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Dissertationsprojekt von Gerardo Esteban Scheige

Requien aeternam? Kompositorisches Reflexionen des Todes in der Neuen Musik
(Arbeitstitel)

„Requiem aeternam dona eis, domine.“ Der im Beginn der lateinischen Totenmesse geäußerte Begriff der ewigen Ruhe wirkt systematisch für eine musikalisch-liturgisch geprägte Auseinandersetzung mit der Thematisierung des Todes im Laufe der Musikhistorie. Eine nach 1900 einsetzende, geistige Wandlung in Bezug auf den Tod distanziert sich jedoch zunehmend von dieser liturgisch verankerten Gattung. Im Zusammenhang mit diesem Phänomen – und darüber hinaus – lassen sich für die Kunstmusik des 20. und 21. Jahrhunderts zwei zentrale Herangehensweisen für kompositorische Reflexionen des Todes ausmachen: Neben dem dezidierten Rekurs auf Metaphern, die das buchstäblich Unbegreifbare zu fassen suchen, lässt sich in mehreren Kompositionen eine unmittelbare Musikalisierung des Todes konstatieren, die primär die Relation zwischen klanglicher und physischer Vergänglichkeit zum Thema hat. Um eine möglichst multiperspektivische Analyse der in der Arbeit behandelten Kompositionen zu gewährleisten, werden diese unterschiedlichen Themenkomplexen (z.B. Kriegsszenarien, komponierte Sterbeprozesse, Jenseitsvorstellungen) zugeordnet, die paradigmatische Termini hinsichtlich einer künstlerischen Beschäftigung mit dem Tod darstellen. Dabei soll keineswegs der Versuch unternommen werden, eine Thanatologie der Musik zu kreieren, sondern vielmehr die Idiosynkrasie einer musikalischen Thanatologie herauszustellen: „Aber wenn es noch dahingestellt sein mag, ob Sterbende Musik hören, so hören doch Lebende in der Musik höchst wahlverwandt ein Sterben; Todesraum grenzt vermittelt an Musik.“ (Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung)

 

Kurzbiographie

Nach einer Ausbildung zum allgemeinen Sortimentsbuchhändler studierte Gerardo Scheige Musikwissenschaft, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Deutsche Philologie an der Universität zu Köln. Während seines Studiums arbeitete er im Fach Musikwissenschaft als Tutor sowie im Rahmen des DFG-Forschungskollegs „Medien und kulturelle Kommunikation“ und war 2006 sowie 2007 an der Organisation von zwei musikwissenschaftlichen Symposien an der Universität zu Köln beteiligt. In seiner Magisterarbeit setzte er sich mit den fünf Streichquartetten des argentinisch-deutschen Komponisten Mauricio Kagel auseinander. Seit Oktober 2009 promoviert er als Stipendiat der a.r.t.e.s. Forschungsschule (Klasse 2) an der Universität zu Köln, wo er von Prof. Dr. Christoph von Blumröder betreut wird.

Kontakt: odrareg(at)web.de

 

Publikationen

Bericht über den Internationalen Musikwissenschaftlichen Kongress Stockhausen 2010 am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln vom 27. bis zum 30. Januar 2010, in: Die Musikforschung LXIII, Heft 3, Juli–September 2010, S. 280f.

Die musikalische Suche nach der ewigen Ruhe. Requiemkompositionen im 20. Jahrhundert, in: bestattungskultur LXV, Heft 3, März 2013, S. 22f.

Durch den Vorhang hören. François Bayles akusmatische Musik, in: Neue Zeitschrift für Musik CLXXV, Heft 2, März 2014, S. 32ff.

Unscharfe Grenzen. Zum Verhältnis von Musik und Tod, in: bestattungskultur LXV, Heft 3, März 2013, S. 24f.

 

Vorträge

"Requiem Aeternam? Kompositorische Reflexionen des Todes in der Neuen Musik"
15. März 2014: Vortrag im Rahmen des Workshops "transmortale V. Neue Forschungen zum Thema Tod", Museum für Sepulkralkultur Kassel

"Klänge des Verstummens. Zur Konstruktion des Todes in der Musik György Ligetis" / "Sounds oif Silencing. The Construction of Death in the Music of György Ligeti"
30. September 2011: Vortrag im Rahmen der European Music Analysis Conference 2011 – EUROMAC 2011, Rom

"Charles Ives - Unanswered?!"
07. Juli 2011: Vortrag und Moderation im Rahmen des Konzertes "sonic objects #9: Philip Jeck & If, Bwana vs. Charles Ives"; Kulturbunker Mülheim, Berliner Str. 20, Köln, 20:30 Uhr

"Der Aspekt des Sepulkralen in Karlheinz Stockhausens KATHINKAs GESANG als LUZIFERs REQUIEM"
25. September 2010: Im Rahmen der Tagung "Musik – Tod – Alltag"; 23.–25.9.2010, Robert Schumann Hochschule Düsseldorf

"Musikalisierung des Todes"
28. Januar 2010: Vortrag im Rahmen der Veranstaltung "Stockhausen 2010" an der Universität zu Köln

 

Lehrveranstaltungen

Sommersemester 2010

Proseminar "Mauricio Kagel", Musikwissenschaftliches Institut, Universität zu Köln

 

Portraitfoto: Roman Oranski

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