skip to content

Das diesjährige a.r.t.e.s. forum findet am 4. Juli 2024 im Tagungsraum des Neuen Seminargebäudes statt. Im Rahmen der Tagung soll der Begriff “Umbrüche” aus vielfältigen Perspektiven beleuchtet werden. Wir möchten Umbrüche und ihre gesellschaftlichen Implikationen in unterschiedlichen Kontexten, Zeiträumen und Dimensionen betrachten. Thematisch reicht unser forum daher von historischen Revolutionen bis hin zu zeitgenössischen technologischen Entwicklungen wie ChatGPT.

Im ersten Panel Revolution und Gesellschaft sollen Revolutionen und soziale Umbrüche aus historischen und politischen Perspektiven betrachtet und deren literarische Bearbeitung thematisiert werden. Im zweiten Panel Solidarität und Identität wollen wir diskutieren, wie Umbrüche auf individuelle und kollektive Identitätsbildung sowie auf das Verhältnis zu Solidarität wirken. Dabei stellen wir unter anderem die Frage, wie sich Solidaritätsverständnisse unter aktuellen Umbrüchen wie der Corona-Pandemie bilden. Im dritten Panel Medien und Kulturproduktion beschäftigen wir uns mit Umbrüchen in der Medien- und Kulturlandschaft und wollen thematisieren, wie sich gesellschaftlicher und technologischer Wandel gegenseitig bedingen. Das vierte Panel Wissenschaft und Verantwortung legt den Fokus auf ChatGPT und fragt, welche juristischen und ethischen Fragen sich im Allgemeinen sowie speziell im Zusammenhang mit einem Einsatz für Wissenschaft und Forschung ergeben.

Den Tag lassen wir anschließend mit einer Filmvorführung im Kino Filmpalette ausklingen. Wir zeigen den Film “Liebe, D-Mark und Tod” und resümieren diesen anschließend in einem gemeinsamen Gespräch mit dem Autor und Ausstellungsmacher Dr. Manuel Gogos.

 

Programm

Programm Download

 

Eröffnung


10:00 - 10:15        Begrüßung
                               Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer (Universität zu Köln)

 

Panel I Revolution und Gesellschaft


10:15 - 11:00        Umbrüche, Transformation und Emanzipation in Irland: 1870-2020
                               Prof. Dr. Katharina Rennhak (Wuppertal)

11:00 - 11:45        Welche Revolution und wessen Revolution? Eine Reflexion anhand
                               von Jan-Christoph Gockels Inszenierung Der Auftrag/Psyché 17

                               Prof. Dr. Annette Bühler-Dietrich (Stuttgart)

11:45 - 12:00        Kaffeepause

 

Panel II  Solidarität und Identität


12:00 - 12:45        „Solidarität“ zwischen Gleichheit und Differenz. Konzeptionelle
                               Überlegungen am Beispiel (nicht)migrantischer Beschäftigter

                               Prof. Dr. Nicole Mayer-Ahuja (Göttingen)

12:45 - 13:30        Solidarität statt Identität – Postmigrantische Perspektiven gegen autoritäre Schließungen
                               Dr. Massimo Perinelli (Berlin)

13:30 - 14:30        Mittagspause

 

Panel III Medien und Kulturproduktion


14:30 - 15:15       Medien im Krieg – Krieg in den Medien
                              Prof. Dr. Jörg Becker (Solingen)

15:15 - 16:00        Meistersinger reloaded - Mensch und Maschine im Dialog
                               Michael Käppler (Dresden), Matthias Lang (Darmstadt)

16:00 - 16: 15       Kaffeepause

 

Panel IV Wissenschaft und Verantwortung


16:15 - 17:00        ChatGPT und seine Regulierung durch die europäische KI-Verordnung – Zu den Anforderungen an sog. KI-Modelle mit
                               allgemeinem Verwendungszweck

                               Dr. Erik Weiss (Köln)

17:00 - 17:45        Die Nutzung von large language models in der Wissenschaft. Ethische Überlegungen
                               Prof. Dr. Bert Heinrichs (Bonn)

17:45 - 18:00        Abschlussdiskussion

 


 

Abendveranstaltung: Filmvorführung im Kino Filmpalette
Ab 20:00                Liebe, D-Mark und Tod
                                Anschließendes Gespräch mit Dr. Manuel Gogos (Bonn)

--

Am Abend werden wir den Film Liebe, D-Mark und Tod – Ask, Mark ve Ölüm von Cem Kaya in der Filmpalette am Hansaring sehen. Im Anschluss sprechen wir mit Manuel Gogos, freier Autor und Ausstellungsmache, über den Film und die Themenfelder Migration/Kultur/Umbrüche.

Für alle Teilnehmenden an der Tagung wird der Kinoeintritt übernommen und vorab ein Platz reserviert. Hierfür bitten wir dringend um eine Anmeldung bis zum 23. Juni (Sonntag) über artes-forumSpamProtectionuni-koeln.de .

Die Abendveranstaltung ist offen für alle, gerne kann sie an Freund:innen, Bekannte und Interessierte weitergeleitet werden, die nicht an der Tagung teilnehmen. Diese können sich über https://booking.cinetixx.de/frontend/#/show/1332363123/3025847151 selbstständig einen Platz reservieren.

 

 

 

Panel I Revolution und Gesellschaft

Umbrüche, Transformation und Emanzipation in Irland: 1870-2020

Prof. Dr. Katharina Rennhak (Wuppertal)

Der Vortrag kartiert – aus der Sicht der Geschlechterverhältnisse – die einschneidenden politischen und sozioökonomischen Umbrüche, die das Leben auf der irischen Insel seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert prägten. Dabei bestimmt die vergleichende Diskussion der Begriffe ‚Umbruch‘, ‚Transformation‘ und ‚Emanzipation‘ den Blick auf die Geschichte Irlands von den ‚Land Wars‘ (ca. 1870-1900) über die Unabhängigkeitsbewegung des frühen 20. Jahrhunderts und die katholische Agrarnation Éamon de Valeras bis zum „Celtic Tiger“ (1993-2008) und in die Gegenwart. Anhand einiger historischer Beispiele, vor allem aber in Bezug auf jüngere und aktuelle kulturpolitische Kampagnen (z.B. #WakingTheFeminists und die ‚March 2024 Irish Constitutional Referendums‘) diskutiert der Vortrag auch, inwiefern Kulturschaffende und Geisteswissenschaftler*innen sozialhistorische Umbrüche und Transformationen – mehr oder weniger solidarisch und nachhaltig – mitgestaltet haben und mitgestalten.

 

Welche Revolution und wessen Revolution? Eine Reflexion anhand von Jan-Christoph Gockels Inszenierung Der Auftrag/Psyché 17

Prof. Dr. Annette Bühler-Dietrich (Stuttgart)

Im Zuge der Französischen Revolution schickt Heiner Müllers Auftrag drei Revolutionäre nach Jamaika, die dort gegen die britische Sklaverei zum Aufstand mobilisieren sollen. Doch der Auftrag scheitert, dort wie in Frankreich, wo die Revolution durch die Herrschaft Napoleons abgelöst wird. In seinem Stück beleuchtet Heiner Müller dieses Scheitern und montiert dazu sowohl Szenen aus Büchners Dantons Tod ein wie auch den berühmten „Mann im Fahrstuhl“. Auf die Vertikalität der Welt nimmt Elemawuzi Agbédjidji in seiner Replik auf Heiner Müller, Psyché 17, Bezug. Rebelliert wird sowohl gegen neue Kolonialisierungsbemühungen wie gegen Aussagen von Müllers Text selbst. Beide Texte bringt Jan-Christoph Gockel in seiner Inszenierung in der Spielzeit 2023/2024 am Deutschen Theater Berlin auf die Bühne und verbindet sie mit den aktuellen Bewegungen gegen die Neokolonialmacht Frankreich in Westafrika. In Wort, Bild, Musik und Schauspiel schafft die Inszenierung eine umfassende dekoloniale Kritik und beleuchtet so Revolution neu.   

 

Panel II Solidarität und Identität

„Solidarität“ zwischen Gleichheit und Differenz. Konzeptionelle Überlegungen am Beispiel (nicht)migrantischer Beschäftigter

Prof. Dr. Nicole Mayer-Ahuja (Göttingen)

Der Ruf nach internationaler Solidarität begleitet die Arbeiter*innenbewegung von Anfang an. Doch was macht solidarisches Handeln aus? In diesem Beitrag wird nach einigen konzeptionellen Überlegungen zu dieser Frage argumentiert, dass Solidarisierung zwischen Arbeitenden (und besonders zwischen Arbeitenden in oder aus verschiedenen Weltregionen) nicht die Regel, sondern die Ausnahme ist. Inwiefern tragen Unternehmensstrategien und staatliche Politik zur Verstärkung von Differenz und Konkurrenz bei? Inwiefern gibt es dennoch Potentiale, das „Wir“ durch eine Solidarisierung zwischen einheimischen und migrantischen Beschäftigten zu erweitern? Und inwiefern ist „Gleichheit“ in diesem Zusammenhang eine emanzipatorische Forderung?

 

Solidarität statt Identität – Postmigrantische Perspektiven gegen autoritäre Schließungen

Dr. Massimo Perinelli (Berlin)

Vor 100 Jahren prägte Antonio Gramsci während seiner Haft im faschistischen Gefängnis den Begriff des Interregnums als einer Zwischenzeit, in der die alte Welt im Sterben liegt, aber die neue Welt noch nicht geboren werden kann. Die Gefangenschaft in einer scheinbar ewigen Gegenwärtigkeit, deren Bezüge auf die eigene Geschichte nur als Katastrophengeschichte gelingt, in der nicht mehr die einstigen Kämpfe um eine andere Zukunft erinnert werden können, sondern nur die Bestätigung der Unveränderlichkeit der eigenen Ohnmacht, erzeugt einen Verlust der Vision, die Enttäuschung und Wut, aber auch Formen autoritärer Herrschaft mit sich bringt. Vor diesem Hintergrund ist es das Anliegen dieses Beitrags, die Idee einer radikal ins Offene gehenden, postmigrantischen Solidarität zu verteidigen und zu stärken, der das Statische und Verbriefte suspekt ist, die nicht das Identische begehrt, die ihre Heimat in der Fremde sucht, und die sich im Anderen als selbst Anderes wiedererkennt. Der Vortrag plädiert für die solidarische Konstitution der postmigrantischen Commune, deren Gemeinsames nicht das Ende der Differenz, sondern ihre Produktion ist.

 

Panel III Medien und Kulturproduktion

Medien im Krieg – Krieg in den Medien

Prof. Dr. Jörg Becker (Solingen)

Gegenwärtig im Ukraine-Krieg und im Krieg Israel/Hamas ist ein kritisches Nachdenken über die Rolle der Medien in Kriegen mehr als angebracht. Wer nur über das Bild des Krieges in den Medien spricht, springt zu kurz. Vielmehr geht es um strukturelle Probleme wie Geheimhaltung, Transparenz, staatliche Propaganda, Feindbildproduktion und differenzierte Wahrnehmung. Unter einem neoliberalen Wirtschaftssystem von Deregulierung, Privatisierung, Kommerzialisierung und Globalisierung wird das öffentliche Gut Journalismus durch ein privatwirtschaftliches System kommerziell arbeitender Public Relations-Agenturen ersetzt. Das Resultat ist Kriegsmarketing.

 

Meistersinger reloaded – Mensch und Maschine im Dialog

Michael Käppler (Dresden), Matthias Lang (Darmstadt)

"Meistersinger reloaded" – Im Rahmen einer Kooperation zwischen der Singakademie Dresden, dem KI-Startup Aleph Alpha aus Heidelberg und Studierenden der TU Darmstadt entstand eine maschinell generierte Neukomposition auf Basis von Musik Richard Wagners. Der Softwareentwickler und klassische Perkussionist Matthias Lang (TU Darmstadt) und Projektinitiator Michael Käppler (Universität Erfurt, Singakademie Dresden) beleuchten anhand dieses Projekt die Umbrüche, die Künstliche Intelligenz für die Verarbeitung von Musik und Sprache bedeutet. Sie sprechen über die Motivation zur Verwendung Wagnerscher Musik und die Methoden, mit denen Ausgangsdaten für das Projekt gewonnen wurden. Sie erläutern außerdem den Prozess der Umwandlung von Musik in eine maschinenlesbare, zum Training neuronaler Netzwerke geeignete Form und diskutieren Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur Sprachverarbeitung mittels KI-Technologien. Die Architektur des verwendeten "Transformer"-Modells, sein Training und damit verbundene Herausforderungen sind weitere Aspekte des Vortrages.

 

Panel IV Wissenschaft und Verantwortung

ChatGPT und seine Regulierung durch die europäische KI-Verordnung – Zu den Anforderungen an sog. KI-Modelle mit allgemeinem Verwendungszweck

Dr. Erik Weiss (Köln)

Generative KI-Modelle wie ChatGPT werfen weitreichende sowie komplexe Rechtsfragen auf. Im Fokus steht u.a. die Frage nach einem regulatorischen Interessenausgleich zwischen Modellentwicklern auf der einen und Anbietern, die entsprechende Modelle für ihre KI-Systeme verwenden, auf der anderen Seite. Wer trägt in welchem Umfang die Verantwortung dafür, dass entsprechende Modelle bzw. Systeme keine unzumutbaren Gefahren für die europäischen Grundrechte und -werte begründen? Die europäischen Gesetzgebungsorgane haben sich im Rahmen der KI-Verordnung auf ein differenziertes Regulierungsregime verständigt. Dieses soll in Grundzügen präsentiert, analysiert sowie anhand ausgewählter Rechtsfragen vertieft werden.

 

Die Nutzung von large language models in der Wissenschaft. Ethische Überlegungen

Prof. Dr. Bert Heinrichs (Bonn)

Die Veröffentlichung von ChatGPT durch die Firma OpenAI im November 2022 war ohne Zweifel ein Meilenstein. Seither haben weitere große Tech-Firmen sog. large language models (LLMs) veröffentlich und erheblich weiterentwickelt. Gleichzeitig hat eine intensive 
Diskussion darüber eingesetzt, ob es Regeln für eine verantwortungsvolle Nutzung von LLMs geben muss und, falls ja, wie diese aussehen könnten. Diese Diskussion betrifft u. a. auch die Verwendung von LLMs speziell in der Wissenschaft. Wie kann gewährleistet werden, dass in der Wissenschaft das große Potential von LLMs genutzt wird, ohne dass etalierte Prinzipien unterlaufen werden?

 

Abendveranstaltung: Filmvorführung im Kino Filmpalette

Liebe, D-Mark und Tod

Anschließendes Gespräch mit Dr. Manuel Gogos (Bonn)