zum Inhalt springen

Lebendige Mediävistik

Transatlantischer Austausch bewährt sich: Das Cologne-Toronto Graduate Student Colloquium 2018

von Christoph Burdich, Hannes Fahrnbauer und Adrian Meyer

vergrößern:
Kölner Promovierende bestens gelaunt auf dem Campus der University of Toronto (Foto: Christoph Burdich)

Vom 1. bis 3. November 2018 fand das sechste Cologne-Toronto Graduate Student Colloquium statt – dieses Jahr wieder in Toronto. Das Kolloquium wird von der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne und dem Zentrum für Mittelalterstudien (ZEMAK) der Universität zu Köln gemeinsam mit dem Centre for Medieval Studies der University of Toronto veranstaltet.

Nach einer langen, aber angenehmen Anreise wurden wir im Centre for Medieval Studies von Shami Ghosh im Namen des Toronter Organisationsteams herzlich empfangen. Ebenso warmherzig begrüßten uns die Promovierenden der University of Toronto. Aus dem ersten Kennenlernen entwickelte sich sogleich ein lebhafter und vielseitiger Austausch. Bereits die erste Sektion des Kolloquiums offenbarte die Vielfalt der Themen, die in den Vorträgen der Promovierenden und den kommentierenden Beiträgen der Professorinnen und Professoren sowie in den daran anschließenden Diskussionen zur Sprache kamen. Alexandra Atiya eröffnete die Sektion mit ihren Beobachtungen zum Bild ländlicher Arbeit im mittelenglischen Morality play Mankind, bevor Jared Johnson der Rolle linguistischer Reform in Alkuins Vita Richarii nachspürte. Abschließend stellte Hannes Fahrnbauer die ekklesiologische Bedeutung von Handschuhen im Kontext ritueller Handlungen heraus. Die Diskussionen fanden ihre Fortsetzung beim Dinner im glamourösen Ambiente des Restaurants Sassafraz, einem beliebten Treffpunkt für die Stars des jährlich stattfindenden Toronto International Film Festivals.

Der Vormittag des zweiten Kolloquiumstages war philosophischen und geistesgeschichtlichen Fragestellungen gewidmet. Zunächst legte Kamil Majcherek den Entwurf einer Theorie der Artefakte im Werk Wilhelms von Ockham vor. Danach analysierte Christoph Burdich den Prozess der Transformation, den das ‚Wissen‘ über Häretiker im spätmittelalterlichen Österreich durchlief. In der kunsthistorisch ausgerichteten Sektion des Nachmittags veranschaulichte Pavla Ralcheva das Potential, das der Einsatz beweglicher Bildträger bei der Präsentation und Aufbewahrung von Reliquien bot. Ariana Ellis reihte sich mit einer intermedialen Analyse von Totentanzdarstellungen in den Vortragsreigen ein. An den kunsthistorischen Schwerpunkt knüpfte eine Exkursion in die Malcove Collection des University of Toronto Art Museum an. Heather Pigat präsentierte uns ausgewählte Objekte der kleinen, aber facettenreichen Sammlung: Vor allem Adam und Eva von Lucas Cranach dem Älteren begeisterte die Kölner Reisegruppe. Im Anschluss an den Museumsbesuch begann für uns Promovierende die Student Night. In der urgemütlichen Atmosphäre des Pubs The Artful Dodger lernten wir die Toronter Doktorandinnen und Doktoranden näher kennen und unterhielten uns angeregt über kanadische Kultur, Eishockey und Whisky.

1 / 2
  • Großansicht:
    Im Centre for Medieval Studies: Promovierende mit Professorinnen und Professoren in regem Gespräch (Foto: Christoph Burdich)
  • Großansicht:
    Kölner Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer mit den Organisatoren vor dem Eingang der Malcove Gallery (Foto: Christoph Burdich)

Der letzte Tag des Kolloquiums begann mit einer altgermanistischen Abteilung. Antje Strauch diskutierte die ‚agency‘ materieller Dinge in der mittelhochdeutschen Heldenepik. Mit ‚nonsense‘ und ‚non-sense‘ in mittelhochdeutschen Mären setzte sich André Flicker auseinander. Inwiefern ökonomische Gleichwertigkeit in deutschsprachigen Erzählungen des Mittelalters als narratives Mittel der Deeskalation fungiert, verdeutlichte Adrian Meyer. Die historischen Vorträge der letzten Sektion verband ein geschlechtsgeschichtlicher Fokus. Eva-Maria Cersovsky untersuchte anhand der Rezeptionsgeschichte eines Bibelzitats, wie sich der mittelalterliche Blick auf die weibliche Eignung für Krankenpflege wandelte. Im letzten Vortrag beleuchtete Emma Gabe Testamente des 15. Jahrhunderts aus Besançon unter dem Gender-Aspekt. Am Ende der erfolgreichen Tagung blieb nur noch, den Organisatoren des 6th Cologne-Toronto Graduate Student Colloquium Shami Ghosh und Andreas Speer herzlich zu danken. Unser besonderer Dank gilt an dieser Stelle auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Centre for Medieval Studies, die uns in den Pausen mit internationalen Köstlichkeiten und reichlich Kaffee aus nie versiegender nordamerikanischer Quelle umsorgten. Gekrönt wurde der letzte Kolloquiumstag durch ein gemeinsames Dinner im indischen Restaurant The Host. Am Abreisetag machten wir Kölner Promovierende einen Bootsausflug auf dem Ontariosee zu den vorgelagerten Toronto Islands. Dass Toronto nicht nur für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern auch für Touristinnen und Touristen interessant ist, haben wir dort mit Blick auf die im Sonnenschein liegende Skyline noch einmal in vollen Zügen genießen dürfen.

Viele unvergessliche Eindrücke und wertvolle Anregungen für unsere Projekte haben wir mit nach Hause genommen. Wir erinnern uns gerne an die Gastfreundschaft, die wir in Toronto erfahren haben, und freuen uns schon jetzt darauf, die kanadischen Kolleginnen und Kollegen beim nächsten Mal in Köln zu begrüßen.