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Von der Galerie zum Kunstfenster

Kunst und Wissenschaft im Dialog

von Julia Maxelon

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Aus der Austellung „Das Büro: Interferenzen zwischen Kunst- und Wissensraum“ (2014) (Foto: Silke Feuchtinger)

Als sich im Herbst 2009 fünf Stipendiatinnen der gerade neu gegründeten a.r.t.e.s. Forschungsschule zusammentaten, um ein erstes Ausstellungsprojekt aus der Wiege zu heben, ahnten sie sicherlich nicht, dass ihre Initiative auch neun Jahre später noch Früchte tragen würde. Die „a.r.t.e.s. galerie“, wie das Gründungsteam aus Jennifer Crowley, Corinna Kühn, Cornelia Kratz, Britta Terwordt und Constanze Zürn sein Projekt nannte, hatte sich zum Ziel gesetzt, bildende Kunst in den Alltag der Graduiertenschule zu bringen. Seine erste Ausstellung „If I touched the earth“ untersuchte daher 2010 anhand des Werks der Düsseldorfer Künstlerin Charlotte Warsen exemplarisch Schnittstellen von (theoretischer) Wissenschaft und (praktischer) Kunst.

Kunst und Wissenschaft im Dialog

An dieser Herangehensweise hat sich auch neun Jahre und zwölf Ausstellungen nach Start des Projekts nicht viel geändert. Seit 2014 heißt die a.r.t.e.s. galerie zwar a.r.t.e.s. kunstfenster (der Beanstandung der Markenkennzeichnung ‚artes‘ in Kombination mit dem Begriff ‚Galerie‘ durch eine kommerzielle Kunsthandelsgesellschaft sei dies gedankt) – und die a.r.t.e.s. Forschungsschule seit ihrer Auszeichnung durch die Exzellenzinitiative 2012 a.r.t.e.s. Graduate School –, noch immer bildet jedoch eine jährliche Ausstellung in den Räumlichkeiten der Graduiertenschule das Herzstück des Doktorand/inn/en-Projekts. Die Ausstellungen bieten jungen Künstlerinnen und Künstlern – mal aus Köln, mal aus dem Ausland – die Gelegenheit, ihre Werke in ungewohntem und gleichzeitig fruchtbarem Rahmen zu präsentieren. Sie werden je nach Thema mal von einem Künstler/innen-Gespräch, mal von einem Videoabend oder auch mal nur von einem Katalog begleitet. Immer jedoch beleben sie unter Garantie die Büroflure, inspirieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, regen zum Austausch an, machen Parallelen und Unterschiede zwischen wissenschaftlichen und künstlerischen Inhalten und Konzepten sichtbar, und strukturieren gleichsam das a.r.t.e.s.-Jahr.

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Interdisziplinarität und Themenvielfalt – auch in der bildenden Kunst

Die Bandbreite der Themen, Formate und Menschen der vergangenen zwölf Ausstellungen ist dabei ebenso beeindruckend wie die Zahl der Doktorandinnen und Doktoranden, die sich in dem galerie/kunstfenster-Projekt seit 2009 engagiert haben: sage und schreibe 37! Inhaltlich lässt sich eine gewisse Entwicklung weg von personenbezogenen Ausstellungen (Charlotte Warsen 2010, Christina Kramer 2010, Matteo Pericoli 2012 und Khaled Hafez 2013) hin zu thematischen Ausstellungen („Transformation“ 2011, „100 Ideas“ 2012, „Das Büro“ 2014, „bezeichnend!“ 2015, „going beyond...“ 2016, „fern|weh“ 2017 und „Microcosms“ 2018) feststellen. Dies ist mit Sicherheit auch der Tatsache geschuldet, dass die Ausstellungen der Anfangsjahre eher spezifische Kontakte der Teammitglieder als Ausgangspunkte hatten, aus denen sich dann der Turnus der Ausstellungsprojekte ergab, während sich die Ausstellungen inzwischen eher am akademischen Jahr und den Ideen der sich jeweils neu zusammenfindenden Teams orientieren. Und auch der digitale Wandel hat seine Spuren hinterlassen: beschäftigten sich die ersten Ausstellungen noch eher mit klassischen Formaten und Medien der Kunst – Malerei, Zeichnung, Fotografie oder Buch –, so sind in den letzten Jahren auch Video, Installation, Illustration und Kooperationen mit der Kunsthochschule für Medien Köln und dem Cologne Game Lab in den Fokus gerückt. Deutlich wurde darüber hinaus immer, dass nicht nur ‚die Wissenschaft‘ Interesse an ‚der Kunst‘ hat – also Doktorandinnen und Doktoranden der Geisteswissenschaften an künstlerischen Erzeugnissen, in denen sie ihre eigenen Fragestellungen und Forschungsgebiete wiederfinden –, sondern dass ebenso Künstlerinnen und Künstler heute das Bedürfnis haben, ihre Werke in breitere, vielleicht fremde Kontexte zu stellen, die gewohnten ‚White Cubes‘ zu verlassen, ihre Kunst direkt interagieren zu lassen mit dem Alltag der Öffentlichkeit, und nicht zuletzt durch diese Konfrontation ihre eigenen Positionen zu überprüfen.

Aktuell: „Microcosms“

Zum Wintersemester 2017/18 hat das aktuelle kunstfenster-Team um Elio Antonucci, Christina Rath, Claudia Rizzo und Caterina Ventura seine Arbeit aufgenommen und eine Ausstellung zum Thema „Microcosms“ entwickelt, die seit dem 7. Mai und noch bis zum 19. Juli 2018 bei a.r.t.e.s. zu sehen ist. In „Mircocosms“ betrachten drei Künstlerinnen und Künstler – Claudia Difra aus Mailand, Sven Hoffmann aus Köln und Filippo Valtore aus Bologna – die Welt aus verschiedenen spezifischen Perspektiven: Natur, Weiblichkeit, Urbanität und Sprache. Das Große spiegelt sich im Kleinen, das Universum im Menschen – eine Dialektik, die allein schon im Wort ‚Mikrokosmos‘ deutlich wird. Das kunstfenster-Team stellt in dieser Hinsicht die gemeinsame Herangehensweise von Kunst und Wissenschaft in den Vordergrund: „By moving from specific observations to broader generalizations and theories as well as from the more general to the more specific, researchers replicate the mutual movements of microcosm and macrocosm. In the same way, we can think about artists as attempting to represent reality through its fragmentation, offering their particular view on the world.“ Die Ausstellung schließt am 19. Juli mit einer Finissage bei a.r.t.e.s., alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Zum zehnjährigen Jubiläum von a.r.t.e.s. und dem – fast! – zehnjährigen Bestehen des galerie/kunstfenster-Projekts hoffen wir auf viele weitere Jahre von Kunst und Wissenschaft im Dialog, auf eine dreizehnte, vierzehnte, fünfzehnte Ausstellung, auf weiterhin engagierte Doktorandinnen und Doktoranden, die über den Tellerrand ihrer wissenschaftlichen Arbeit und Disziplin herausblicken wollen, und vor allem auf die Wissenschaft inspirierende Werke – Kunst! – in den Räumlichkeiten von a.r.t.e.s. und der Universität.