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Vernissage

Der ägyptische Künstler Khaled Hafez verbindet in seinem vielschichtigen Oeuvre Ikonen zeitgenössischer Populärkultur mit traditionellen Symbolen pharaonischer Vergangenheit. Dabei versetzt er in ironischer Manier altägyptische Gottheiten in eine spätkapitalistische Konsumwelt. So vermischen sich der schakalköpfige Anubis des Alten Ägyptens und die zeitgenössische Comicästhetik Batmans zu einer modernen, hintergründigen Symbolik. Hierbei greift Hafez Dichotomien auf, wie modern/traditionell, lokal/global beziehungsweise säkular/religiös, um deren Entstehung und Entwicklung zu "globalen Symbolen" innerkünstlerisch zu verhandeln. Mit subtilem Humor fordern seine Arbeiten den Betrachter dazu auf, die Absurdität eines polarisierenden Denkens und die Funktion sowohl heutiger wie damaliger Medien zu reflektieren. Altägyptische Wandmalereien und moderne Massenmedien scheinen sich Hafez' Meinung nach in Jean Baudrillards Simulationstheorie zu treffen, denn sie konstruieren beiderseits eine Scheinwelt und werden zum Simulacrum von Geschichte. Die Kunst Hafez' bedeutet somit mehr als eine lediglich wiederholende Rückschau auf das vergangene Kunsterbe und trifft Aussagen, die auf aktuelle Geschehnisse, wie die gegenwärtigen Umschwünge Ägyptens, Bezug nehmen.

Die A.R.T.e.s. galerie präsentiert als erste Videoarbeit in den Galerieräumen das Werk "The a77a Project: On Presidents and Superheros", das eine unmittelbare Kritik an den politischen Verhältnissen darstellt. Das Video zeigt den schakalköpfigen Anubis, wie er aus einem Gemälde schreitet und die ägyptische Hauptstadt durchmisst. Die ironische Darstellung scheinbar skurriler Szenen aus dem alltäglichen Leben auf den Straßen Kairos weist jedoch zugleich auf die immensen sozialen Probleme des Landes hin. Am Ende des Videos erreicht Anubis eine Demonstration und der Betrachter wird sofort an die Bilder der Ägyptischen Revolution 2011 erinnert. Doch die Aufnahmen sind bereits Jahre zuvor entstanden - eine aus heutiger Sicht kritische Reflexion auf die Tatsache, dass die politischen Umschwünge im Land am Nil nicht aus dem Nichts entstanden sind.

Die A.R.T.e.s. galerie wird zudem erstmals die Zeichnungen von Khaled Hafez ausstellen. Diese sind Teil seiner beiden 2012 veröffentlichten autobiografischen Publikationen Safahat min Muthakirat 'Atil (Pages from the Diary of an Idler) und 'Atil bi Rubat 'Anuq wa Saa't Sadr Thahabiya (Idler with a Necktie and a Gold Breast Watch). Die Bücher sind ein sehr persönliches Konglomerat aus Prosa und Zeichnungen, die Khaled Hafez seit Mitte der 1990er Jahre in seinen privaten Journalen notierte und sammelte. Sie beinhalten Erfassungen literarischer und visueller "Snap-Shots" von Orten, Menschen und Bildern. Die Zeichnungen sind Reflexionen auf die eigene künstlerische Arbeit und verhandeln Fragen der Bildfindung und Identität in einer massenmedialen Kultur, die Bilder zu Ikonen stilisiert. In ironischer und teilweise sarkastischer Manier verweisen die Zeichnungen auf gesellschaftliche Strukturen und machen in ihren Aussagen zugleich auch nicht vor subtilen politischen Referenzen halt.