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Dissertationsprojekt von Annette Kaldorf

Titelbild: Deckblatt eines Drucks der Philippis (Guilelmus, Brito: Philippidos libri duodecim, Leizpig 1657; Digitalisat der MDZ: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11219845?page=13)

Epische Konventionen in der Philippis Wilhelms des Bretonen. Mit einem Kommentar des ersten Buches.

Ein zentrales Werk in der mittellateinischen Literatur stellt die Alexandreis des Walter von Châtillon dar, die um 1180 verfasst und rasch zum Vorbild für weitere Dichtungen wurde. Zu diesen Nachfolgern zählen unter anderem die Philippis, ein Epos, das Wilhelms des Bretonen in mehreren Überarbeitungen 1224 veröffentlichte. In zwölf Büchern präsentiert Wilhelm in epischen Ausmaßen die Taten des französischen Königs Philipp II. (1179-1223).

Abgesehen von Homers griechischen Epen ist Vergils Aeneis das bekannteste und wichtigste antike Epos. Obwohl sich Gattungsmerkmale für das Epos bereits in der griechischen Literatur etablierten, beeinflusst kein Werk mehr die danach entstandenen Epen mehr als die Aeneis. Moderne Gattungstheorien hatten in der Antike und im Mittelalter Vorläufer in Form literarischer Werke wie Quintilians Institutio Oratio oder Isidor von Sevillas Etymologien, die jedoch nur rudimentär definieren, was verschiedenen Gattungen ausmacht. Für das heroicum carmen nennt Isidor beispielsweise virorum fortium res et facta (1, 39, 9) sowie den Hexameter als Parameter. Konkret manifestiert der Inhalt sich in Elementen wie Katalogen (beispielsweise von Schiffen oder Kriegern), Seestürmen, Leichenspielen und Gängen in die Unterwelt.

Zahlreiche dieser Elemente finden sich auch in der Philippis. Geschrieben für die Söhne Philipps, präsentiert Wilhelm im Werk im Wechsel von Erzählungen, Schilderungen und Reden die Herrschaft Philipps. Informationen über das Privatleben oder die Kindheit des Königs sind nur spärlich vorhanden, während der Fokus des Werkes eindeutig auf dem Krieg und militärischen Erfolgen liegt. Wilhelm ist daran gelegen, Philipps Erfolge für seine Söhne, aber auch eben die Nachwelt zu bewahren. Trotz der inhaltlichen Mischung aus Herrscherpanegyrik und Historiographie stellt Wilhelm sich stilistisch in die Tradition der Aeneis und der Alexandreis, was sowohl durch die Form als auch die Sprache ersichtlich wird. Dreimal erwähnt Wilhelm im Vorwort an Prinz Ludwig Alexander den Großen, die Muse Vergils findet sich im siebten Vers des Proömiums.

Die Arbeit stellt die erste tiefergehende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Philippis dar. Nach Editionen und französischen Übersetzungen aus dem 19. Jahrhundert fehlt noch immer eine inhaltlich-sprachliche Analyse des Epos. Die Dissertation hat daher einen geteilten Fokus: Zum einen werde ich die epischen Elemente (unterteilt in Kernelemente sowie die Kategorien Krieg, Raum, Zeit und Kommunikation) untersuchen, um herauszustellen, inwieweit die Philippis in der Tradition antiker und mittellateinischer Epik steht; zum anderen entsteht ein philologisch-historischer Kommentar der Widmungsgedichte und des ersten Buches.

Annette Kaldorf, geboren 1996, studierte im Bachelor Englisch und Latein (Lehramt Gymnasium/Gesamtschule, 2015-2019) an der Universität zu Köln und der University of Warwick. Es folgte in Köln der Master in ASuK Mittellateinische und Lateinische Philologie (2019-2021). Während ihres Studiums war sie Tutorin am Institut für Altertumskunde und wissenschaftliche Hilfskraft im Kölner Akademie-Projekt „Edition der fränkischen Herrschererlasse“. In ihrer Masterarbeit edierte sie das Gedicht Viribus arte minis über den Fall Trojas. Ihr im Oktober 2021 begonnenes Dissertationsprojekt zu den Konventionen im mittellateinischen Epos Philippis (verfasst ca. 1223) von Wilhelm dem Bretonen wird betreut von Prof. Dr. Peter Orth und Prof. Dr. Carmen Cardelle de Hartmann (Zürich).

Vorträge

„Epic conventions in William the Breton's Philippis”, 16.02.2023, Medieval Latin Colloquium Prague – Zurich, Zürich.

Link zum Grako https://grk2212.uni-koeln.de/personen/kollegiatinnen-1/annette-kaldorf

Kontakt annette.kaldorf[at]uni-koeln.de