zum Inhalt springen

Dissertationsprojekt von Michael Göggelmann

Foto: Eigenes Bild

Automatische Erkennung von Bezügen zwischen Epistolographie und Literatur

Die Epistolographie von Schriftstellerinnen und Schriftstellern tritt vor dem eigentlichen literarischen Werk naturgemäß eher in den Hintergrund. Dabei können einige Briefsammlungen sowohl quantitativ als auch hinsichtlich ihrer ästhetischen Tragweite als „Werk neben dem Werk“ geltend gemacht werden.[1] Die hohe inhaltliche Varianz, gepaart mit dem Auftreten in bisweilen großen, formal konstanten Datenmengen, prädestiniert das Briefwerk als Untersuchungsgegenstand für quantitativ-computergestützte Zugriffe, die den methodischen Rahmen dieses Projekts bilden sollen. Im Arbeitsvorhaben soll möglichen Bezügen zwischen epistolaren und literarischen Werken nachgespürt werden, die sich - je in Briefen reflektiert – beispielsweise im Kontext von Schaffens- und Publikationsprozessen, der literarischen Verarbeitung alltäglicher Erfahrungen oder der Reaktion auf externes Feedback offenbaren können. Mit dem Ziel einer stärkeren Vernetzung von literarischen und epistolaren Werken eines Autors, ergeben sich die folgenden Forschungsfragen:

  1. Lassen sich Bezüge mit Hilfe maschineller Lernverfahren automatisiert erfassen?
  2. Wenn ja, welche Methoden eignen sich dazu; welche hingegen nicht?
  3. Wie lässt sich ein Modell zur automatischen Erkennung von Bezügen so generalisieren, dass es auch für weitere Brief- und Literaturkorpora angewendet werden kann?

Das Projekt verspricht in zweifacher Hinsicht Innovationspotenzial: neben einem Beitrag zur Entwicklung quantitativer Methoden der Textanalyse soll die Beantwortung solcher literaturwissenschaftlicher Forschungsfragen vereinfacht oder ermöglicht werden, die eine stärkere Verknüpfung von Briefen und fiktionalen Werken voraussetzen.

Das Arbeitsvorhaben stützt sich zunächst auf das digitale Briefkorpus von Charles Dickens, das etwa 14.000 Briefe umfasst und auf der zwölfbändigen Pilgrim-Edition seiner Briefsammlung basiert.[2]

 


[1] So etwa verorten Irmgard Wirtz und Alexander Honold das umfangreiche Briefwerk Rilkes, vgl. Honold, Alexander und Irmgard M. Wirtz. 2019. „Rilkes Korrespondenzen: Das Briefwerk als Medium kommunikativer Selbstentwürfe und literarischer Interaktion.“ In Rilkes Korrespondenzen, hg. von Alexander Honold und Irmgard M. Wirtz, 7–32. Beide Seiten - Autoren und Wissenschaftler im Gespräch 6. Göttingen, Zürich: Wallstein; Chronos.

[2] House, Madeline, Graham Storey, Kathleen Tillotson (Hg.). 2001. The Letters of Charles Dickens: 1820-1870. Electronic Edition. Charlottesville, Virginia: InteLex Corporation.

 

Biografie

Michael Göggelmann studierte Germanistik mit Nebenfach Geschichte an der Universität Augsburg. Im Jahr 2018 spezialisierte er sich mit der Aufnahme des Masterstudiengangs Digital Humanities an der Universität Stuttgart auf die quantitativ-computergestützte Analyse von Texten, mit Schwerpunkten in Natural Language Processing und Maschinelles Lernen. Er arbeitete anschließend als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im interdisziplinär ausgerichteten Sonderforschungsbereich 1391 Andere Ästhetik an der Universität Tübingen und promoviert derzeit als a.r.t.e.s.-Stipendiat an der Universität zu Köln.

 

Kontakt michael.goeggelmann[at]smail.uni-koeln.de

*