zum Inhalt springen

Dissertationsprojekt von Ruth Oeler

 „FrauenKunstPolitik. Künstlerinnen in Politik und Gesellschaft 1920-1950“

Künstlerinnen, die im Nationalsozialismus einen nicht unerheblichen Teil ihrer Karriere verlebten, sind in der Forschung bislang weitestgehend unberücksichtigt geblieben, obwohl sie etwa ein Fünftel der offiziell registrierten Künstler*innen stellten. Interessant sind besonders diejenigen Frauen, die in der offeneren und freieren Weimarer Republik ihre Karriere begannen, dann im Nationalsozialismus die starke staatliche Regulierung erlebten und im Nachkriegsdeutschland ihre Karrieren fortsetzten. Einen Fokus legt die Arbeit auf die akademische Ausbildung der Künstlerinnen in den Bereichen Malerei, Bildhauerei und Grafik, da hier das symbolische bzw. soziale Kapital der Frauen genauer verfolgt und untersucht werden kann. Auch sind hier mehr Unterlagen vorhanden. Die vorläufige Altersgrenze der untersuchten Künstlerinnen verläuft von den Geburtsjahrgängen 1895 bis 1915. Von den etwas mehr als 2.000 Frauen fließen damit ungefähr 850 in die Untersuchung ein. Das Material dieser Arbeit findet sich in verschiedenen regionalen Archiven, sowie als größter Bestand die Mitgliedsakten der Reichskammer der bildenden Künste, der nationalsozialistischen Berufskammer.

Das Dissertationsprojekt ist dabei keine kollektivbiografische Untersuchung, sondern vielmehr untersucht es die Möglichkeitsräume der Frauen, die als ausgebildete Künstlerinnen arbeiteten, zu Beginn des 20. Jahrhunderts und ermittelt ihre (Macht-)Positionen in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern. Die Jahre 1933/1945 werden dabei nicht als Zäsuren, sondern als Kontinuitäts- und Bruchräume verstanden, um die unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen besser verstehen zu können. Angelehnt wird das Projekt an die Gesellschaftstheorie des französischen Soziologen Pierre Bourdieu, dessen Begrifflichkeiten als theoretischer Rahmen fungieren. Die Arbeit ist interdisziplinär zwischen Geschichte, Kunstgeschichte und Soziologie verortet.

 

Kurzbiographie

Ruth Oeler studierte Fennistik und Geschichte im Bachelor und Master an den Universitäten in Köln und Oulu, Finnland. Neben dem Studium arbeitete sie am Institut für Skandinavistik/Fennistik als studentische Hilfskraft sowie als Honorarkraft im Begas Haus, Museum für Kunst und Regionalgeschichte in Heinsberg. Durch ihre Masterarbeit, die sich unter anderem mit der Bildhauerin Astrid Begas befasste, deren Nachlass sich im Begas Haus befindet, entwickelte sie ihr Dissertationsthema. Nach Abschluss ihres Masterstudiums arbeitete sie von 2020 bis 2022 als Wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt „Kontinuität und Diskontinuität in der Entwicklung der Studienstiftung angesichts der Systembrüche 1933 und 1945“, das an den Lehrstuhl von Prof. Dr. Habbo Knoch angegliedert ist, und war dort für die Archivrecherchen in Baden-Württemberg verantwortlich. Nebenher unterrichtete sie Englisch und Finnisch an der Schiller-Volkshochschule in Ludwigsburg. In ihrer Freizeit ist sie im Verein „Frauen und Geschichte in Baden-Württemberg e.V.“ aktiv und Mitglied im Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung e.V.

 

Kontakt: ruth.oeler[at]gmx.de