fällt herzlich aus. Mit Schlüsseln ausgestattet führt uns der Weg zu unserer Unterkunft quer durch den Innenhof des Colleges, wir staunen über die Vielzahl an Gebäuden, durchlaufen einen von malerischen Apfelbäumen gesäumten Park und stehen schließlich vor den royalblauen Türen unserer Unterkünfte an der St Peter’s Terrace. Kurz durchatmen, erste Kontakte knüpfen, ein wenig die Stadt erkunden, dann kann es losgehen.
Eine internationale Plattform für den wissenschaftlichen Nachwuchs
Auch im dritten Jahr ist die Konferenz international und interdisziplinär vielseitig angelegt. Um viertel vor zwei Ortszeit versammeln sich neben uns „a.r.t.e.s.-ianern“ und „a.r.t.e.s.-ianerinnen“ Promovierende der Australian National University, der European University at Saint-Petersburg, des MIT (Massachusetts Institute of Technology) und der Stockholm University um Dr. Sarah Dillon und dem Konferenzkomitee bei ihrer „Welcome Address“ zu lauschen. Das Programm geht nahtlos über in die Keynote Lecture von Prof. Diana Henderson (MIT), welche sich mit Shakespeare im vierdimensionalem Raum befasst. Nach einer kurzen Tee- und Kaffeepause wird es allerdings auch schon ernst für die ersten drei Kölner Delegierten. Lilia Sokolova, Zoe Schubert und Bodo Bützler präsentieren ihre Papers zu Religion, Virtualität und Recht im Raum. Der erste Abend klingt gemütlich bei Pizza und Getränken mit einem Ceilidh, einem schottisch-irischem Gemeinschaftstanz, aus.
Akademische Vielfalt vor eindrucksvoller Kulisse
Der zweite Tag zeigt erneut die Vielseitigkeit des Themas auf. In der zweiten Panel Session beschäftigt sich Maria Kames mit Ovids Darstellung der Römischen Landschaft, Maria Schnitzler befasst sich mit den Beschränkungen bildhaften Raumes in mythologischen Bildern und Christoph Lange liest das arabische Pferd als lebende Statue. In Panel 3 klärt uns Elio Antonucci über Raum in Ernst Cassirers Kulturphilosophie auf und Katharina Diederichs entführt uns nach Kapstadt, wo sie sich intensiv mit den sozioökonomischen Bedingungen von Farmern auseinandergesetzt hat. Was uns alle beeindruckt, ist wie sich anfangs scheinbar gegensätzliche Ansätze sehr gut miteinander verbinden lassen, es wird nicht nur „einfach“ vorgetragen (als ob man „einfach so“ in Cambridge vorträgt), sondern es entwickeln sich immer wieder inspirierende Gesprächsrunden, die neue Blickweisen auf scheinbar altbekannte Denkmuster eröffnen. Zum Conference Dinner werden wir nach einem spätsommerlichen Umtrunk im Fellows‘ Garden in die festlich geschmückte, nur von Kerzen erleuchtete Hall geladen, wo wir uns erneut mit Kollegen aus unseren Disziplinen bei Wein und einem Drei-Gänge-Menü austauschen können.
Letzte Impulse, erste Wehmut
Tag drei beginnt zwar mit Sonne, aber auch viel Wind, denn Sturmtief „Ali“ hat die Britischen Inseln fest im Griff. Umso mehr Sinn macht es, sich in einem der drei Vortragsräume einzufinden und sich mit dem Körper im Raum oder dem Raum in der Literatur zu befassen. Während sich Annette Schimmelpfennig morgens mit Maskulinität und Foucaults Heterotopien im Seefahrtsroman befasst, zeigt Adrian Meyer mittags räumliche Aspekte von Schätzen und wertvollen Gegenständen in mittelalterlicher deutscher Literatur auf. Danach heißt es ein letztes Mal Cambridge erkunden, mit einer Vielzahl an angebotenen Ausflügen zu diversen Museen, bevor Andreas Speer mit seiner abschließenden Keynote Lecture zu einer Reise ins historiographische Unterbewusstsein einlädt und ein letztes Mal im Theater des Peterhouse angeregt diskutiert wird. Wir nehmen uns noch Zeit für ein paar letzte Fotos, bevor man uns zum Abschlussdinner ins Bill’s in die Innenstadt einlädt. Echte a.r.t.e.s.-ianer und a.r.t.e.s.-ianerinnen nehmen allerdings mit einem Goodybye Drink im Pub Abschied, wo wir zum Abschluss auf eine schöne, hochinteressante Zeit und neu gewonnene Freundschaften anstoßen.
Im Namen aller Stipendiatinnen und Stipendiaten möchten wir uns herzlich bei a.r.t.e.s., Andreas Speer und dem DAAD für die Ermöglichung dieser großartigen Erfahrung bedanken!