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Dissertationsprojekt von Louisa Denker

L. de Becquet: „Prospérité du commerce“, Lithografie, 24 x 30 cm, in: Le Charivari, Paris 12.01.1834, Quelle: gallica.bnf.fr / Bibliothèque nationale de France.

Revolution – Spektakel – Moderne. Karikatur und politische Ikonografie in Frankreich (1830-1850) (Arbeitstitel)

In den satirischen Zeitschriften La Caricature und Le Charivari, die ab 1830 in Frankreich publiziert werden, nehmen Karikaturen die wesentliche Funktion an, das politische Zeitgeschehen zu kommentieren. Dabei kommt, wie in der Forschung bereits festgestellt wurde, eine spezifische Ikonografie der Revolution zum Einsatz, die sich Ende des 18. Jahrhunderts im Medium der Druckgrafik entwickelt hat. Im Kontext der Zeitschriften werden in den Lithografien nicht nur Motive wie der Tanz um den Freiheitsbaum oder die Allegorie der Freiheit aus Flugblättern aufgegriffen, sondern auch Historiengemälde mit Bezug zu Ereignissen der Französischen Revolution zitiert.

In meinem Promotionsprojekt untersuche ich auf Grundlage historischer Zeitschriftensammlungen aus bildhistorischer und bildtheoretischer Perspektive, wie die Ikonografie der Revolution in den Karikaturen eingesetzt wird, um zeitgenössische Themen – beispielsweise Auswirkungen der Industrialisierung, politische Ereignisse wie die Julirevolution oder das Aufkommen des neuen Mediums der Fotografie – zu diskutieren und zu kommentieren. Wie wird auf ein etabliertes Bildgedächtnis zurückgegriffen? Wie werden Bildmotive aus dem Kontext der Französischen Revolution in Karikaturen modifiziert und auf ihr Publikum abgestimmt? Was bedeutet es in einem Revolutionszusammenhang mit der Bildform Karikatur zu operieren? Mein Promotionsprojekt geht davon aus, dass nicht lediglich eine Weiterentwicklung der Bildsprache der Französischen Revolution vorgenommen wird, sondern die Karikaturen als bildtheoretische Artefakte untersucht werden können, die die Revolutionsikonografie reflektieren.

Die Bildsprache der Französischen Revolution in La Caricature und Le Charivari verdeutlicht einerseits verschiedene Lesarten und Rezeptionen der Revolution und wird andererseits eingesetzt, um die beginnende Moderne zu kommentieren. Dies wird insbesondere anhand von Karikaturen deutlich, die auf die Motivik der Festkultur der Französischen Revolution rekurrieren. Die Diskurse zu Spektakel, Fest und Theater, die während der Revolution in Auseinandersetzung mit Jean-Jacques Rousseau geführt und im Rahmen der Gestaltung der Revolutionsfeste rezipiert wurden, werden in den Karikaturen durch das Aufgreifen der Bildsprache in Bezug zur Moderne gesetzt. Indem die Ikonografie der Revolutionsfeste in den Karikaturen im Zusammenhang mit Themen wie der Industrialisierung und weiteren Modernisierungsprozessen angewandt wird, werden einerseits diese Themen als revolutionär markiert sowie satirisch kommentiert und andererseits die Revolution reflektiert und hinterfragt, auf Neuerung und Veränderung heruntergebrochen und lächerlich gemacht.

Ziel der Arbeit wird es sein, zu untersuchen, wie mit Rückgriffen auf die Revolutionsikonografie zeitgenössische Themen wie Modernisierungsprozesse in den Karikaturen diskutiert werden. Dabei soll betrachtet werden, welche Funktion die Bildform Karikatur im Kontext politischer Kommunikation einnimmt.

Kurzbiografie

Louisa Denker hat Kunst- und Bildgeschichte und Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Università degli Studi di Firenze studiert. 2022 beendete sie das Masterstudium der Kunst- und Bildgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Abschlussarbeit „Algorithmisch interpretierte Bilder. Zur visuellen Epistemik digitaler Gepäckscans“. Seit 2023 promoviert sie als Stipendiatin der a.r.t.e.s. Graduate School of the Humanities Cologne an der Universität zu Köln im Fach Kunstgeschichte. Die Arbeit zu dem Thema „Revolution – Spektakel – Moderne. Karikatur und politische Ikonografie in Frankreich (1830-1850)“ betreut Prof. Dr. Christian Spies

Vorträge

„La Daguerréotypomanie. Eine Allegorie der Revolution“ im Rahmen der Absolvent_innenfeier des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin, 25. Mai 2018

„Algorithmische Objektivität. Der Glaubwürdigkeitsanspruch systemischer Bilder“ im Rahmen des Symposiums „Medium Matters. Transformationen des Kunstwerks in Moderne und Gegenwart“, Humboldt-Universität zu Berlin und Freie Universität Berlin, 15.-16. November 2019

Kontakt Louisa.denker(at)smail.uni-koeln.de

 

 

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