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Dissertationsprojekt von Markus Kremer

Geschlechtsspezifisches Dialogverhalten in den Artusepen Hartmanns von Aue und Wolframs von Eschenbach (Arbeitstitel)

Die Illustration aus Thomasins von Zerklaere Lehrgedicht ‚Der Welsche Gast‘ zeigt eine Frau, die sich zwischen zwei widersprüchlichen Ratschlägen entscheiden muss. Der gute Berater zu ihrer Linken rät ihr: „volge tugenden und eren“, während der böse Ratgeber zu ihrer Rechten versucht, sie auf den Pfad der Untugend zu lenken: „volge dinem geluste“. Die Frau jedoch bleibt standhaft und erklärt: „schone mit tugenden ist gut“.Ziel des angestrebten Dissertationsprojektes ist es, die in der deutschsprachigen didaktischen Literatur propagierten Gesprächsnormen systematisch aufzuarbeiten und die hierbei gewonnen Ergebnisse auf die (fiktiven) Dialoge der Artusepen Hartmanns von Aue und Wolframs von Eschenbach anzuwenden. Die gewählten pragmalinguistischen, genderspezifischen und redekonstellationstypischen Analyseverfahren ergeben sich hierbei aus den in der Gattung der lehrhaften Dichtung erhobenen Anforderungen geschlechtsspezifischen, höfischen Sprechens und den an den Artusepen gemachten Beobachtungen. Mittels jenes methodischen Zugriffs wird es möglich, das Gesprächsverhalten der in den Werken (sprachlich) handelnden Figuren unter besonderer Berücksichtigung geschlechtsspezifischen Dialogverhaltens zu untersuchen. Ob sich dabei weibliches Sprechen beispielsweise durch einen eingeschränkten Durchsetzungsmodus und eher KOMPLEMENTÄRER und KOORDINATIVER Dialogtypen besonders auszeichnet, wird entsprechend zu analysieren sein, wobei jedoch auch jene Parameter in die Untersuchung einzubeziehen sein werden, die neben der Geschlechterkategorie ebenfalls Einfluss auf die dialogische Konstruktion nehmen können wie etwa der Grad der Öffentlichkeit oder das soziale Verhältnis der Dialogpartner. Ob die literarischen Erzähltexte dabei die Normen der didaktischen Literatur, im Sinne einer Bestätigung der elitären Idealbilder normierter Weiblichkeit und Männlichkeit, aufnehmen oder gegen sie, Zeichen der besonderen Literarizität jener Texte, anschreiben und ob hierbei figurenspezifische Unterschiede auszumachen sind, wird ebenso zu untersuchen sein wie die Frage nach geschlechtsspezifischen Besonderheiten auf der Ebene der Handlungsstruktur.

 

Kurzbiographie

2008: Magister Artium und Erstes Staatsexamen an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in den Fächern Deutsche Philologie, Sportwissenschaft, Philosophie und Erziehungswissenschaft. Abschlussarbeit zur „Individualität in Wolframs Parzival“. 2007-2008: Studentische Hilfskraft in der Abteilung ‚Literatur des Mittelalters‘ der WWU Münster. 2007: Vortrag im Rahmen des Workshops „Die Welt ist wieder heimgekehrt – Evaluation der Fußball-WM 2006” zu dem Thema „Das Bild englischer und deutscher Fans in Kauf- und Qualitätszeitungen. Expliziert an der ‚Bild‘ und der ‚Süddeutschen Zeitung‘“ erhoben anhand der Sprechakttheorie. Veröffentlicht in: Jütting, Dieter H. (Hrsg.): Die Welt ist wieder heim¬gekehrt. Studien zur Evaluation der FIFA-WM 2006. Münster 2007. Stipendiat der a.r.t.e.s.-Forschungsschule – Klasse 3.

 

Vorträge

"Geschlechtsspezifisches Dialogverhalten in den Artusepen Hartmanns von Aue und Wolframs von Eschenbach"
10. Mai 2011: Vortrag im Rahmen des ‚Mediävistischen Kolloquiums‘ an der Universität Duisburg-Essen

 

Portraitfoto: Roman Oranski