Forschungsprojekt von Christoph Lange
„Genealogien & Stammesgeschichten arabischer Pferde – Eine vergleichende Netzwerkanalyse des transkulturellen Milieus arabischer und westlicher Züchter, Händler & Pferde-Liebhaber“
Am Anfang des letzten Jahrhunderts begannen euroamerikanische Privatzüchter, Händler und Liebhaber_innen des arabischen Pferdes einen globalen Markt zu schaffen, indem sie verstärkt reinrassige arabische Pferde aus Ägypten, Syrien und Nordarabien nach Europa und in die USA importierten, dort heimische Zuchtprogramme und -linien etablierten, um so das authentische arabische Pferd™ zu erschaffen. Seit den letzten Jahren drängen auf diesen globalen, mittlerweile hochkapitalisierten und von transnationalen Interessenverbänden beherrschten Markt verstärkt investitionsstarke arabische Eliten, die ihrerseits versuchen, unter dem Motiv der Rück- bzw. Wiederaneignung arabisch-beduinischer Tradition Fuß zu fassen. Das Forschungsprojekt möchte mittels ethnografischer Feldforschung in Ägypten, (I) die Verflechtungen und Übersetzungsketten untersuchen, durch die Züchtungsstandards und Distributionsreglements verhandelt, zirkuliert und in den jeweiligen lokalen Kontexten verortet werden. Dazu ist es notwendig, (II) die Kontroversen und Bruchzonen vor Ort in den Fokus zu nehmen, die entlang der Kommodifizierung und Industrialisierung des Pferdezuchtgewerbes und einhergehender Authentizitätsdiskursen über Reinheit und Abstammung verlaufen, um so (III) Aufschlüsse über Transformationsprozesse translokal agierender Akteure und Eliten zu gewinnen. Die Feldforschung soll so untersuchen, wie sich spezifische Muster lokalen Handelns in einen globalen Markt (zurück-)übersetzen, diesen rekursiv (mit-)hervorbringen und zugleich vor Ort nutzbar machen.