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Dissertationsprojekt von Friederike Ahrens

Gaia-Ästhetiken in I Am Legend (2007) und Planet of the Apes (2011-2017). Das Wahrnehmbar-Werden der Erde im zeitgenössischen Spielfilm (Arbeitstitel)

Ökologische Filme stehen in ihrer Planung und Realisation oftmals vor besonderen ästhetischen Herausforderungen: Wie könnte eine zukünftige Welt ohne Menschen aussehen? Wie hängen die verschiedenen Phänomene einer ökologischen Krise zusammen? Wie kann ein mehr-als-menschlicher Blick auf die Welt gestaltet sein? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich meine Dissertation mittels einer vergleichenden Filmanalyse der US-amerikanischen Spielfilme I Am Legend (2007) von Francis Lawrence und der Planet of the Apes-Reihe (2011-2017) von Rupert Wyatt und Matt Reeves. Den theoretischen Hintergrund für die Analyse bildet die Gaia-Theorie, welche einen kritischen Blick auf den modernen Naturbegriff wirft und den Anthropozentrismus zeitgenössischer Ökologie-Debatten herausstellt.

Mein Projekt verortet sich disziplinär in der Filmwissenschaft, der Medientheorie und der Wissenschafts- und Technikforschung (STS). Im Bereich Filmwissenschaft arbeite ich mit Filmanalysen, welche den Fokus auf Filmästhetik legen, und orientiere mich vor allem an filmtheoretischen Texten aus dem Ecocinema. Der Bereich Medientheorie umfasst eine Ästhetiktheorie, welche Parallelen zwischen Film, Literatur und bildender Kunst zieht und somit vergleichend bzw. kompostierend zwischen den verschiedenen Medien vorgeht. Zudem arbeite ich mit der neu-materialistischen Theorie, woraus auch meine Methode der Kompostierung entspringt. Kompostierung ist ein Begriff aus Donna Haraways Texten, mit dem sie die posthumanistische Theorie kritisiert, da sie die Kategorie des Menschlichen verabschiedet und somit aus der Verantwortung für die mehr-als-menschliche Welt entlässt. Kompostierung wiederum zersetzt, transformiert, collagiert und rekontextualisiert die Kategorie des Menschlichen. Ich verstehe Kompostierung als filmische Praxis und als meinen eigenen Forschungsansatz: Die Filme kompostieren Ideen und Ästhetiken, welche von mir aufgegriffen und mit bestimmten theoretischen Ansätzen – wie dem Ecocinema und der Gaia-Theorie – zusammengebracht werden, sodass neue Verbindungen und Assemblages entstehen. Ich schreibe somit kompostierende Gaia-Geschichten mit und über ökologische Spielfilme. Im Bereich Wissenschafts- und Technikforschung (STS) interessiert mich vor allem die Gaia-Theorie und die Akteur-Netzwerk-Theorie von Bruno Latour, welche die Gaia-Theorie stark beeinflusst hat. Die Gaia-Theorie wird anhand ihrer Hauptautor*innen James Lovelock, Lynn Margulis, Bruno Latour und Isabelle Stengers detailliert vorgestellt und ihre Ideen für die Medienwissenschaft furchtbar gemacht.

Meine Forschungsfrage lautet: „Wie lässt das Medium Film Gaia ästhetisch wahrnehmbar werden?“ Es geht mir folglich um Filmtheorie, sodass ich I Am Legend (2007) und die Planet of the Apes-Trilogie (2011-2017) als Filmbeispiele für meine Untersuchung heranziehe, um Thesen über die Möglichkeiten des Mediums Film (speziell über den ökologischen Spielfilm) aufzustellen. Ästhetik verstehe ich als das sinnlich Wahrnehmbare; Filmästhetik folglich als das, was Zuschauer*innen durch und mit dem Film sinnlich wahrnehmen können. Mich interessiert vor allem die audiovisuelle Wahrnehmung, aber auch Affizierung und Emotionen kommen in der Arbeit vor. Zudem wird Ästhetik in einer engen Verschränkung mit ethischen Fragestellungen gedacht. Gaia definiere ich als heterogene Assemblage und als mehr-als-menschliches Akteur-Netzwerk.

 

Kurzbiografie

Friederike Ahrens studierte Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaften an der Technischen Universität Dortmund und Medienkulturanalyse an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der Universität Wien und der Université de Nantes. Ihre Masterarbeit schrieb sie zum Thema „Gaia im Film. Dokumentarische Darstellungsversuche des Klimawandels und Bruno Latours Gaia-Theorie“. Ihr Forschungsinteresse an der Schnittstelle zwischen Wissenschafts- und Technikforschung und Filmwissenschaft vertieft sie nun in ihrer Dissertation, welche von Prof. Dr. Stephan Packard, PD Dr. Christiane König und Prof. Dr. Evi Zemanek betreut wird. Seit Mai 2018 ist sie Mitglied der Arbeitsgruppe „Eco Media“ der Gesellschaft für Medienwissenschaft und organisiert dort die Online-Reading Group. Seit November 2020 arbeitet sie außerdem als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn.

Des Weiteren ist Friederike Teil der a.r.t.e.s. Reading Group „Environmental Humanities“, die sich seit Herbst 2020 regelmäßig auf Zoom trifft. Bei Interesse kontaktiert mich gerne unter der genannten E-Mailadresse.

Kontakt: friederike.ahrens(at)outlook.de

Publikationen

Artikel „Mehr-als-menschliche Ästhetiken im Ökologischen Film. Eine Netzwerkanalyse von Nikolaus Geyrhalters Unser täglich Brot (2005)“. In: ffk Journal Nr. 5
(http://www.ffk-journal.de/?journal=ffk-journal&page=article&op=view&path%5B%5D=124).

Tagungsbericht zu: Spürtechniken. Von der Wahrnehmung der Natur zur Natur als Medium (24.–25.05.2018), in: H-Germanistik, 11. Juli 2018
(https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/2038177/tagb-sp%C3%BCrtechniken-von-der-wahrnehmung-der-natur-zur-natur-als).

Mit Lara Kersken: L’optimisation du temps : La société de consommation et l’écosophie de Félix Guattari, in: E-CRINI (hrsg. von Olivier Laboux), 9. Juni 2017.

Vorträge

„Filmische Praktiken der Kompostierung im Ecocinema“, 26.03.2021, 34. Film- und Fernsehwissenschaftliches Kolloquium (FFK), Bauhaus-Universität Weimar.

„Menschen/Affen/Animationen – Der Einsatz des Performance Capture-Verfahrens in Planet of the Apes (2011-2017), 11.03.2020, 33. FFK, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

„Fluchtlinien des Erinnerns und Trauerns – Vergine Keatons Le Tigre de Tasmanie (2018)“, 26.09.2019, Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft, Universität zu Köln.

„Die Ästhetik der Gaia-Wissenschaften im Film“, 03.11.2018, 5. Kolloquium für Cultural and Literary Animal Studies, Goethe-Universität Frankfurt.

Tagungsorganisationen

Mit der Rheinischen Sektion der Kompostistischen Intenationalen: Workshop „Queerfeministische Kompostierungen der Digitalität“, 17.10.2020, Online.

 

Titelbild: Fischernetz (Foto: pixabay.com) // Portraitfoto: Patric Fouad

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