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Dissertationsprojekt von Sarah Mund

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Die Westküste Kanadas ist durch gemäßigten Regenwald geprägt, für den die heimischen Lachse eine zentrale Rolle spielen. (Foto: Sarah Mund)

Die Westküste Kanadas im Anthropozän - die Auswirkungen von Aquakulturen auf die bedeutende Beziehung zwischen Lachsen und Menschen

Wie Ressourcennutzung nachhaltig gestaltet werden kann, ist insbesondere in pluralen, multikulturellen Gesellschaften ein zentrales Problem demokratischer Orientierung und zivilgesellschaftlicher Entscheidungsfindung. Dürfen Minderheiten – kulturell, sozial oder wirtschaftlich gefasst – über die Verwendung von natürlichen Ressourcen in „ihrem“ Lebensraum autonom entscheiden, haben sie ein wesentliches Mitspracherecht oder müssen sie sich letztlich Mehrheitsmeinungen beugen? Diese Fragen stellen sich insbesondere bei Ressourcennutzung in indigenen Territorien, bei denen wie in Kanadas die Situation der Landrechte Indigener umstritten ist.
Ein Beispiel hierfür sind Lachs-Aquakulturen an der Westküste Kanadas, die sich in indigenen Territorien befinden, jedoch oft ohne die Zustimmung indigener Gruppen betrieben werden. Diese Fischfarmen haben gravierende soziale, kulturelle und ökologische Auswirkungen. Sie gefährden den Bestand der heimischen, wilden Lachse durch Krankheiten, Verschmutzung und Verdrängung. Wilde Lachse sind jedoch von elementarer Bedeutung für die Menschen vor Ort, speziell die indigene Bevölkerung, sowie das Ökosystem - wie schon klassische Ethnographien, unter anderem von Franz Boas verdeutlichen.
Ziel dieses Projekts ist es, diese bedeutende Beziehung zwischen Menschen und Lachsen zu betrachten und speziell die Auswirkungen von Aquakulturen, sowie anderen Formen von Ressourcennutzung und klimatischen Veränderungen zu beschreiben. Im Jahr 2020 entschied die kanadische Regierung einen Teil der Aquakulturen an der Küste British Columbias, die an der Wanderroute der heimischen Lachse verortet sind, in den nächsten Jahren auslaufen zu lassen und diese Farmen in neue Formen zu transformieren. Spannend ist es nun zu begleiten, wie diese Transformation aussieht, wie Indigene in diesen Prozess eingebunden werden und welche Perspektiven dies für andere Regionen bietet.

Biographie

Sarah Mund studierte English Studies und Ethnologie im Bachelor an der Universität zu Köln (2014-2017). Ihren Ein-Fach-Master in Ethnologie absolvierte sie ebenfalls an der Universität zu Köln mit Auslandsaufenthalten am Goldsmiths College, University of London und der University of British Columbia, Vancouver. Sarah Munds Forschungsschwerpunkt liegt auf Mensch-Umwelt Beziehungen mit einem Fokus auf indigenen Perspektiven. Seit April 2021 ist sie Stipendiatin im Integrated Track der a.r.t.e.s. Graduate School und forscht zu der Bedeutung pazifischer Lachse für Menschen und Umwelt an der Westküste Kanadas.

 

Vorträge

„Indigener Tourismus. Neue Perspektiven für nachhaltigen Tourismus im Anthropozän“, 29. September 2021, Deutsche Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie, „Welten. Zonen. Atmosphären. Seismographen des Anthropozäns“, Online Event.

„Talking about fish“, 4. September 2020, Emerging Scholars Forum, „Imagining Canada: ‚Discovering‘ & Navigating ‚All Our Relations‘ in an (Un)Common Country,“ Online Event, Freiburg.

„Indigenous peoples, tourism and the environment“, 12. Dezember 2019, EASA EnviroAnt Network Inaugural Meeting, „Perspectives and stories in a world of facts and figures? Exploring the potential of anthropology in tackling environmental issues“, University of Cologne.

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