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Dissertationsprojekt von Christina Vollmert

Szenen bürgerlicher Festkultur. Eine Medien-Kultur-Geschichte Frankfurts a.M. im Fin de Siècle (Arbeitstitel)

Das Dissertationsprojekt analysiert ein umfangreiches Konvolut bislang unerforschter Archiv-Materialien (Fotos, Zeitungsartikel, Programmhefte, Postkarten, Eintrittskarten und andere Souvenirs) aus der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Uni Köln zur Frankfurter Festgeschichte im deutschen Kaiserreich. Dabei ist zum einen die Zeitspanne - das Ende des 19. Jahrhundert als eine Zeit des Aufbruchs in die Moderne und als Phase sozialer, kultureller und medialer Umbrüche - als auch die Stadt Frankfurt in ihrer Bedeutung als großstädtisches Zentrum und Erfahrungsort der Moderne Ausgangspunkt der Betrachtung. In drei Kategorien wird das Material aus einer theaterwissenschaftlichen Perspektive analysiert: (1) Historische Feste - Inszenierung historischer Wurzeln, (2) Somatische Feste - Inszenierung eines Gemeinschaftsgefühls, (3) Technologische Feste - Inszenierung von Technik als Spektakel. Der These von Peter W. Marx folgend, das 19. Jahrhundert als ein "theatralisches Zeitalter" (Marx, 2008) zu begreifen, zeigt sich an den jeweiligen Inszenierungsspraktiken der Feste, wie (Inter-)Theatralität als Medium gesellschaftlicher Akzeptanz fungieren kann. Gerade die Wechselwirkung zwischen medien- und kulturgeschichtlicher sowie gesellschaftlicher Gegebenheiten sind dabei entscheidend, um die Frankfurter Festkultur in ihrer kommunikativen Charakteristik zu erfassen.

Geht man, im Anschluss an Goffman, von einer grundsätzlichen Theatralisierung der Lebenswelt aus, wird die traditionelle Entgegensetzung von positiv konnotierten Begriffen wie Wahrheit/Wirklichkeit/Authentizität und negativ konnotierten Begriffen wie Schein/Simulation/Konstruktion hinfällig. Dieser Umbruch setzt, so die These, genau um die Jahrhundertwende ein und wird durch neue Medien und Technologien vorangetrieben. Im Umkehrschluss tragen neue Medien so wesentlich zur Theatralisierung des Alltags bei. Darin wird deutlich, wie tiefgreifend sich theatrale Formen am Ende des 19. Jahrhunderts an der Formatierung neuern Wahrnehmungsformen und sozialen Umstrukturierungen beteiligen.

 

Kurzbiographie

Christina Vollmert, Jahrgang 1987, hat in Köln Medienkulturwissenschaften, Medieninformatik und Kunstgeschichte studiert, nachdem sie zuvor eine Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin absolviert hat. Während ihres Studiums war sie als Hilfskraft am Institut für Medienkultur und Theater/Theaterwissenschaftliche Sammlung, am Institut für Deutsche Sprache und Literatur II sowie seit 2013 als Assistant Coordinator des sic! Summer Institute Cologne tätig. Praxisorientierte Erfahrungen gewann sie als Regieassistentin am Schauspiel Köln, Videoeditor bei TV- und Filmproduktionen sowie Art Directorin bei unterschiedlichen Medien- und Werbeinstitutionen. 2016 schloss sie ihr Masterstudium in Medienkulturwissenschaft und Kunstgeschichte mit einer Arbeit „Zur Wiederentdeckung des barocken Trauerspiels im politischen Theater der 1970er Jahre“ ab, die sich anhand von unbearbeiteten Archivmaterialien mit der einzigen Inszenierung von Daniel Caspar von Lohensteins Epicharis auseinandersetzt. Seit 2017 ist sie Kollegiatin der a.r.t.e.s. Graduate School. Begleitend arbeitet sie – neben ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln – als Koordinatorin des Intermedia-Studiengangs der Universität zu Köln sowie als Projektmitarbeiterin am Institut für Kunst und Kunsttheorie der Universität zu Köln. Ihr Promotionsprojekt wird betreut von Prof. Dr. Peter W. Marx (Universität zu Köln).

Kontakt: christina.vollmert(at)uni-koeln.de

 

Publikationen

Vollmert, Christina: Staging Technology. In: Nineteenth Century Theatre and Film, Vol. 45/1, 2018.

Vollmert, Christina: Theodor C. Pilartz: Sakuntala (Köln 1925). In: Fantasies of India on the German Stage, hrsg. von der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln 2016, S. 21–25.

 

Vorträge

„Technologie als Spektakel. Performative Erfahrungsorte der Moderne“
11/2018: Kongress der Gesellschaft für Theaterwissenschaft, Heinrich-Heine Universität Düsseldorf.

„Location & Nation – Theatrical Representation of the Past in fin-de-siècle Frankfurt/M.”
07/2018: International Federation of Theatre Research World Congress, University of Arts Belgrade, Serbien.

“Location & Nation – Theatrical Representation of the Past in fin-de-siècle Frankfurt/M.”
06/2018: Symposiums “City, Space, and Spectacle in Nineteenth-Century Performance”, University of Warwick, Campus Venedig, Italien.

„Szenen bürgerlicher Festkultur. Eine Medien-Kultur-Geschichte Frankfurts a.M. im Fin des Siècle“
11/2017: Doktoranden-Netzwerk der Gesellschaft für Theatergeschichte und der Gesellschaft für Theaterwissenschaft (AG Theaterhistoriographie), Freie Universität Berlin

"Faux Terrains: Reenactment, Embodiment and Staged Narratives" (Poster Presentation)
08/2017: [sic!] Summer Institute Cologne, Universität zu Köln

"Staging Festivity. Historical Entertainment in late 19th century Frankfurt/M"
07/2017: International Federation of Theatre Research Conference, Universidade de São Paulo, Brasilien

"Staging Technology"
07/2017: Symposium, Theatrical Ecologies and Environments in the Nineteenth Century, University of Warwick, UK

"A Media-Cultural History of Fin de Siécle Frankfurt/M" (Poster Presentation)
08/2016: [sic!] Summer Institute Cologne, Universität zu Köln

"Objects & Observers. The International Electrotechnical Exhibition in Frankfurt/M 1891"
06/2016: International Federation of Theatre Research Conference, University of Stockholm, Schweden

"Re-Discovering Baroque Trauerspiel in the Political Theatre of 1970s Germany“
02/2016: Symposium, Writing Theatre History in a Global Horizon, Jawaharlal Nehru University, Neu-Delhi, Indien

 

Lehrveranstaltungen

Wintersemester 2018/19

Seminar „Hybride mediale Formen“ (Institut für Medienkultur und Theater, Universität zu Köln)

Wintersemester 2017/18

Seminar „Schreib- und Wissenschaftspraxis“ (Institut für Medienkultur und Theater, Universität zu Köln)

Sommersemester 2017

Vorlesung „Das Theater als Zukunftslabor“ (im Rahmen der Clustervorlesung „Die Zukunft des Theaters / Das Theater der Zukunft“, Institut für Medienkultur und Theater, Universität zu Köln)

Wintersemester 2016/17

Vorlesung „Erfahrungsorte der Moderne“ (im Rahmen der Ringvorlesung „Mediengeschichte“, Institut für Medienkultur und Theater, Universität zu Köln)

Wintersemester 2015/16

Tutorium „Einführung in die Kunstgeschichte“ (Kunsthistorisches Institut, Universität zu Köln)

 

Titelbild: Illustration der Tatzelwurm-Szenerie auf der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung Frankfurt a.M. 1891 © Theaterwissenschaftliche Sammlung, Universität zu Köln. // Portraitfoto: Patric Fouad