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a.r.t.e.s. EUmanities: international, interdisziplinär, intersektoral – und individuell

Emanuele Caminada spricht über die neuen EU-geförderten Promotionsstellen

von Alessa Hübner

Bild: krockenmitte / photocase.de

Mit der durch die COFUND-Initiative der Marie Skłodowska-Curie Actions (MSCA) eingeworbenen EU-Fördergelder wird die a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne in Kofinanzierung mit der Universität zu Köln insgesamt 30 Promovierende fördern können. Unter dem Titel a.r.t.e.s. EUmanities werden hierfür die beiden neue Förderlinien a.r.t.e.s. EU und a.r.t.e.s. global geschaffen, die sich durch eine besondere interdisziplinäre, internationale und intersektorale Ausrichtung auszeichnen. Was das Neue an a.r.t.e.s. EUmanities ist, erklärt Emanuele Caminda, Mitarbeiter im a.r.t.e.s. Research Lab und federführend bei der Antragstellung bei der Europäischen Union, im Interview:

 

a.r.t.e.s. Graduate School: Wer wird ab wann durch a.r.t.e.s. EUmanities gefördert werden können?

Emanuele Caminada: Ab 2017 werden wir drei neue Jahrgänge von jeweils 10 Promovierenden für einen Zeitraum von jeweils drei Jahren fördern können. Anders als bisher werden diese nicht durch Stipendien gefördert, sondern die Promovierenden werden in Vollzeit bei a.r.t.e.s. angestellt. Dahinter steht der Gedanke, die Promovierenden weniger als Studierende und mehr als junge Forscherinnen und Forscher – als sogenannte Early Stage Researchers – zu behandeln.

 

Welche weiteren Neuheiten gibt es im Vergleich zu den bisherigen a.r.t.e.s.-Promotionsstipendien?

Über die Interdisziplinarität hinaus, die ja immer schon im Integrated Track verankert ist, wird a.r.t.e.s. EUmanities verstärkt international und intersektoral ausgerichtet sein. Damit erfüllen wir die drei im Rahmen der MSCA vorgeschriebenen Ziele, die sogenannte „Triple-i“-Dimension: Interdisziplinarität, Internationalität, Intersektoralität. Das Besondere an a.r.t.e.s. EUmanities ist, dass die internationale Mobilität besonders gefördert wird und einen obligatorischen Bestandteil des Programms darstellt. Die beiden Förderlinien basieren dabei auf jeweils unterschiedlichen Mobilitätsmodellen: a.r.t.e.s. EU spricht Absolventinnen und Absolventen aus dem Ausland an, die nach Köln kommen möchten, um hier zu promovieren. Innerhalb der drei Jahre werden sie außerdem einen Auslandsaufenthalt in einem anderen europäischen Land absolvieren. Bei a.r.t.e.s. global haben die Doktorandinnen und Doktoranden ein Forschungsziel außerhalb von Europa. Bei der intersektoralen Ausrichtung geht es darum, dass die Promovierenden lernen, wie sie die Inhalte ihrer geisteswissenschaftlichen Forschungen auch außerhalb des akademischen Sektors vermitteln können. Das ist ein doppelter Gewinn: Auf der einen Seite können sich die Promovierenden so dem Potenzial ihrer eigenen Forschung bewusst werden, auf der anderen Seite wird die Relevanz der Geistes- und Kulturwissenschaften für die Gesellschaft präsent gemacht. Um zu erlernen, wie komplexe Zusammenhänge an „Laien“ vermittelt werden können, gibt es für die Promovierenden verschiedene Möglichkeiten: Sie können zum Beispiel in einem Museum arbeiten, in einer Schule unterrichten, bei Kulturevents mitwirken, Radio- oder Zeitschriftenbeiträge verfassen.

 

Wer kann sich für die beiden Förderlinien von a.r.t.e.s. EUmanities bewerben?

Die Bewerbungen müssen der Mobilitätsregel der MSCA entsprechen: Bewerberinnen und Bewerber für a.r.t.e.s. EU dürfen innerhalb der letzten drei Jahre nicht länger als ein Jahr in Deutschland verbracht haben, für a.r.t.e.s. global nicht länger als ein Jahr im jeweiligen Forschungsland. Das heißt zum Beispiel, ein Historiker, der in einem Archiv in Mexiko forschen möchte, darf in den letzten drei Jahren nicht länger als ein Jahr in Mexiko verbracht haben.
Außerdem sollten die Bewerberinnen und Bewerber in der Regel nicht mehr als vier Jahre Forschungserfahrung nach Abschluss ihres Studiums gemacht haben. Ansonsten gelten ähnliche Voraussetzungen wie für den Integrated Track. Für die Bewerbung sollte bereits ein konkretes Forschungsvorhaben mit einem entsprechenden Reiseziel erarbeitet worden sein.

 

Wie sieht es mit Sprachkenntnissen aus?

Die Promovierenden sollen mehrsprachig forschen und arbeiten. Um das Programm gewinnbringend durchlaufen zu können und im Zielland erfolgreich arbeiten zu können, ist also die Kenntnis der Sprache des Ziellandes bzw. die Möglichkeit ihres Erwerbs während der Förderzeit entscheidend. Mehrsprachigkeit ist somit auch bereits bei der Bewerbung von Bedeutung.

 

Wie kann man sich den Ablauf der Promotion vorstellen?

Das Programm funktioniert so: Nach einem Orientierungssemester beginnt die Kernphase der Forschung: a.r.t.e.s. global-Promovierende verbringen mindestens 18 Monate im Zielland, a.r.t.e.s. EU sieht einen etwa einjährigen Aufenthalt im europäischen Ausland vor. Das dritte Jahr wird dann in Köln verbracht, um die Promotion abzuschließen.

 

Wie wird die Betreuung gehandhabt?

Die individuelle Betreuung der Promotionsprojekte setzt sich jeweils aus drei Betreuerinnen und Betreuern zusammen und ist sowohl international als auch interdisziplinär. Es findet immer eine Kooperation zwischen a.r.t.e.s. und einer weiteren Institution statt, die die Promovierenden als Partnerinstitution für ihren Forschungsaufenthalt wählen. In Frage kommen Universitäten oder andere Forschungseinrichtungen.

 

Was ist das übergeordnete Ziel von a.r.t.e.s. EUmanities?

Das Ziel des Ganzen ist es, ein Modell dafür zu entwickeln, wie eine Graduiertenschule auf europäischer Ebene funktionieren kann. Dem Promotionsprogramm liegen hohe Qualitätsansprüche und Standards zugrunde. Diese dürfen nicht dazu führen, dass Doktorandinnen und Doktoranden im akademischen Bereich versteckt bleiben. Deshalb liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Vermittlung der Forschung außerhalb des akademischen Sektors und darauf, das Bewusstsein der Promovierenden in Bezug auf ihr Potenzial und ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zu stärken. Gerade auch weil sie so gut sind, sollten sie zeigen können, dass sie als Vertreter der Geistes- und Kulturwissenschaften einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten können. Im Kern des Programms stehen die jeweiligen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Doktorandinnen und Doktoranden. Das Curriculum legt eine gewisse Struktur fest, innerhalb derer aber die individuellen Ziele verfolgt werden sollen. Die Verträge werden sehr individuell sein: Jeder kann sein eigenes Programm mitgestalten und seine Wünsche einbringen.

 

Lieber Emanuele, vielen Dank für das Gespräch!