Unter Silhouetten: Die Entpolitisierung und (Un-)Sichtbarkeit von Lotte Reinigers Kunst und Werdegang im Schatten des Nationalsozialismus.

Im Rahmen des Forschungsprojekts wird die Entpolitisierung und (Un-)Sichtbarkeit von Lotte Reinigers Kunst und Karriere in den Jahren des Dritten Reichs untersucht. 

Obwohl Reiniger 1934 einen Film für die NSDAP produzierte, brachte sie ihre progressiven Ideen in vielen ihrer Werke zum Ausdruck und schuf im selben Jahr einen antifaschistischen Silhouettenfilm. 1935 entschied sie sich, Deutschland zu verlassen. Das durch die politischen Umstände bedingte Exil hatte erhebliche Auswirkungen auf Reinigers künstlerische Anerkennung und ihr Vermächtnis. Ihre Kunst, die von außereuropäischen Traditionen beeinflusst und eher als „Handwerk“ denn als „Kunst“ kategorisiert wurde, wirft ein Schlaglicht auf geschlechtsspezifische und politische Fragen in kulturellen Hierarchien. Das Projekt nutzt Reinigers Werke und persönliche Dokumente, um ihre Marginalisierung und den politischen Kontext ihrer Kunst zu verstehen. Die Studie verfolgt einen mikrohistorischen Ansatz und stützt sich auf theoretische Rahmen der Intellektuellengeschichte und der Gender Studies. Aus der Perspektive von Intellektuellen wie Ângela de Castro Gomes, Jacques Rancière und Judith Butler werden die komplexen sozio-politischen Dynamiken analysiert, die Reinigers Karriere und ihr Vermächtnis beeinflusst haben. Die Untersuchung wird durch Recherchen in den Archiven des British Film Institute und des Stadtmuseums Tübingen ergänzt.

Kurzbiografie

Ana Ianeles ist Doktorandin der Zeitgeschichte an der Universität zu Köln und ehrenamtliche Forscherin am History of the Present Time Laboratory (LHTP) der Bundesuniversität Minas Gerais in Brasilien.
Sie schloss ihr Studium der Geschichte an der Bundesuniversität Minas Gerais (2019) ab und absolvierte zwei Semester Verlängerung in Europastudien an der Universität zu Köln (2017–2018). Ianeles hat einen Master-Abschluss in Geschichte und politischen Kulturen von der Bundesuniversität Minas Gerais (2021) erworben. Ihre Masterarbeit wurde 2023 im brasilianischen Verlag Dialética veröffentlicht.

Kontakt: aianele1smail.uni-koeln.de

Publikationen

Ianeles, Ana. Estética de um genocídio. São Paulo, 2023.

Ianeles, Ana. Rememorando passados traumáticos: perspectivas do ensino de História no filme Jojo Rabbit (2019). IN: A Universidade vai ao cinema. Belo Horizonte, 2024 (in Druck).

Ianeles, Ana. A eugenia como política pública: o programa Lebensborn. IN: Dicionário Historiográfico dos Fascismos, dos Antifascismos e seus Conflitos. Rio de Janeiro, 2024 (in Druck).

Ianeles, Ana. Festa dos povos e da beleza: imaginário, representações e estética nazista no filme Olympia (1938). IN: Anais IX Encontro de Pesquisa em História, 2021, p.351-357.

Ianeles, Ana. Uma vida de várias faces: a construção autobiográfica da cineasta nazista Leni Riefenstahl. IN: Revista de Literatura, História e Memória, 2020, p. 322-334.

_{Bildcredit: BFI National Archive}