Durch Kunst Fragen stellen
Die Künstlerin Nieves de la Fuente Gutiérrez gibt Einblick in ihre Arbeit
von Simona Böckler und Alessa Hübner
Jedes Jahr im Sommersemester organisiert das a.r.t.e.s. kunstfenster eine Ausstellung, die jungen Künstlerinnen und Künstlern Raum und Gelegenheit bietet, Kunstprojekte auszustellen. Am 28. April wurde die Ausstellung „going beyond…“ in den Räumen von a.r.t.e.s. mit einer Vernissage eröffnet. Die ausgestellten Arbeiten beschäftigen sich mit Konzepten von medialen und existentiellen Grenzüberschreitungen: Die Transition zwischen Leben und Tod soll dabei in fließenden Übergängen und Verknüpfungen zwischen verschiedensten Medien in Dialog treten. In der Ausstellung werden höchst unterschiedliche Arbeiten von vier Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. Sie alle bringen das Thema der Grenzüberschreitungen auf verschiedenen Ebenen zum Ausdruck.
Das a.r.t.e.s. kunstfenster ist ein Promovierendenprojekt der a.r.t.e.s. Graduate School, welches 2009 ins Leben gerufen wurde. Es soll Wissenschaft und Kunst in einen interdisziplinären Dialog bringen, indem es den Austausch zwischen Künstlerinnen und Künstlern, Kuratorinnen und Kuratoren, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Studierenden der Kunst und des Designs sowie mit allen, die an Kunst begeistert sind, fördert. Das Team des a.r.t.e.s. kunstfenster sind in diesem Semester die fünf a.r.t.e.s.-Promovierenden Lisa Hecht, Svenja Lehnhardt, Haydée Mareike Haass, Sung Un Gang und Hanns Christian Schmidt – zusammen haben sie die Ausstellung „going beyond…“ in den letzten Monaten auf die Beine gestellt. Die Ausstellungen des a.r.t.e.s. kunstfensters sind sowohl Mitgliedern der Universität wie auch der Öffentlichkeit zugänglich.
Wir haben eine der Künstlerinnen der kommenden Ausstellung, Nieves de la Fuente Gutiérrez, getroffen und mehr über ihr Werk und ihre Installation im Kontext von „going beyond…“ erfahren. Nieves de la Fuente Gutiérrez ist 28 Jahre alt und arbeitet im Atelier „Transmedialer Raum“ der Kölner Kunsthochschule für Medien. Ihre Arbeiten setzen sich mit der Schnittstelle zwischen Tier, Mensch und Computer auseinander:
a.r.t.e.s. Graduate School: Was ist deine Motivation, bei a.r.t.e.s. auszustellen?
Nieves de la Fuente Gutiérrez: Ich finde es sehr wichtig, nicht nur im Rahmen der Kunsthochschule für Medien, sondern auch eigenständig in Projekten und Ausstellungen mitzuwirken. Es ist toll, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, in Köln auszustellen, und dass die Ausstellung bei a.r.t.e.s. so lange läuft. Faszinierend an der Sache finde ich auch, dass ich meine erste Arbeit an der KHM im Kontext von „going beyond…“ erneut zeigen und neu bearbeiten kann. Ich kann dadurch sehen, wo ich jetzt stehe, und Verknüpfungspunkte in meiner gesamten Arbeit reflektieren.
Welche Arbeiten zeigst du in der Ausstellung „going beyond…“?
Es handelt sich um eine Installation mit dem Titel „Reliquia de las disciplinas geográficas“ („Relikt der geographischen Disziplinen“). Die Installation setzt sich aus einem Hologramm auf einem Podest, der Skulptur eines Dingos und einem Videospiel, oder besser gesagt einem digitalen Spaziergang, zusammen. Die Installation beschäftigt sich mit der digitalen Visualisierung von fantastischen Welten sowie mit dem Platz, den diese Visualisierungen in der realen Welt einnehmen.
Was ist der Hintergrund deiner Installation?
Die Arbeit ist von einer fantastischen Geschichte des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges über die Kunst der Kartografie inspiriert. Ich habe eine australische Landschaft zur Grundlage genommen und die Geschichte von Borges in den Computercode der Google Earth-Datei dieser Landschaft integriert. Hierbei habe ich die Computersprache mit einer poetischen Sprache verbunden und so ein Relikt der geographischen Disziplinen erschaffen.
Wirst du für die Ausstellung bei a.r.t.e.s. deine Installation in einer bestimmten Weise anpassen?
Ich werde mir noch Gedanken über die Vermittlung meiner Installation machen müssen. „Vermittlung“ ist oft ein Problem, da meine Werke allgemein sehr kryptisch sind. Ich will nicht immer alles vorgeben, Kunst sollte nicht vorgekaut werden. Ich will nicht den Betrachter zwingen, die Sachen so wahrzunehmen, wie ich das will. Jeder hat seinen eigenen Background und seine eigene Geschichte und vielleicht sieht und spürt der Betrachter etwas völlig anderes im Hologramm oder beim digitalen Spaziergang als ich. Ich muss also noch überlegen, ob ich einen kleinen Text zu der Installation hinzufüge oder alles der Interpretation des Betrachters öffne. Die Installation sollte Fragen stellen, keine Antworten geben.
Wir danken für das Gespräch!