„In Situ“ – Ja, das ist der Ort!
a.r.t.e.s.-Doktorand Sung Un Gang berichtet von seiner Teilnahme am [sic!] Summer Institute Cologne 2016
von Sung Un Gang
Ende August belebte das [sic!] Summer Institute Cologne wieder das romantische Schloss Wahn. 45 Studierende und Promovierende aus den USA, Deutschland, Indien, Island, Südkorea, China, Peru, Großbritannien und Kanada nahmen teil. Beeindruckend war nicht nur die Vielfalt der Teilnehmenden, sondern auch ihr großes Interesse an Austausch und Forschungsthemen. Vom Einfluss der Science-Fiction-„Starship Troopers“ auf die Ausbildung der US-Armee bis zum modischen Selbstausdruck von homosexuellen Männern in der DDR – die Sujets alleine reichten schon für tagelange Gespräche aus.
[sic!] 2016 bot die vier Klassen „Theater Historiography“, „Queer Becomings and Unnatural Intimacies“, „Sound Studies“ und „Urbanism and Hiphop“ an, welche dann jeweils von einem Professor/inn/enteam zusammen geleitet wurden. Das diesjährige Thema „In Situ“ forderte von den Teilnehmenden, sich über Räume und das Situiert-Sein bewusster zu werden und dadurch die Verständnisse sowie die Praktiken der jeweiligen Fachbereiche neu zu hinterfragen. In der Theaterhistoriografie diskutierten wir nach der intensiven Lektüre der Fachliteratur, wie ein ortspezifisches Theater die Lokalität und die Identität konstruiert, welche Vorstellungen ein Bühnenbild transferiert und ob Menschen Orte durch ihre Handlungen und Sinngebung „performen“, oder ob die Räume nicht vielmehr menschliche Wahrnehmung und Handlung steuern. Die einzigartige Chance, mit den Archivmaterialien der Theaterwissenschaftlichen Sammlung zu arbeiten, ermöglichte den Teilnehmenden, die Debatte und die Erfahrungen in den Forschungskontext zu integrieren.
Andere Gruppen machten ebenfalls einfallsreiche Exkursionen: So besuchte die Klasse „Queer Becomings and Unnatural Intimacies“ ein Naturwissenschaftliches Museum in Münster, um dort einen Roboter zu bauen, während sich die Klasse „Urbanism and Hiphop“ in einem Jugendzentrum in Köln-Nippes mit lokalen Aktivist/inn/en traf. Die Klasse „Sound Studies“ suchten im Kölner Karnevalsmuseum nach dem lokalen Klang. Am letzten Tag veranstalteten die Teilnehmenden selbst kleine Sessions, in denen man sich über alles, was in den letzten Wochen nicht genügend diskutiert wurde, austauschen konnte. So entstanden Kurse zum Thema „Food and Performance“, „Beyoncé“ und „Yas Queen: Meme and Transculturality in the Internet.“ Zugegeben: Manche Kurse hatten einen komischen Hintergrund! Jedoch bewiesen die Teilnehmenden, dass die unkonventionellen und deswegen scheinbar nebensächlichen Themen der Produktion von neuem Wissen ebenso gut dienen konnten wie klassischere Wissenschaftsbereiche.
Wir danken Sung Un Gang für seinen Bericht!