Dissertationsprojekt von Katharina Müller
Dissertationsprojekt „Die PRESSA 1928 als ‚Weltschau am Rhein‘ in der Kölner Nachkriegsmesse und ihre Architektur im Spiegel städtischer Modernisierungsvisionen (Arbeitstitel)
Die internationale Presseausstellung PRESSA, als umfassende Schau des weltweit agierenden Presse- und Kommunikationswesens, fand 1928 in der Messe Köln statt und sicherte der Stadt Köln ihre lang ersehnte Stellung als konkurrenzfähige wie international anerkannte Messe- und Ausstellungsmetropole. Mit circa fünf Millionen Besuchern und rund 1500 Ausstellern aus 43 Ländern muss die PRESSA wahrlich eine spektakuläre Attraktion gewesen sein: ein breit aufgestelltes kulturelles Rahmenprogramm begleitete diese Massenveranstaltung – allein für die feierliche Eröffnung, inklusive Galadiner und fulminanter Lichtershow, waren zahlreiche hochrangige internationale Persönlichkeiten geladen. Die PRESSA präsentierte zudem eine kulturhistorische Abteilung, zahlreiche Nationalausstellungen, Themenpavillons von namhaften Architekten und eine groß angelegte Gartenanlage samt Vergnügungspark, Ballonfahrt, Miniatureisenbahn und zahlreichen Verkaufsbuden sowie Restaurants.
Der Kölner Stadtbaudirektor und Architekt Adolf Abel (1882-1968) baute für die PRESSA die erst seit 1924 bestehenden Messebauten der Kölner Messegesellschaft m.b.H. weitreichend um. Diese Umbauten der Messehallen und der ehemaligen Kürassierkaserne sowie den Neubau des PRESSA-Turms, des Rheinrestaurants, des Staatenhauses und die Aufteilung des Geländes in einen Ausstellungs- und Vergnügungsteil möchte ich architekturwissenschaftlich untersuchen. Dabei interessiert mich vor allem die multiintentionale Ausrichtung der PRESSA, ihre „[…] organische Einheit von Wirtschaft und Politik und Kultur“1, die ich ebenso in den neuen Gebäuden zu erkennen glaube. Gleichzeitig zeigt sich diese wegweisende Einstellung in dem inhaltlichen Profil der Kölner Messegesellschaft, denn die Ausstellungen ab Mitte der 1920er Jahre sollten neben unlängst zurücktretenden wirtschaftsfördernden Aspekten auch einem gesteigerten städtischen Prestige- und Modernisierungsanspruch dienen sowie politische oder kulturelle Interessen vertreten, um somit nicht zuletzt Köln im Wettstreit um die wichtigste westdeutsche Metropole zum Sieg verhelfen. Dabei kommt der Beziehung der Messe- und Ausstellungsgebäude zum Stadtganzen als Teil umfangreicher Modernisierungsbestrebungen und dem Impuls der Anlage wiederum auf stadtplanerisch-infrastrukturelle Prozesse gerade im rechtsrheinischen Köln ein besonderes Augenmerk zu. Meine Analyse der PRESSA sowie eine ergänzende Quellenbetrachtung der Messe- und Ausstellungsgenese Kölns zielen daher darauf hin, sich einer Fragestellung zu widmen, welche in der Forschung noch ungeachtet geblieben ist: wie wurden in der Architektur und der Geländegestaltung der PRESSA die vielfältigen städtischen Ziele, die an die neue sogenannte Grenzlandmesse und ihre Ausstellungsveranstaltunge geknüpft waren, sichtbar? Ich möchte verstehen wie die Ausrichtung der PRESSA – aufgrund vielfältiger politischer, städtischer, aber auch ausstellungspezifischer Nachkriegsbedingungen – als fachspezifische Weltausstellung in einer Nachkriegsmesse die Architektur beeinflusste und wie wiederum die Architektur überhaupt erst diese, also meine Ausdeutung der PRESSA reproduziert hat.
1Jäckh, Ernst (1928): Neudeutsche Ausstellungspolitik. In: Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie (Hg.): Veröffentlichungen des Deutschen Ausstellungs- und Messe-Amts. Berlin (4), S. 48-77, hier S. 73.
Kurzbiografie
Katharina Müller studierte Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität zu Köln, der Università di Bologna und der Universität Basel. Darüber hinaus nahm sie am Research Master-Programm von a.r.t.e.s. teil und war Sprecherin für den Jahrgang 2016. Als Tutorin arbeitete sie am Kunsthistorischen Institut sowie als studentische und später wissenschaftliche Hilfskraft im Wissenschaftsmanagement am Albertus Magnus Center for Early Career Researchers der Universität zu Köln.
Katharinas Abschlussarbeiten über die historistische Sakralarchitektur der Kölner Neustadt und zeitgenössische Funktionsbauten in der Schweiz sowie die Dissertation verbindet ein Forschungsinteresse für Inszenierungs- und Repräsentationsmechanismen von Gebäuden und deren Verbindung in die jeweiligen Umgebungen. So promoviert Katharina seit April 2019 als Kollegiatin im a.r.t.e.s. Integrated Track im Bereich Architekturgeschichte bei Professor Udo Mainzer.
Nach Station in der Museumspädagogik und Kunstvermittlung am Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen arbeitet sie zudem für das LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg in der Neukonzeption der Dauerausstellung.
Kontakt: katharina12(at)gmx.de
Vorträge
„Die Presseausstellung ‚PRESSA‘ 1928 in der Messe Köln und ihre wirtschaftlichen Repräsentationsstrategien. Eine Analyse von Historie, Architektur und stadtplanerischer Inszenierung“, 19. Juni 2019, a.r.t.e.s. Graduate School fot he Humanities Cologne, Universität zu Köln.
„Gegen Objektivierung: Hannah Wilkes kranker Körper in der Intra-Venus Series.“, 2.-5. November 2017, 93. Kunsthistorischer Studierendenkongress „Frouäsach“, Universität Bern.
„Schicht um Schicht. Die Konstruktion des Kölner Bayenturms und seiner Umgebung als Erinnerungsort.“, 27.-28. Juli 2017, Masterworkshop des Kunsthistorischen Institutes der Universität zu Köln, „ZEIT|KONSTRUKTE. Modellierungen des Vergangenen, Gegenwärtigen und Künftigen in der Kunstgeschichte“, Universität zu Köln.
Veröffentlichungen
Eichert, Felix (Mitarbeit Müller, Katharina): Wenn der Geist will, so wächst der Stein. Hochschulradio Kölncampus, Köln 2020
[URL:https://soundcloud.com/felixeichert/wenn-der-geist-will-so-wachst-derstein?fbclid=IwAR0JHJqYrIsLco1Hu9zoRKHQrMu0O8l0wByDQAWQ4iudM_pR2Ma8wEeAZas; letzter Zugriff: 27.06.2020].
Eiberger, Meike; Müller, Katharina; Münkewarf, Brit, u.a. (Hg.): „Hässlich“, Tagungsband anlässlich des 96. Kunsthistorischen Studierendenkongress Hässlich. Köln 2019.
„Eine unbeschwerte Kindheit? Kinderarbeit, Notspielzeug und Matrosenanzug“, in: Oberschlesisches Landesmuseum (Hg.): Schaukelpferd und Zinnsoldaten. Kindheit und Jugend in Schlesien (= Schriften der Stiftung Haus Oberschlesien, Band 7). Ratingen 2019, S. 41-49.
„Schicht um Schicht. Die Konstruktion des Kölner Bayenturms und seiner Umgebung als Erinnerungsort.“, in: Kunsthistorisches Institut Köln (Hg.): ZEIT|KONSTRUKTE. Modellierungen des Vergangenen, Gegenwärtigen und Künftigen in der Kunstgeschichte. Köln 2017, S. 25-33.
Tagungsorganisation
96. Kunsthistorischer Studierendenkongress „Hässlich“, 15.-18. November 2018, Universität zu Köln.
Mitgliedschaften
Forschungsinitiative AGRIPPINA – Forum für kölnische Stadtgeschichtsforschung (Forschungsstelle Geschichte Kölns, Historisches Institut der Universität zu Köln).
Verband Deutscher Kunsthistoriker e.V.
Titelbild: Offizielle Postkarte der PRESSA mit Blick auf den Messehof, Verlag Rudolf Schick Köln&Leipzig 1928.