skip to content

„Obsoleszenz — Kulturelle Figurationen des (Nicht-mehr-)Besonderen“

Stefan Udelhofen über den gemeinsamen Workshop mit Morphomata

von Simona Böckler

1 / 8

Am 23. und 24. Juni 2016 fand in den Räumlichkeiten des Internationalen Kollegs Morphomata der Workshop „Obsoleszenz — Kulturelle Figurationen des (Nicht-mehr-)Besonderen“ statt. Die Veranstaltung wurde von Stefan Udelhofen, Stipendiat der a.r.t.e.s. Graduate School und Doktorand der Medienkulturwissenschaften an der Universität zu Köln, zusammen mit Timo Kaerlein, Kollegiat des Graduiertenkollegs „Automatismen“ der Universität Paderborn und Morphomata-Direktor Prof. Dr. Dietrich Boschung organisiert und durchgeführt.

Das Internationale Kolleg Morphomata „Genese, Dynamik und Medialität kultureller Figurationen“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative „Freiraum für die Geisteswissenschaften“ gefördert. Bei Morphomata forschen Fellows aus aller Welt gemeinsam mit Kölner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu Fragen kulturellen Wandels. Auf dieser Tradition des wissenschaftlichen Austausches beruht auch die enge Zusammenarbeit mit a.r.t.e.s. – es ist damit eine der ältesten Kooperationen der Graduiertenschule. Wir haben Stefan Udelhofen zu seinen Eindrücken von der Veranstaltung befragt:

 

a.r.t.e.s.: Lieber Stefan, euer Workshop hatte eine dezidiert interdisziplinäre Ausrichtung. Welcher thematische Schwerpunkt stand in seinem Fokus?

Stefan Udelhofen: Bekannt ist der Begriff der Obsoleszenz, gerade in seiner geplanten Form, vor allem in verschiedenen ökonomischen Diskursen, nicht selten in Verbindung mit Konsum- oder Ökologiekritik. Stichworte in diesem Zusammenhang sind etwa Begriffe wie „Wegwerfgesellschaft“ oder „Sollbruchstellen". Über diesen eher engen, ökonomischen Fokus hinaus, haben wir im Rahmen des Workshops eine kulturwissenschaftliche Öffnung des Begriffs über disziplinäre Grenzen hinaus versucht und nach unterschiedlichen Prozessen und Praktiken der Bedeutungsverlagerung von Artefakten gefragt, deren materielle Basis erhalten bleibt, während sich Sinn- und Funktionszuschreibungen verändern und Neu-Interpretationen möglich werden. Konkret erstreckten sich die Beiträge von ethnografischen Perspektiven auf übersehene und abgelegte Dinge in Togo und Papua-Neuguinea bis hin zu literarischen und popkulturellen Verhandlungen von Coney Island.

 

Wie ist das Workshop-Projekt entstanden?

Ich finde es generell sehr spannend, über den Erkenntniswert von Randständigem, Abgelegtem, Übrigem oder Vergessenem nachzudenken. Insofern steht das Thema des Workshops auch im erweiterten Kontext meines Dissertationsprojektes zur Medienkulturgeschichte von Internetcafés. Ich werde immer wieder gefragt, ob es Internetcafés denn überhaupt noch gäbe, ob diese überhaupt noch gebraucht würden oder diese nicht schon längst obsolet geworden sind. Da ich wusste, das Timo Kaerlein von der Universität Paderborn — mit dem ich hier in Köln zusammen studierte — auch an ähnlichen Fragen interessiert ist, haben wir gemeinsam eine Projektskizze ausgearbeitet, die Dietrich Boschung als Klassischer Archäologe für interessant und anschlussfähig erachtete — nicht zuletzt ist es ja zumeist das einst Abgelegte, was für die Archäologie interessant wird.

 

Und warum habt ihr für den Workshop mit Morphomata kooperiert?

Dr. Asuman Lätzer-Lasar, eine der Geschäftsführerinnen, war selbst vor einigen Jahren a.r.t.e.s.-Stipendiatin und hat 2014 in unserem Plenum die Möglichkeit einer Kooperation aufgeworfen. Ich habe mich dann bei ihr gemeldet und es kamen verschiedene Gespräche zu Stande, in deren Folge dann die Projektskizze für den Workshop entstanden ist, die Timo Kaerlein und ich dann gemeinsam mit Dietrich Boschung weiter ausgearbeitet haben. Insgesamt hat sich das Thema als überaus produktiv auch für die Diskussion zwischen ganz unterschiedlichen Wissenskulturen und das aktuelle Schwerpunktprogramm des Internationalen Kolleg Morphomata – „Porträt und Biografie als Figurationen des Besonderen“ – erwiesen.

 

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Personen und Institutionen konkret gestaltet?

Für die inhaltlich-thematische Organisation des Workshops waren Dietrich Boschung, Timo Kaerlein und ich verantwortlich; auf organisatorischer Seite wurden wir durch das Team von Morphomata unterstützt. Verschiedene Kommilitoninnen und Kommilitonen von a.r.t.e.s. – Mirjam Kappes, Léa Perraudin, David Sittler, Olga Tarapata und Moritz von Stetten – haben die Vorstellung der Gäste und die Moderation der Diskussion im Anschluss übernommen. Die Zusammenarbeit hat also wirklich quer durch alle Reihen stattgefunden, wunderbar funktioniert und war, wie ich finde, für alle sehr gewinnbringend.

 

Lieber Stefan, wir bedanken uns herzlich für das Interview und die spannenden Eindrücke!