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Auf den Spuren von Ferdinand Franz Wallraf

a.r.t.e.s.-Kollegiatin Friederike Rupp promoviert zur Bibliothek des berühmten Kölners

von Alessa Hübner

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Aus der Sammlung Wallraf in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (Foto: Friederike Rupp / USB Köln, Sammlung Wallraf)

Als Untersuchungsobjekt ihrer Dissertation hat Friederike Rupp, Kollegiatin im a.r.t.e.s. Integrated Track, die Bibliothek des Kölners Ferdinand Franz Wallrafs gewählt: Wie ist die Büchersammlung des ‚Erzbürgers‘ aufgebaut? Welche Absichten verfolgte Wallraf beim Sammeln der Bücher, nach welchen Kriterien beschaffte er woher welche Werke? Friederikes bibliothekswissenschaftliches Promotionsprojekt ist am Historischen Institut angesiedelt; seit April letzten Jahres nimmt sie außerdem als Kollegiatin am strukturierten Promotionsprogramm der a.r.t.e.s. Graduate School teil, für das sie sich aufgrund der Möglichkeiten zum inter-, aber auch disziplinären Austausch beworben hatte: „Gerade die Diskussionen in den Klassensitzungen sind eine Bereicherung, da sie immer wieder den Blick für neue und andere Ideen, Sichtweisen und Herangehensweisen öffnen“, so Friederike. Ihr Promotionsvorhaben wird außerdem durch ein Stipendium des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds gefördert.

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Aus der Sammlung Wallraf in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (Foto: Friederike Rupp / USB Köln, Sammlung Wallraf)

Ferdinand Franz Wallraf – Gelehrter und Sammler

Ferdinand Franz Wallraf (1748–1824) machte sich in vielfacher Weise einen Namen in seiner Heimatstadt Köln – unter anderem wirkte er als Gelehrter, Stadtreformer und Universitätspolitiker. Auch das kulturelle Leben Kölns prägte der letzte Rektor der Alten Universität durch seine ausgeprägte Sammlerleidenschaft, für die er bis heute bekannt ist: So sammelte er nicht nur Gemälde, Münzen und Mineralien, sondern legte auch eine umfangreiche Bibliothek an. Alle seine Sammlungen hinterließ er der Stadt Köln. Die „Bibliothek Wallraf“ trug so wesentlich zum Grundstock der damaligen Stadtbibliothek bei, die später Teil der neuen Kölner Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) wurde, wo sich heute immer noch der überwiegende Teil der Wallraf-Bibliothek befindet. Friederike befasst sich in ihrem Promotionsprojekt mit dieser – weitestgehend unerforschten – Büchersammlung Wallrafs. Obwohl der Name Wallraf vielen geläufig ist, werfen seine Biographie und sein Schaffen noch immer Fragen auf, erzählt Friederike: „Er wirkte als Sammler und Gelehrter in einer von Umbrüchen geprägten Zeit, sowohl politische – Stichworte: ‚Franzosenzeit‘ und preußische Herrschaft – wie auch gesellschaftliche. Als Sammler war Wallraf noch den Idealen der Aufklärung verpflichtet, die jedoch allmählich von neuen Ideen abgelöst wurden. In der Stadt Köln schuf die Säkularisation, die massenhaft Kulturgüter aus den Kirchen und Klöstern auf den Markt brachte, zudem außergewöhnliche Sammlungsmöglichkeiten, die auch Wallraf nutzte. Ich hoffe, diese Konfliktlinien an seiner Büchersammlung nachzeichnen zu können.“

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Aus der Sammlung Wallraf in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (Foto: Friederike Rupp / USB Köln, Sammlung Wallraf)

Recherche in der Wallraf-Bibliothek

In ihrer bibliothekshistorischen Untersuchung interessiert sich Friederike Rupp vor allem dafür, welche Strategien Wallraf beim Aufbau seiner Bibliothek verfolgte und welche Intentionen für ihn beim Sammeln der Bücher eine Rolle spielten. Hierfür forscht sie direkt am Bestand der Wallraf-Sammlung, die sich im Magazin der USB befindet. Über die Recherchearbeit in der USB berichtet Friederike: „Wallrafs Büchersammlung steht zu Forschungszwecken grundsätzlich jedem Nutzer und jeder Nutzerin über eine Bestellung in den Historischen Lesesaal zur Verfügung. Die USB unterstützt meine Forschung jedoch ganz praktisch durch die Möglichkeit, direkt im Magazin zu arbeiten. Dafür steht mir dort auch ein eigener Arbeitsplatz zur Verfügung. Vor Ort bedeutet die Forschung ‚am Material‘ zunächst, die Bücher tatsächlich einmal aus dem Regal zu nehmen und etwaige Eintragungen zu Provenienzen oder Marginalien in eine von mir angelegte Datenbank aufzunehmen.“ Die Erkenntnisse der Recherchearbeit sollen anschließend anhand des umfangreichen schriftlichen Nachlasses von Ferdinand Franz Wallraf im Historischen Archiv der Stadt Köln überprüft werden. Mit ihrem Promotionsprojekt strebt Friederike das Ziel an, die Person Ferdinand Franz Wallraf als Sammler und Gelehrten ein Stück weiter erschließen zu können.

Ferdinand Franz Wallraf heute in Köln

Fast 200 Jahre nach seinem Tod ist Ferdinand Franz Wallraf nicht nur durch das Grabmal auf dem Melaten-Friedhof und das Wallraf-Denkmal in der Richartzstraße weiterhin in Köln präsent, sondern er lebt vor allem durch seine gesammelten Objekte in verschiedenen Institutionen und ihren Ausstellungen wie auch in wissenschaftlichen Forschungsprojekten zu dem berühmten Kölner – wie dem von Friederike Rupp – weiter. Am Historischen Institut der Universität zu Köln hat Professorin Gudrun Gersmann, die auch Friderike Rupps Erstbetreuerin ist, das Projekt „Wallraf digital“ aufgebaut, welches als Modell für digitale Wissensvermittlung konzipiert ist und mittlerweile unterschiedliche digitale Angebote umfasst: eine Publikationsplattform, verschiedene Videos, einen Blog sowie eine App, mit der man auf einem Stadtrundgang „Wallrafs Köln“ entdecken kann. Durch dieses Projekt wurde auch die Ausstellung des Historischen Archivs der Stadt Köln „Mensch Wallraf! Köln und sein Erzbürger“ angeregt, die traditionelle mit virtuellen Zugängen zu Wallraf und seinen Hinterlassenschaften verknüpfte und die bis Anfang März besucht werden konnte. Seit Ende März 2018 ist im Wallraf-Richartz-Museum die Ausstellung „Wallrafs Erbe – ein Bürger rettet Köln“ zu sehen, die sein Leben und Werk thematisieren und sein damaliges Wirken in Köln wie auch dessen Bedeutung für die heutige Zeit in den Mittelpunkt stellen wird. Im Rahmen des Begleitprogramms der Ausstellung wird Friederike Rupp gemeinsam mit Christiane Hoffrath von der USB am 24. Mai 2018, 19 Uhr einen Vortrag halten zu Wallrafs Büchersammlung. Interessierte sind herzlich eingeladen! Weitere Informationen zum Begleitprogramm der Ausstellung können auf der Internetseite des Wallraf-Richartz-Museums eingesehen werden.