Der a.r.t.e.s.-Effekt
Zehn Jahre Graduiertenschule der Philosophischen Fakultät
von Robert Hahn
Vor zehn Jahren wurde a.r.t.e.s., die Graduiertenschule der Philosophischen Fakultät, gegründet. Seitdem forschen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Schule, die ein umfassendes Angebot an Unterstützung und Förderung bietet. Am 5. Juli will die Graduiertenschule ihr Jubiläum gemeinsam mit der Fakultät, ihren Schülern und Schülerinnen und ihren Alumni feiern.
Wenn Andreas Speer aus dem Fenster seines Büros in den Hof schaut, blickt er auf die Werkstatt eines Steinmetzes, der die Grabmäler auf dem Melatenfriedhof restauriert und neugestaltet: Da sind Teile alter Grabmäler, neue Skulpturen und Steinformen mitten im Schaffensprozess. Künstlerische Erzeugnisse, die die Komplexität von Ideen und Ästhetiken widerspiegeln, die über Jahrhunderte unsere Kultur prägten oder heute aktuell sind. „Als wir hier einzogen, fanden wir, dass das ganz gut zu uns passt“, erinnert sich der Leiter von a.r.t.e.s.. Zehn Jahre ist das nun her und seit zehn Jahren unterstützt und fördert a.r.t.e.s. die jungen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Kultur- und Geisteswissenschaften, die komplexe kultureller Phänomene erforschen. 15.000 Studierende gibt es an der Philosophischen Fakultät, etwa 800 Promovierende werden durchschnittlich von a.r.t.e.s. betreut. „a.r.t.e.s. ist die Graduiertenschule der gesamten Fakultät“, erklärt Speer. „Das ist etwas Besonderes. Es ist der Ort, an dem alle Doktorandinnen und Doktoranden der Fakultät angesiedelt sind. Sie melden sich bei uns an, werden zur Promotion formell zugelassen, sodann umfassend betreut und reichen schließlich ihre Promotionen bei uns im Promotionsbüro ein.“ Das ist nicht nur viel Arbeit, sondern bietet auch große Chancen: „Wir möchten die disziplinäre Vielfalt der Fakultät in den Dienst der Promovierenden stellen“, so Speer.
Promotion und Förderung für eine ganze Fakultät
Speer geht es in der Graduiertenschule darum, dass die „a.r.t.ist/inn/en“ die bestmögliche Unterstützung für ihre wissenschaftlichen Arbeiten erhalten. Zwei Modelle der Promotion sind möglich: Die Individualpromotion im Standardmodell „Regular Track“ und die Teilnahme am strukturierten Promotionsmodell „Integrated Track“, das verschiedene Förderprogramme umfasst. Doch a.r.t.e.s geht weiter. Schon Masterstudierende mit Ambitionen auf eine Promotion können sich mit dem a.r.t.e.s. Research Master begleiten lassen, um herauszufinden, ob eine spätere Promotion für sie in Frage kommt. Schließlich werden im a.r.t.e.s. Research Lab auch die sogenannten „Early Postdocs“ betreut, wie die Promovierten in ihrer frühen Phase nach der Promotion genannt werden. Ein Rundumprogramm für den Start in eine wissenschaftliche Karriere also, das von Andreas Speer und seinem Team innerhalb der letzten zehn Jahre Schritt um Schritt ausgebaut wurde und das unter anderem Stipendien zur Promotionsvorbereitung oder das a.r.t.e.s.-Promotionsstipendium beinhaltet.
Ein Fenster nach außen
„Wir haben in der Zwischenzeit ein großes EU-Förderprogramm gewonnen, a.r.t.e.s EUmanities. Worauf wir besonders stolz sind: Wir konnten zweimal vom DAAD in den Mobilitätsprogrammen Gelder erhalten, die es uns ermöglichen, unsere Studierenden ins Ausland zu Konferenzen oder Archiven und ausländische Studierende zu uns zu bringen. Wir kümmern uns darum, dass Promovierende von uns ins Ausland gehen können und dass Promotionswillige aus dem Ausland zu uns kommen“, sagt Speer. Dabei nutzt die Schule auch die vielen internationalen Kooperationen, die sie inzwischen etablieren konnte, wie etwa mit der Universität Cambridge oder der Cornell University. Die intensive Betreuung im Integrated Track und die Förderung durch Stipendien zeigt Wirkung: 30 Prozent der Stipendiaten und Stipendiatinnen konnten 2018 ihr Examen mit einer 1,0 abschließen, 60 Prozent mit einer Note zwischen 1,1 und 1,5. Bei den EUmanities-Fellows sind es 80 Prozent, die eine Note zwischen 1,1 und 1,5 erhalten, die Hälfte der Fellows stammte 2018 aus dem Ausland.
Von der Forschungsschule zur Exzellenz
Die a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne geht zurück auf die Erfahrungen und Strukturen der vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten a.r.t.e.s. Forschungsschule, die 2008 gegründet wurde. „Das war gewissermaßen der Startschuss für a.r.t.e.s und unser erster Erfolg“, erinnert sich Speer. „Damals waren wir die einzige geisteswissenschaftliche Forschungsschule von 17 in Nordrhein-Westfalen.“ Die Leistungen der Schule überzeugten und so wurde sie im Juli 2012 als einzige dieser Schulen auch Teil der Exzellenzinitiative. „Es war für die Universität damals sehr wichtig, eine solche Graduiertenschule in den Geisteswissenschaften zu haben“, erinnert sich Speer. Mit dem Erfolg in der Exzellenzinitiative im Rücken hat sich die Graduiertenschule zu einem Schwergewicht der Förderung junger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen entwickelt. Besonders freut sich der a.r.t.e.s-Direktor darüber, dass es gelungen ist, a.r.t.e.s innerhalb der Fakultät zu verankern. „a.r.t.e.s. ist in der Fakultät angekommen. Wir sind eine Institution nach innen und ein Fenster nach außen geworden. Unsere ehemalige Dekanin hat es einmal den a.r.t.e.s.-Effekt genannt.“
Verstärker für die Fakultät
Und der betrifft nicht nur die Promovierenden, denn auch die Professoren und Professorinnen und Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen arbeiten durch die Graduiertenschule enger zusammen, bekommen Einblicke in andere Forschungsgebiete und können sich durch andere Sichtweisen und Fragestellungen inspirieren lassen. „Wir wünschen uns, dass sich auch Kooperationen aus diesen Begegnungen zwischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ergeben.“ Vom a.r.t.e.s.-Effekt profitieren aber auch die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der verschiedenen Programme. Die verschiedenen Programmlinien und Doktorand/inn/en-Initiativen der a.r.t.e.s. Graduate School veranstalten regelmäßig interdisziplinär angelegte Tagungen, Workshops, Ausstellungen und Arbeitsgespräche. Das kunstfenster der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne wurde 2009 als „a.r.t.e.s. galerie“ von Doktorandinnen und Doktoranden der damaligen a.r.t.e.s. Forschungsschule ins Leben gerufen. Als Doktorandenprojekt steht es unter dem Dach der heutigen a.r.t.e.s. Graduate School und damit der Universität zu Köln.
Jubiläum mit lieben Gästen
Nach zehn Jahren der Arbeit ist es nun Zeit, auf das Geschaffene gemeinsam mit der Fakultät zurückzublicken, so Speer: „Wir möchten am 5. Juli ein Fest feiern, an dem möglichst viele aus der Fakultät teilnehmen.“ Der Wissenschaftler freut sich auf die geladenen Gäste aus Fakultät, Universität und aus aller Welt, darunter eine besondere Gruppe: „Wir freuen uns besonders über unsere Alumni, die zu uns zurückkehren und über ihre Erfahrungen berichten werden.“ Dafür wird es zwei Diskussionsrunden geben, in denen die Ehemaligen darüber berichten, wie es ihnen in ihrer wissenschaftlichen Karriere weiter ergangen ist und welche Erinnerungen sie mit ihrer Zeit an der Graduiertenschule und an ihre ersten Schritte als selbstständige Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verbinden. „Wir sind neugierig auf ihre Berichte“, so Andreas Speer.