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Dissertationsprojekt von Hannah Rhein

1964, Installation der documenta Bilder (Ernst Wilhelm Nay), © Günther Becker (Fotograf) – Zur Verfügung gestellt durch die Ernst Wilhelm Nay Stiftung

Netzwerke der Nachkriegsmalerei: Ernst Wilhelm Nay (Arbeitstitel)

Die Auseinandersetzung mit Nachkriegskunst nach dem zweiten Weltkrieg erfolgt oftmals entlang monographischer Kunstgeschichten. In diesem Projekt sollen Arbeiten der Nachkriegsmalerei methodisch anhand ihrer je unterschiedlichen Inszenierung beziehungsweise ihrer Ausstellungsgeschichte(n) und kontextspezifischen Displays dargestellt werden. Die Geschichten sollen nicht nur rekonstruiert, sondern in ihrer netzwerkartigen Verflechtung analysiert werden. Ziel ist es, sowohl kunsthistorische als auch kulturpolitische Fragestellungen herauszuarbeiten und in Beziehung zueinander zu stellen. Die Arbeiten von Ernst Wilhelm Nay und die Frage danach, welche Rolle dem Künstler in diesem Kontext zugeschrieben worden ist, bilden die Ausgangspunkte des Projekts. Nay nicht als Einzelphänomen zu beschreiben, sondern ihn in einem größeren Netzwerk zu verorten, wird der Grundannahme des Projekts gerecht, dass Kunst, Gesellschaft und Politik untrennbar miteinander verbunden sind und zusammen dargestellt werden müssen. Nays Arbeiten in ihren Ausstellungsgeschichten sind also nicht autonom, sondern Teil eines umfassenderen Phänomens: Es ist davon auszugehen, dass es in Deutschland und Europa ein Netzwerk der Nachkriegsmalerei gab, das wesentlich an der Neukonstituierung eines deutschen und europäischen Selbstverständnisses von Moderne und Demokratie beteiligt war und in dem Nay einen wesentlichen Knotenpunkt bildet.

Praxisprojekt

Die Ausstellungsgeschichte(n) des Künstlers Ernst Wilhelm Nay sollen die gesellschaftliche Relevanz von Ausstellungen im Allgemeinen erläutern und an dem spezifischen Fall der Nachkriegszeit nach 1945 dargestellt werden. Die Frage danach, wie Gesellschaft auf Künstler*innen blickt und wie die Präsentation von Kunstwerken Gesellschaft formt, kann hieran exemplarisch analysiert werden. Um die historische Konstruktion von Gesellschaft analysieren zu können, bedarf es eine Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner der Ernst Wilhelm Nay Stiftung, die nicht nur die Nachlassverwaltung des Künstlers übernimmt, sondern auch als wissenschaftliches Archiv arbeitet. Die Arbeit der Stiftung ist dezidiert an einer Öffnung und einer Zugänglichkeit zu Nay und seinen Werken interessiert. Das Ineinandergreifen von Wissenschaft und Stiftungsarbeit soll ebendiesen weiterführend Effekt erzeugen. Dabei geht es nicht nur um Nay, sondern auch um die Frage nach der Stellung von Stiftungen in unserer Gesellschaft. Gemeinsam wird erarbeitet, wie die Stiftung weiterhin nutzbar für Wissenschaft und Stadtgesellschaft sein kann. Nay wurde in der Nachkriegszeit eine wesentlich politische und gesellschaftsformende Rolle zugeschrieben, derer man durch die Arbeit mit, an und in der Stiftung gegenwärtig durch ein Auf- und Weiterarbeiten gerecht wird.

Kurzbiografie

Hannah Rhein hat Kunstgeschichte und Deutsche Sprache und Literatur an der Universität zu Köln studiert. Sie hat bei Prof. Dr. Christian Spies und Dr. Dirk Hildebrandt (Schwerpunkt Moderne und Gegenwart) als Hilfskraft gearbeitet und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Anna Polke-Stiftung. Seit November 2022 ist sie Stipendiatin der Ernst Wilhelm Nay Stiftung und seit April 2023 Kollegiatin der Klasse 5 „Institutionen und Praktiken in historischer Perspektive“. Die Praxisphase der Dissertation wird durch das Mercator-Stipendium (Praxis- und berufsfeldbezogene Promotionen in den Geistes- und Kulturwissenschaften) gefördert. Hannah Rhein ist Teil der Arbeitsgruppe „Postwar Futures: Europa nach dem Krieg 1945–1965“ (Arbeitsgruppe des Ulmer Vereins) und Mitinitiatorin der Initiative edk (ende der kunstgeschichte).

Tagungsorganisation

edk tagt, trans_positionen, Online-Tagung mit Anna Brus, Catherine Bublatzky, Uwe Fleckner, Lydia Hauth, Dirk Hildebrandt, Mahret Ifeoma Kupka, Susanne Leeb, Vera Maršić, Sabine Mohamed, Paul N’guessan-Béchié, Regine Prange, Erhard Schüttpelz, Nanette Snoep, 04.–06. Nov. 2021.

Lehrveranstaltungsorganisation

Seminar »Warum ist Rassismus so hartnäckig? – Eine interdisziplinäre Einführung in die Rassismusforschung« mit Dr. des. Narku Laing (Vielfaltsprojekte), gefördert durch Mittel des Diversity-Projekt-Fonds der Universität Köln, Referat Gender & Diversity Managemant, WiSe 2021/22.

Studierenden Kolloquium Kunstgeschichte (rassismus-) kritisch denken lernen, Universität zu Köln, inkl. Vortrag »Das transkulturelle Museum« gehalten von Noura Dirani, Referentin für transkulturelle Methodik / Kreativleitung, Japanisches Palais, Dresden, WiSe 2020/22.

Vorträge

»Inszenierung als Künstler – E.W. Nay Position in der Nachkriegszeit« bei »Vom Verbergen und Zeigen«, Draiflessen Collection anlässlich der Ausstellung »Emil Nolde–a critical approach by Mischa Kuball«, 04. Dez. 2020.

„Kunstwerke neu positionieren – Kontexte verschieben. Karl Burgeffs Dionysos Brunnen und die Umgestaltung des Domareals“, »Gegenstand: Kontext. Schlaglichter auf einen Klassiker der Kunstgeschichte«, Studientag der Masterstudierenden des Kunsthistorischen Instituts 2018, 19.–20. Jul. 2018.

Publikationen

Rhein, Hannah, „Dionysos Brunnen, ein Unort der Stadt“, in: Hässlich. Tagungsband zum 95. Kunsthistorischen Studierendenkongress, Universität zu Köln 15.–18.11.2018, Köln 2019, S. 28–34.

Rhein, Hannah, „Hässlich – eine ausgediente Kategorie?“, in: Hässlich. Tagungsband zum 95. Kunsthistorischen Studierendenkongress, Universität zu Köln 15.–18.11.2018, Köln 2019, S. 22–27.

Rhein, Hannah, „Kunstwerke neu positionieren – Kontexte verschieben. Karl Burgeffs Dionysos Brunnen und die Umgestaltung des Domareals“, in: Gegenstand: Kontext. Schlaglichter auf einen Klassiker der Kunstgeschichte. Reader zum Studientag der Masterstudierenden des Kunsthistorischen Instituts 2018 [online gesehen 26.08.2019] http://khi.phil-fak.uni-koeln.de/sites/kunstgeschichte/Dateien_Webrelaunch/Studium/Masterworkshop_Reader/Masterreader_Kontext_neu.pdf.

Interview

Interview mit Prof. Antje von Graevenitz, geführt am 11. Februar 2020 in Amsterdam, Blog Geschichte des Kunsthistorischen Instituts, https://khikoeln.hypotheses.org/files/2021/04/KHI_Rhein_Graevenitz_20210420-1.pdf [online gesehen am 08.09.2021].

Kontakt

hrheinSpamProtectionsmail.uni-koeln.de