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Dissertationsprojekt von Henriette Terpe

Der Dichter und sein Tod. Schreiben mit/für/gegen den Tod in Chile, Argentinien und Spanien (Arbeitstitel)

Auch wenn der Tod eines der zentralen und sich immer wiederholenden Themen der Literatur und insbesondere der Lyrik ist, erreicht dieses Thema eine besondere Dringlichkeit im dem Moment, in dem der Dichter selber durch eine terminale Diagnose dem Tod ins Auge blickt. Aus dieser Situation heraus sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Spanien und Südamerika ganze lyrische „Todestagebücher“ entstanden: Enrique Lihn und Gonzalo Millán schrieben aus Chile, Ángel Crespo, José Ángel Valente und Jaime Gil de Biedma aus Spanien über den Tod. Mit dem Tod? Für den Tod? Gegen den Tod? Aus Argentinien kreisen die letzten Gedichtbände von Alfonsina Storni und Alejandra Pizarnik beständig um den Tod, der von ihnen letztendlich selbst gewählt wurde. Entgegen den Thesen von Philippe Ariès ist der Tod zumindest in der Lyrik der Moderne kein Thema, das verschwiegen und verdrängt wird, vielmehr lässt sich vielleicht gerade von den Dichtern das Sterben wieder lernen, wenn diese behaupten, Schreiben sei „trabajar codo a codo con la muerte“. Neben einer Analyse der einzelnen Werke in Hinsicht auf die Todesthematik (Metaphern, Intertextualität, metaliterarische Aspekte, eschatologische Modelle) sollen auch mögliche Unterschiede oder Gemeinsamkeiten zwischen Spanien und Südamerika, hier Chile und Argentinien, herausgearbeitet werden sowie die Rolle der Literaturwissenschaft im Kreis der interdisziplinären Thanatologie oder der death studies bestärkt werden.

 

Kurzbiografie

Henriette Terpe studierte Physik, Romanistik und Komparatistik an der Universität zu Köln, der Ruhr-Universität Bochum und der Universidad Complutense de Madrid. 2017 beendete sie mit ihrer Abschlussarbeit „El poema extenso americano entre 1922 y 1947“ das Masterstudium und ist seitdem am Romanischen Seminar der Universität zu Köln am Lehrstuhl von Prof. Dr. Wolfram Nitsch angestellt. Unter der Betreuung von Prof. Dr. Wolfram Nitsch, Prof. Dr. Niall Binns und Prof. Dr. Nicolas Pethes promoviert sie als a.r.t.e.s.-Kollegiatin zu spanischsprachigen, lyrischen Todestagebüchern aus dem 20. Jahrhundert. Seit 2018 ist sie Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Neben ihrer akademischen Tätigkeit arbeitet sie als literarische Übersetzerin, Kulturmanagerin und Musikerin.

Kontakt: h.terpe(at)uni-koeln.de

 

Publikationen

Julio Cortázar: Die Katzen/Los Gatos. Dt. von Henriette Terpe und Frank Henseleit. Schriftenreihe der Kunststiftung NRW. Düsseldorf: Lilienfeld Verlag, 2018.

Gustav Meyrink: Meister Leonhard. Herausgegeben von einer Gruppe Studierender der RUB. Essen: C. Bachmann Verlag, 2012.

 

Vorträge

„‚Nunca salí del horroroso Chile‘: Perspectivas de (in)movilidad en Enrique Lihn“ 27.–31.März 2019, XXII. Deutscher Hispanistentag „Konstellationen – Netze – Transformationen“, Freie Universität Berlin.

„Der Dichter und sein Tod. Schreiben mit/für/gegen den Tod in Chile, Argentinien und Spanien“ 16.–17.11.2018, XVI. Forschungstag Lateinamerika/Iberische Halbinsel, Centro de Estudios Latinoamericanos y Transatlánticos, Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim.

„Una vez el azar se llamó Jorge Cáceres: un proyecto de arte y vida del surrealismo chileno“ 10.–12. November 2016, XXI Simposio de la Sociedad Española de Literatura General y Comparada, Palacio de la Magdalena, Santander.

 

Titelbild: Naturaleza muerta. Foto: Henriette Terpe // Portraitfoto: Patric Fouad