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Dissertationsprojekt von Johanna Cremer

Sprichwörter und Fabeln auf Emailgläsern des 16. und 17. Jahrhunderts
(Arbeitstitel)

Bei dem vorliegenden Dissertationsvorhaben handelt es sich um eine Untersuchung einer kaum dokumentierten Gruppe von Emailgläsern des 16. und 17. Jahrhunderts mit Darstellungen von Sprichwörtern und Fabeln auf der Gefäßwandung. Bemalt in leuchtenden Emailfarben zeigt sich auf Humpen, Bechern, Krügen und Flaschen eine reiche Bildwelt von Menschen und Tieren, oftmals mit dazugehörigen Schriftzügen, Sprüchen und Datierungsangaben versehen.

Ziel der Arbeit ist es, auf Grundlage einer ikonographisch-motivgeschichtlichen Analyse am Beispiel künstlerisch aufwendiger Emailgläser mit bildlich umgesetzten Sprichwörtern und Fabeln zu zeigen, welche Bedeutung diese Trinkgefäße für den medialen Transfer, das heißt als Medium symbolischer Kommunikation innerhalb des 16. und 17. Jahrhunderts und der Gesellschaft hatten, welcher Stellenwert ihnen zugesprochen, wie sie rezipiert und gedeutet wurden. Involviert in ritualisierte Akte kam diesen Gläsern bei Betrachtung ihres sozialgeschichtlichen und historischen Kontextes und ihrer performativen Nutzung innerhalb der adeligen, patrizischen und zünftischen Repräsentation und Kommunikation eine zentrale Bedeutung zu. Künstlerisch aufwendig gestaltete Gläser wurden bei besonderen Anlässen, zur Begrüßung als Willkomm, zu Vertragsabschlüssen, als Ehren-, Familien- und Neujahrsgeschenke, zu Ordensverleihungen oder Siegesfeiern eingesetzt.

Die Bildstrategie, derer sich die Gläser bedienen, stellt eine subtile, vielschichtige, anspruchsvolle Form der Kommunikation dar, die der Raffinesse, Komplexität und Hintergründigkeit bedarf. Die hinter den Motiven auf Emailgläsern versteckte ambivalente, indirekte Redensweise erforderte vom Rezipienten des 16. und 17. Jahrhundert Intelligenz und Intellekt, um das Bildkonzept und die -strategie zu erkennen und zu verstehen. Daher gilt es die Bildstrategie der einzelnen Gläser zu erkunden und zu klären wie Bilder sprachliche Bilder visualisieren und wie diese im Bildmodus umgesetzt werden.

 

Kurzbiographie

Johanna Cremer, Jahrgang 1986, studierte Kunstgeschichte, Alte Geschichte und Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität zu Köln, sowie im Rahmen eines Erasmusaufenthaltes an der Karlsuniversität Prag. Ihren Magister schloss sie 2010 mit einer Arbeit über „‘HOLA WOHER MIT DER LEIMSTANGEN‘ – Untersuchungen zu Vogelfängerhumpen aus Emailglas“ ab, die mit dem Forschungspreis Angewandte Kunst 2011 des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München prämiert wurde. Unter Betreuung von Prof. Dr. Susanne Wittekind promoviert sie über „Sprichwörter und Fabeln auf Emailgläsern des 16. und 17. Jahrhunderts“ (Arbeitstitel). Während eines Aufenthaltes als Stipendiatin am ZI in München 2012 konnten erste Forschungsergebnisse verzeichnet werden. Seit April 2013 wird das Dissertationsprojekt von der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne gefördert.

Kontakt: johanna.cremer(at)gmx.de

 

Publikationen

„HOLA WOHER MIT DER LEIMSTANGEN“ – Ein Vogelfängerhumpen aus Emailglas, in: Journal of Glass Studies 54, 2012, S. 127–149 (The Corning Museum of Glass, Corning/New York).

 

Titelbild: Vierkantflasche, Böhmen, datiert 1595, ehm. Slg. Fritz Biemann, Zürich; Humpen, Oberfranken, um 1660, ehm. Slg. Fritz Biemann, Zürich (Foto: © Hans Mayr, Wien) // Portraitfoto: Roman Oranski

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