Forschungsprojekt von Dr. Stefan Niklas
„Methodologie der Übergänge. Zur morphologischen Begriffsbildung in den Kulturwissenschaften“
Den Schwerpunkt meiner aktuellen Arbeit bildet die philosophische Reflexion methodologischer Probleme der Kulturwissenschaften (zu denen insbesondere auch sozial-, und medienwissenschaftliche Bereiche gehören). Im Zentrum steht dabei die kulturwissenschaftliche Erkenntnis von Übergängen, also die Erkenntnis der ineinander übergehenden Stadien und Phasen von „Entwicklungs-“ und Transformationsprozessen. Es geht mit anderen Worten um die philosophischen Aufweis der methodischen Grundlagen kulturwissenschaftlicher (sozialwissenschaftlicher, medienwissenschaftlicher etc.) Morphologien.
Um die Möglichkeiten genuin kulturwissenschaftlicher Morphologien und deren Konsequenzen für die kulturwissenschaftliche Begriffsbildung zu erschließen, widme ich mich exemplarisch methodologischen Reflexionen und ausgewählten Studien aus dem frühen 20. Jahrhundert – jener Zeit also, in der die Theorie der Kulturwissenschaften zuerst Fahrt aufgenommen hatte. Den kulturphilosophischen Rahmen für die Integration der verschiedenen Morphologien zu einer Denkform, finde ich dabei in der Auseinandersetzung mit Ernst Cassirers philosophischem Programm. Denn von Cassirer aus wird zugleich klar, dass die kulturwissenschaftliche Erkenntnis immer eine morphologische Grundrichtung hat, insofern sie danach fragt, was die (historischen und logischen) Formungsbedingungen eines kulturellen Phänomens sind.
Es ist dabei ein wichtiges Anliegen des Projekts, die morphologische Denkform von dem Verdacht zu befreien, bloß eine biologische Metapher zu sein. Denn morphologisches Denken setzt logisch gesehen vor der Unterscheidung von Kultur- und Naturwissenschaften ein und bildet in diesen Bereichen vielmehr spezifische Versionen aus. Das erkenntniskritische Grundproblem, das hierbei aufgeworfen wird, betrifft die (Bedingungen der) Möglichkeit des „intuitiven Verstandes“ (im Unterschied zum „diskursiven“): Eine an materialen Phänomenen ge-wonnene Morphologie ist das Produkt anschauender Erkenntnis – ihr Ziel ist somit eine intuitive Gewissheit über das Ganze des von ihr beschriebenen Prozesses, der eben an seinen Übergangsmomenten erkannt wird.
Die an den exemplarischen Studien und durch die philosophisch-begriffliche Integration er-schlossenen method(olog)ischen Möglichkeiten will ich sodann auf die Untersuchung kultureller und speziell medialer Gegenwartsphänomene beziehen.