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Auf das richtige (Kölner) Pferd gesetzt!

Über meinen Forschungs-Gastaufenthalt an der Universität zu Köln

von Monika Mráz

Zerlegen des Lamms mit frisch geschlagenen Steinartefakten (Foto: Eymard Fäder)

Endlich geschafft! Master in der Tasche – der langersehnte Moment nach sechs intensiven Studienjahren, beginnend in Berlin mit einem Bachelor in Ägyptologie und endend in Basel am Institut für Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie. Schon während meiner Masterarbeit zu Tierknochen aus einem Sodbrunnen der römischen Stadt Augusta Raurica hatten sich für mich durch zahlreiche krankhafte Erscheinungen an den Tierknochen spannende Forschungsfragen ergeben, wie die nach dem Umgang und der Fürsorge für das Tier in früheren Zeiten. Wie es manchmal der Zufall will, bekam ich den Hinweis auf das dreimonatige Gaststipendium von „a.r.t.e.s. international – for all“ für Promovierende ausländischer Hochschulen an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln; und so reichte ich ein Exposé zum Thema Mensch-Tier-Verhältnis in vor- und frühgeschichtlichen Zeiten bei a.r.t.e.s. ein. Mit dem positiven Bescheid ergab sich für mich die einmalige Chance, eine Dissertation zu einem Thema des eigenen Interesses voranzutreiben. Los ging es im Juli 2017, rheinabwärts zu neuen (Kölner) Ufern!

Grillparty auf dem Hof in der Jennerstraße (Foto: Eymard Fäder)

Kölner Charme

Am Tag meiner Ankunft in Köln wurde ich sehr herzlich vom Archäozoologenteam begrüßt. Eckhard Deschler-Erb, Professor für provinzialrömische Archäologie, zeigte mir den Universitätscampus mitsamt einigen Geheimtipps und wir sprachen im Detail über meine Erwartungen an den Gastaufenthalt und die geplanten Arbeitsschritte. Ich unternahm die ersten Arbeitsschritte am Archäologischen Institut und der archäozoologischen Abteilung, um mir einen Überblick über die für meine Forschung relevanten Daten zu verschaffen. Schnell stand fest, dass der Fokus der Forschung lediglich auf mehr oder weniger vollständigen Skeletten liegen muss, da der Informationsgehalt über den Gesundheitszustand der Tiere hier beachtlich höher ist. Den Fokus legte ich auf Hunde und Pferde, da beide Tierarten in der römischen Zeit einem Verzehrtabu und die Wahrscheinlichkeit unterlagen und die Wahrscheinlichkeit, komplette Überreste zu finden, liegt somit viel höher als bei anderen Haustieren. Das stellte mich aber vor ein wesentliches Problem: Ich brauchte mehr vollständige tierische Proben.

Mit vollem Ertrag

Während des Betriebsausflugs vom Archäologischen Instituts zu den laufenden Grabungen in Krefeld-Gellep ergab sich die perfekte Gelegenheit, Kontakt zur Leiterin des Museums Burg Linn sowie der Stadtarchäologie in Krefeld, Dr. Jennifer Morscheiser, herzustellen und mich nach Forschungsmaterial zu erkundigen. Jedem, der in der provinzialrömischen Archäologie forscht, ist der Bataver-Aufstand gegen die römische Herrschaft 69. n. Chr. in Gelduba (heute Krefeld-Gellep) mit den zahlreichen dabei umgekommenen Männern und Pferden ein Begriff. Ich bekam die Erlaubnis, diese Pferde im Rahmen meiner geplanten Doktorarbeit zu untersuchen. Mit der Sicherstellung einer ausreichenden Anzahl an geeigneten Untersuchungsobjekten für das Forschungsvorhaben begann ich mit der detaillierten Planung des Forschungsvorhabens.

Während der letzten sechs Wochen des Gastaufenthaltes in Köln konnte ich weitere Kontakte zu Expertinnen und Experten herstellen, um mich den Fragen nach der Gesundheit, Fütterung sowie den Pathogenen mit Hilfe spezieller Untersuchungsmethoden zu nähern, die direkte Hinweise auf Fürsorge und Umgang mit den Tieren durch den Menschen liefern können. Mit der Unterstützung meiner Basler Betreuerin PD Dr. Sabine Deschler-Erb begann ich mit der Verschriftlichung des Forschungsvorhabens und der detaillierten Herausarbeitung des Projekts „HumAnimAl – New insights in the human-animal relationship of earlier times as a basis for current social discussions“. Das Projekt zielt auf kooperative Arbeiten mit weiteren Forschungs- und Bildungsinstitutionen auf internationaler Ebene ab, was eine weitere Vernetzung und Innovation im Fachgebiet der Archäozoologie sowie das Erarbeiten eines bislang wenig erforschten Gebietes der Archäologie ermöglicht. In dieser Zeit genoss ich den Einblick in die Arbeitsweise der Kölner Archäozoologinnen und -zoologen und die zahlreichen spannenden Unterhaltungen unter Kolleginnen und Kollegen sehr. Durch interessante Studienmethoden, wie das alljährliche Zerlegen eines Lammes mit selbstgeschlagenen Steinartefakten durch die Studierenden, wurde mir erneut klar, wie wichtig das Hineinfühlen in die vergangene Zeit durch solche ‚Experimente‘ für uns Archäo(zoo)loginnen und Archäo(zoo)logen ist.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Gastaufenthalt an der Universität zu Köln nicht nur wertvolle Vorarbeiten für das Projekt „HumAnimAl“ mit sich gebracht hat, sondern dass viele schöne Erinnerungen sowie Freundschaften aus meiner so intensiven und ertragreichen zehnwöchigen Sommerzeit in der in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Stadt Köln bleiben. Ich danke sehr herzlich allen Personen und Institutionen, die mir den Gastaufenthalt sowie die Entstehung des Forschungsvorhabens ermöglicht haben!

Hinweis: Dieser Bericht ist eine gekürzte Version des Forschungsberichts von Monika Mráz, der vollständig im a.r.t.e.s.-Jahrbuch 2017/18 (erscheint April 2018) nachzulesen ist.