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„Sich nicht auf dem Erreichten ausruhen“

Kirsten Schindler über Gleichstellung an der Universität zu Köln

von Anna Paffrath

Foto: ShutterstockProfessional/Shutterstock.com

Die Universität zu Köln setzt sich offensiv für die Gleichstellung von Frauen und Männern, Familienfreundlichkeit, Chancengerechtigkeit, Barrierefreiheit, Interkulturalität und Bildungsgerechtigkeit ein. Frau PD Dr. Kirsten Schindler ist Gleichstellungsbeauftragte der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln sowie Mitglied des Equality Boards der a.r.t.e.s. Graduate School. Dieses berät vor allem Doktorandinnen und Doktoranden aber auch den a.r.t.e.s.- Vorstand hinsichtlich sämtlicher Fragen zu Gleichstellungsangelegenheiten. Wir haben mit Kirsten Schindler über ihre Tätigkeiten sowie zentrale Ziele im Bereich der Gleichstellung an der Universität zu Köln gesprochen.

a.r.t.e.s. Graduate School: Liebe Frau Schindler, als Gleichstellungsbeauftragte der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln sind Sie auch Mitglied des Equality Boards der a.r.t.e.s. Graduate School. Was ist das Equality Board und wofür setzt es sich ein?

Kirsten Schindler: Das Equality Board besteht aus Vertreter*innen der Fakultät und hat zum Ziel, den a.r.t.e.s. Vorstand, die Doktorand*innen und andere Forschende bei a.r.t.e.s. zu beraten. Diese Beratung bezieht sich auf die Gleichstellung von Frauen und Männern, auf Fragen der (weiteren) Förderung der Familienfreundlichkeit bei a.r.t.e.s und auf Promovierende aus Familien ohne akademischen Hintergrund. Das Equality Board kann die Vermittlung zu anderen Beratungsangeboten an der Universität übernehmen, z.B. zu spezifischen Angeboten im Mentoring, zum Career und Family Service sowie zum Verein Erste Generation Promotion an der Uni Köln.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit im Equality Board?

Die Zusammenarbeit im Equality Board ist hervorragend. Die Mitglieder sind offen für Fragen der Gleichstellung und sehr an entsprechenden Lösungen interessiert. Der Hinweis z.B., dass erkennbar weniger Frauen als Sprecher*innen in den Forschungsklassen fungieren als Männer, haben wir dem Vorstand gegenüber gemeinsam vertreten, der auch unmittelbar reagiert hat. So entspricht das Verhältnis nun zumindest dem der Fakultät. Nicht immer können wir im Sinne der Gleichstellung optimale Lösungen erzielen. Die Verlängerung der Stipendien für alle Doktorand*innen, die Elternzeit nehmen, ist beispielsweise nur möglich, wenn entsprechende Gelder zur Verfügung stehen. Hier setzt sich a.r.t.e.s. aber auch mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sehr für eine familienfreundliche Promotionsphase ein.

Mit welcher Motivation sind Sie im Bereich der Gleichstellung engagiert?

Trotz eines hohen Anteils von weiblichen Studierenden an der Fakultät sind Frauen bei den Professuren nach wie vor unterrepräsentiert. Das liegt nicht an den fehlenden Qualifikationen. Oft spielen Faktoren wie fehlende Sichtbarkeit, Vernetzung im Fach und Selbsteinschätzung eine Rolle. Auch geeignete Kandidatinnen bewerben sich teilweise nicht. Mit Maßnahmen wie der aktiven Rekrutierung versuchen wir hier gegenzusteuern. Denn Gleichstellung, und das ist mir ein wichtiges Anliegen, ist kein schönes Etikett, es ist ein echter Standortvorteil im Rekrutieren von qualifiziertem Personal. Auch im Bereich der Familienfreundlichkeit kann sich die Universität zu Köln, aber auch die Philosophische Fakultät noch weiterentwickeln, wenngleich in den letzten Jahren schon viele Anstrengungen unternommen wurden. Es ist auch heute noch wichtig, das Thema Gleichstellung (immer wieder) anzusprechen und sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen.

Welche Aufgaben haben Sie in Ihrer Funktion als Gleichstellungsbeauftragte der Philosophischen Fakultät? Welche konkreten Projekte und Ziele stehen dabei momentan im Vordergrund?

Als Gleichstellungsbeauftragte bin ich mit meinen Vertreterinnen, Prof. Dr. Andrea Gutenberg und Prof. Dr. Marja Järventausta, Mitglied aller Berufungskommissionen. Wir vertreten hier die zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Uni Köln, Annelene Gäckle, auf Ebene der Fakultät. Wir achten in unserer Funktion darauf, dass die Verfahren in Übereinstimmung mit dem Landesgleichstellungsgesetz umgesetzt werden, dass also beispielsweise die Kommission geschlechterparitätisch zusammengesetzt ist oder auch sowohl männliche als auch weibliche Gutachter*innen die Kandidat*innen bewerten. Darüber hinaus bin ich Mitglied verschiedener weiterer Kommissionen auf Fakultätsebene. Eine zunehmend wichtige Rolle spielt die Beratung von Mitgliedern der Fakultät. Es geht neben Fragen zur Karriereplanung dabei auch um sensible Bereiche wie Diskriminierungserfahrungen. Im Zusammenhang mit dem vom Stifterverband moderierten Audit „Vielfalt gestalten“ arbeite ich in der Arbeitsgruppe „Anti-Diskriminierung“ u.a. an einer entsprechenden Richtlinie für die Universität. Ein weiteres Ziel für die nähere Zukunft ist es, Unterstützungsangebote für Doktorandinnen, Postdoktorandinnen und Juniorprofessorinnen zu entwickeln. In unserer Interviewstudie ist deutlich geworden, dass gerade die Phase nach der Promotion für viele Frauen schwierig ist, da sie einerseits eine hohe Produktivität und auch oft Flexibilität erfordert, aber häufig mit der Familiengründung zusammenfällt.

Vielen Dank für diese interessanten Einblicke in Ihre Arbeit. Möchten Sie noch etwas hinzufügen, das bisher nicht zur Sprache kam?

Die Aufgabe als Gleichstellungsbeauftragte an der Philosophischen Fakultät ist eine sehr schöne und befriedigende Tätigkeit, da sie innerhalb der Fakultät auf viel Interesse und auch Wohlwollen stößt. Das ist sicher nicht in allen Kontexten so. Und schließlich: Als Sprachwissenschaftlerin und Sprachdidaktikerin bin ich besonders sensibel für Fragen der sprachlichen Umsetzung einer Gleichstellung, wobei dies – auch aus linguistischer Perspektive – ein durchaus schwieriges Thema ist. Wir beschäftigen uns im nächsten Sommersemester damit ein ganzes Kolloquium lang.

 

Wir danken Kirsten Schindler für das Gespräch!