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Mit Kindern nach Kapstadt!

Katharina Gröne hat ihre Töchter mit auf Forschungsreise genommen

von Julia Maxelon

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    Katharina Gröne mit Farm-Managerin Abalimi Bezekhaya (Foto: Katharina Gröne)
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    Die Töchter von Katharina Gröne am Strand von Kapstadt (Foto: Katharina Gröne)
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    Katharina Grönes Töchter spielen, während sie ein Interview führt (Foto: Katharina Gröne)

Die Ethnologin Katharina Gröne hat Politikwissenschaft, Afrikanistik und Islamwissenschaften an der Universität zu Köln studiert, und promoviert und arbeitet nun seit knapp drei Jahren am Global South Studies Center Cologne. Für ihr Promotionsprojekt war sie im Rahmen des Internationalisierungsprogramms „a.r.t.e.s. international – for all“ von November 2017 bis Februar 2018 in Kapstadt, Südafrika. In Begleitung ihrer zwei Töchter hat sie dort Interviews geführt und Daten erhoben. Wozu Katharina genau forscht und wie es war, mit zwei Kindern nach Kapstadt zu reisen, haben wir sie gefragt!

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a.r.t.e.s. Graudate School: Liebe Katharina, du hast deinen Magisterabschluss an der Uni Köln gemacht und promovierst jetzt in der Ethnologie. Welchen Weg hast du seit deinem Studienabschluss genommen, und wie genau bist du zu deinem Promotionsprojekt gekommen?

Katharina Gröne: Mein Studium habe ich im Wintersemester 2014 beendet. Nach der Geburt meiner zweiten Tochter im Dezember 2014 habe ich mit ihr und ihrer zwei Jahre älteren Schwester erst einmal das ruhige Leben zu Hause genossen. Nach diesem Jahr hatte ich wieder Lust und Zeit zu arbeiten, und habe mich daher auf eine Stelle als Wissenschaftliche Hilfskraft am Global South Studies Center Cologne (GSSC) der Uni Köln beworben. Diese Anstellung, die in der Research Area „Communicative Repertoires in the Transforming Global South“ angesiedelt ist, habe ich dann auch bekommen. Ab dann ging es los mit meinem eigenen Forschungsprojekt „Communities of Practice in Urban Agriculture and Food Sovereignty in Cape Town, South Africa: Linking Knowledge, Communication, Power and Practice“. Die Anbindung an das GSSC hat mir unglaublich bei der Themenfindung geholfen – meine Betreuerin in der Ethnologie ist Professorin Sandra Kurfürst, die auch im Vorstand des GSSC tätig ist. Zu ihr habe ich einen sehr guten Draht und ich freue mich immer richtig auf die Beratungsgespräche mit ihr. Im Rahmen meiner WHK-Stelle helfe ich am GSSC in der Wissenschaftskoordination mit: Das heißt, dass ich bei der Vorbereitung von Konferenzen und Workshops helfe, zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen unsere Public Lectures betreue, Literatur verwalte und bei Antragsstellungen helfe.

Für dein Promotionsprojekt zu „Communities of Practice in sustainable development and social change linking knowledge, communication, power and practice“ warst du drei Monate in Kapstadt und hast dort mit Reisemitteln von a.r.t.e.s. geforscht. Was genau hast du in Kapstadt gemacht, und wie ist deine Forschungsreise verlaufen?

Bereits 2016 bin ich durch das thematische DAAD-Netzwerk des GSSC gefördert worden und war zwei Monate in Kapstadt. Über „a.r.t.e.s. international – for all“ bin ich dann insgesamt noch einmal drei Monate dort gewesen. Ich forsche in meinem Promotionsprojekt zu Social and Environmental Justice Movements und zu Ernährungssouveränität in Kapstadt, indem ich mich mit den Herausforderungen beschäftige, die sogenannte Grass-Roots Urban Agriculture Projects meistern müssen. Dabei bearbeite ich Fragen von Marginalisierung und Informalität im urbanen Raum, die mit dem Erbe der Apartheid und den immer noch alltagsbestimmenden asymmetrischen Strukturen von Städtebau und Governance zu tun haben. Mich interessiert, wie sich die Projekte auf Mitgliederebene zusammensetzen, welche Organisationsstrukturen es gibt, in welchen sozio-kulturellen Kontexten die Projekte sich befinden und welche spezifischen Schwierigkeiten sich für das jeweilige Projekt ergeben.

Dadurch, dass mein von a.r.t.e.s geförderter Aufenthalt so lang war, konnte ich richtig viele Eindrücke zu den zahlreichen Projekten in Kapstadt sammeln. Schlussendlich konzentriere ich mich nun auf drei Kernprojekte, von deren Untersuchung ich mir am meisten verspreche, weil sie alle einzigartig sind und einen einzigartigen Kontext haben. Es handelt sich dabei erstens um die Oranjezicht City Farm, ein Vorzeigeprojekt der urbanen Landwirtschaft in einem rein weißen Wohngebiet direkt unterhalb des Tafelbergs; zweitens um EARF81, ein Stück besetztes Land direkt im Stadtzentrum, auf dem Schwarze, Weiße und Coloreds innerhalb eines rein weißen Wohngebiets zusammenleben und welches seit Jahren von Räumung bedroht ist; und drittens die Philippi Horticultural Area Civil Campaign, die sich für die Erhaltung eines von Zersiedelung bedrohten urbanen Landwirtschaftsgebiet direkt vor den Toren der Stadt einsetzt.

Eine Besonderheit deiner Forschungsreise war, dass du deine beiden Töchter mitgenommen hast. Eine akademische Karriere mit Kindern, besonders in der Promotionsphase, ist immer noch eher ungewöhnlich. Wie sind deine Erfahrungen zum Promovieren mit Kindern, besonders mit Blick auf deine Forschungsreise?

Ja, das stimmt – eine Forschungsreise mit Kindern zu unternehmen ist ungewöhnlich, und ich hatte großes Glück, dass das bei uns so gut gelaufen ist. Ich lebe vom Vater der Kinder getrennt, habe meinen Traum von einer Forschungsreise mit Kindern aber dennoch verwirklichen können. Darüber bin ich sehr froh, und auch stolz darauf! Die Umsetzung von Forschungsreisen für Frauen und Mütter – gerade, wenn sie alleinerziehend sind – ist trotz guter Förderlinien wie der von a.r.t.e.s. heute immer noch schwierig.

Ich glaube, dass mein Promotionsfach der Ethnologie und mein Forschungsschwerpunkt einen wichtigen Anteil daran hatten, dass es bei mir so gut geklappt hat: Während ich qualitativ geforscht habe – durch Teilnehmende Beobachtung, Interviews und Fragebögen –, haben meine Kinder beispielsweise auf dem Gelände der Projekte spielen können. Ich kann nicht für andere Disziplinen sprechen, aber in der Ethnologie ist es seit einigen Jahren – wohl auch aufgrund der Forschungsmethodik mit Teilnehmender Beobachtung – immer besser möglich, mit Familie und Kindern zu reisen und dabei zu forschen. Ich habe im Vorfeld mit Kolleginnen sprechen und mich mit ihnen zu ihren Erfahrungen als Mütter im Feld austauschen können; auch dabei haben mir die Einbindung in das GSSC und die entsprechenden Kontakte wieder sehr geholfen. Im Sommersemester wird eine Kollegin aus der Ethnologie den Workshop „Feldforschung und Familie“ veranstalten, an dem ich – mit meinen Erfahrungen in Kapstadt im Gepäck – auch teilnehmen werde.

An sich ist Südafrika durchaus ein geeignetes Reiseland für eine Forschungsreise mit Kindern. Besonders der Aufenthalt im touristisch erschlossenen Kapstadt war für mich gut zu handhaben. Kapstadt verfügt über eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur, was beispielsweise Verkehrsnetze und die Krankenversorgung angeht – darum habe ich mir wenig Sorgen gemacht. Die Wasserkrise fand ich da schon deutlich bedenklicher: Während unseres Aufenthalts gab es bereits bestimmte Restriktionen und die Krise war spürbar. Insgesamt war es aber die absolut richtige Entscheidung, die Feldforschung gemeinsam mit meinen beiden Töchtern anzugehen, und ich bin sehr froh, dass alles so gut geklappt hat, wie es mir erhofft habe.