skip to content

Dissertationsprojekt von Kalina Petrova

Die gemalten deutschen Diptychen des Spätmittelalters als bildsystematische Werke im Kontext der Frömmigkeitspraxis von Bettelorden (Arbeitstitel)

Das vorliegende Dissertationsvorhaben beschäftigt sich mit der Gattung der gemalten Diptychen, die im 14. Jahrhundert und in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts in Deutschland, insbesondere in Köln entstanden. Die kleinen Klappaltäre, die aus zwei gleichgroßen durch Metallscharniere miteinander verbundenen Holztafeln bestehen, sind/waren von allen Seiten mit christlichen Darstellungen bemalt und dienten den privaten oder kollektiven Andachtsübungen durch die Nonnen und Mönche der Bettelorden. Ihr kleines Format erlaubte es, sie leicht zu öffnen und zu verschließen, zu bewegen und an verschiedenen Orten aufzustellen. Ihre Mobilität und die Ausmalung der Außenseiten legen es nahe, dass diese dreidimensionalen Objekte nicht bloß an Wänden hingen, sondern von allen Seiten betrachtet werden konnten. Auch wenn die Betrachtung der Diptychon-Seiten nicht gleichzeitig erfolgte, so war der mittelalterliche Betrachter durch die Kenntnis aller Diptychon-Ansichten und dank der Techniken der Mnemonik dennoch in der Lage, die Bilder in seinem Gedächtnis beim Gebet abzurufen.
Zweck dieser Arbeit ist es, eine ausgewählte Gruppe von Diptychen als religiöse Bildsysteme, das heißt als Verbünde, die aus mehreren untereinander vernetzten Bildern mit christlicher Thematik bestehen, zu untersuchen. Dabei soll auf die bislang nur wenig beachteten Außenseiten von Diptychen und auf das Verhältnis Innenseiten-Außenseiten näher eingegangen werden. Mittels kunsthistorischer Analyse und Ansätze der Performanzforschung sollen die Bildstrategien der einzelnen Diptychen unter die Lupe genommen werden. Es gilt zu belegen, dass auch kleine Bildsysteme über einen großen Vernetzungsgrad der Darstellungen verfügen können und dass die gemalten deutschen Diptychen des Spätmittelalters planvoll konzipierte, mehrschichtige und komplexe Werke darstellen, die dem Betrachter eine „Entwicklung“ abverlangen.

 

Kurzbiographie

Kalina Petrova, 1985 in Sofia geboren, studierte Kunstgeschichte, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Ethnologie an der Universität zu Köln. Zudem verbrachte sie im Rahmen des ERASMUS-Austauschprogramms ein Semester an der Universidad de Sevilla. Ihren Magister schloss sie 2014 mit einer Arbeit über „Das Diptychon als religiöses Bildsystem am Beispiel des Diptychons aus dem Kölner Klarenkloster in Bocholt“ unter der Betreuung von Prof. Dr. Susanne Wittekind und Apl. Prof. Dr. Michael Rohlmann ab. Während ihres Studiums war sie als Studentische Hilfskraft in der Graphischen Sammlung der Theaterwissenschaftlichen Sammlung Schloss Wahn und am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln tätig. Sie absolvierte verschiedene Praktika im Archiv-, Museum- und Galeriebereich in Deutschland und Bulgarien. Seit April 2015 ist sie Kollegiatin bei der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne. Ihr Dissertationsprojekt steht unter der Betreuung von Prof. Dr. Susanne Wittekind.

Kontakt: kpetrova(at)smail.uni-koeln.de

 

Vorträge

"The Diptych as a Religious System of Images"
21. November 2015: Vortrag im Rahmen des Cologne-Toronto Graduate Student Colloquium, Universität zu Köln     

 

Titelbild: Kölnisch, Bocholter Diptychon, Außenseiten mit den Heiligen Klara und Franziskus (linker Flügel) und dem Kruzifix (rechter Flügel), um 1340, Tempera auf Eichenholz, je 42 x 31 cm, Bocholt, St. Georg, Schatzkammer (Foto: © Stephan Kube, Greven) // Portraitfoto: Patric Fouad

*