Urbs aeterna
Mit dem a.r.t.e.s. Integrated Track 2016 in der ewigen Stadt
von Maria Kames
Alle Wege führen bekannterweise nach Rom – das dachte sich auch der diesjährige a.r.t.e.s.-Abschlussjahrgang und nach intensiver Planung schlugen schließlich alle die richtige Route ein und fanden sich am Hauptbahnhof Termini zusammen. Viel Zeit zur Erkundung stand nicht zur Verfügung, weshalb ein Spaziergang durch die Straßen Roms einen ersten Eindruck von der Vielfalt der ewigen Stadt verschaffen sollte. An ausgewählten Gebäuden und Monumenten, wie etwa einem der ältesten christlichen Gebäude Roms, dem Laterans-Baptisterium, konnte nicht nur ein erster Blick auf die grundsätzlich sehr reiche Ausstattung römischer Kirchen geworfen werden, sondern anhand von zahlreichen Spuren, die auf unterschiedlichen Ebenen in den Bau integriert waren, wurde der historische Wandel des Gebäudes sichtbar. Die Integration von Architekturen in das moderne Stadtbild Roms war Leitgedanke des weiteren Spaziergangs vorbei am Kolosseum und dem Forum Romanum, wo die hochaufragenden Überreste der Maxentiusbasilika besichtigt wurden. Auch dem einstigen Areal der Domus Aurea von Kaiser Nero wurde ein Besuch abgestattet.
Kolloquium in den Räumen der Bibliotheca Hertziana
Am nächsten Tag stand die Besichtigung der Villa Borghese auf dem Programm, die von Ralph Lange organisiert wurde. Die Anlage, bestehend aus einem weitläufigen Park sowie der Galerie, wurde im 17. Jahrhundert für Kardinal Scipione Caffarelli-Borghese errichtet und diente als Sommerresidenz. In der Galleria Borghese wurde bereits im 17. Jahrhundert die private Kunstsammlung des Kardinals eingerichtet, die bis in das 19. Jahrhundert kontinuierlich anwuchs und zu den größten und vielfältigsten privaten Sammlungen Europas zählte. Neben Auftragswerken speziell für Kardinal Borghese, wie beispielsweise der berühmten Skulptur „Apollo und Daphne“ von Bernini, kaufte der Kardinal vor allem Gemälde und antike römische Werke für seine Sammlung an. Das so entstandene Ensemble reicht von antiken römischen Skulpturen und Mosaiken des 1. bis 3. Jahrhunderts bis zu klassizistischen Skulpturen des 17. Jahrhunderts. Die Vielfältigkeit der Sammlung erlaubte es, nicht nur einen Einblick in die verschiedenen kunstgeschichtlichen Epochen zu bekommen, die Vielzahl der dargestellten Themen wies zudem über kunstgeschichtliche Aspekte hinaus.
An den Besuch der Villa Borghese schloss sich der Beginn unseres Kolloquiums an, welches in den Räumlichkeiten der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte stattfand. Zeugten die bisher besichtigten Gebäude, Ruinen und Museen vom Wandel Roms und dem Versuch, diesen festzuhalten, so reiht sich auch die Bibliothek der Hertziana in dieses Konzept ein. So sind die alten Arbeitsräume von Henriette Hertz, aus deren Sammlung die spätere Stiftung entstanden ist, im Palazzo Zuccari, einer Teilvilla der Bibliothek, erhalten. Auch die Fresken und das charakteristische Löwentor des namengebenden Frederico Zuccari aus dem Ende des 16. Jahrunderts sind bis heute zentral in das Ensemble der heutigen Bibliothek integriert. Durch den 2013 eingeweihten Neubau der Bibliothek werden zudem die Reste der Villa des Lucius Licinius Lucullus, welche in die Zeit um 60 v. Chr. datieren, der Öffentlichkeit in einem aufwendigen Neubau, der das Grabungsareal überspannt und als Lichthof fungiert, zugänglich gemacht. Für die Möglichkeit, das Kolloquium in den Räumen der Bibliotheca Hertziana, genauer im Villino Stroganoff, abhalten zu können, wie auch für eine wunderbare Führung, die nicht nur die Bibliothek und ihre Geschichte vorstellte, sondern dem Abschlussjahrgang auch einen traumhaften Blick über Rom ermöglichte, sei nochmals herzlich der a.r.t.e.s.-Alumna Dr. Christiane Elstner gedankt. Sie ermöglichte uns zudem auch ein kurzes Treffen mit den Promovierenden und Postdoktorandinnen und -doktoranden der Hertziana und gab uns somit einen Einblick in die aktuellen Forschungen des Instituts.
„Ewige Stadt“ und lebendige Metropole
Im Anschluss an das Kolloquium blieb noch etwas Zeit, weitere zentrale Gebäude – vor allem römische Kirchen – zu besichtigen. Dem Abschlussjahrgang ist es während der Exkursion gelungen, alle drei Gemälde des Barockmalers Caravaggio, die nicht in die Ausstellungen der Museen gewandert sind, sondern bis heute in den Kirchen ausgestellt werden, aufzuspüren. In der Kirche San Clemente war es zudem nochmals möglich, die verschiedenen historischen Phasen anhand der unterschiedlichen Bebauung, Erweiterung und Ausgestaltung der Kirche nachzuvollziehen, da zum einen unter dem Bau verschiedene römische Gebäude liegen, etwa ein Mithräum oder eine Münzprägestätte, die in das 1. Jahrhundert datieren. Zum anderen befindet sich ebenfalls in den Katakomben eine sogenannte Unterkirche, die in das Jahr 384 datiert und einst eine dreischiffige Kirche war. Der heute sichtbare Oberbau wiederum ist eklektisch zu unterschiedlichen Zeiten erweitert und ausgebaut wurden, sodass sich hier Mosaiken aus dem 12 Jahrhundert neben Architekturformen des 18. Jahrhunderts befinden.
Neben all den zahlreichen Informationen und Eindrücken, die wir durch das Programm erhalten haben, kam aber auch die kulinarische Seite nicht zu kurz. So präsentiert Rom sich vor allem in den Abendstunden von seiner lebhaften Seite. Besonderer Dank geht hier an Giulia Marinelli, die als waschechte Römerin uns nicht nur zahlreiche Monumente und Kirchen näherbrachte, sondern vor allem die römische Lebenskultur. Ihr ist es zu verdanken, dass wir abseits der touristischen Hotspots stets einen Platz in angesagten Restaurants und Pizzerien sicher hatten. So durften wir nicht nur die beste Pizza in ganz Rom genießen, sondern hatten auch das Vergnügen, ganz traditionelle italienische Gerichte samt Einhaltung der entsprechenden Menüabfolge zu probieren.
Rom erwies sich für den Abschlussjahrgang als besonderer Glücksfall, denn so divers die einzelnen Dissertationsthemen der Gruppe sind, so vielfältig präsentierte sich das Bild von Rom selbst. An kaum einem anderen Ort lässt sich historischer Wandel so intensiv erfahren wie in der italienischen Hauptstadt. Bereits von antiken Autoren als „ewige Stadt“ beschrieben, stellt Rom jedoch kein künstliches Museum dar, sondern eine lebendige Metropole. Die verschiedenen Monumente und Objekte, die wir besucht haben, wurden dabei nicht nur als Zeugen ihrer eigenen Historie betrachtet, sondern sie boten uns die Möglichkeit, sich auf verschiedenen Ebenen mit ihnen auseinanderzusetzen.