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Workshop zum multimedialen wissenschaftlichen Arbeiten

AG „Enhanced Publications“ macht erste Schritte in Richtung neuer Publikationsformate

von Sina Pfister

Foto: Julia Maxelon

Es ist nicht zu leugnen: Das Format, in dem Forschende (fast) aller Disziplinen ihre Ergebnisse publizieren, erscheint aus heutiger Sicht veraltet. Denn während wir auf so vielen anderen Gebieten ungebremst von neuen technischen Möglichkeiten Gebrauch machen, hat sich in Hinblick auf Publikationsformate im Prinzip seit 150 Jahren nichts Grundlegendes verändert. Aus diesem Grund hat eine Gruppe von Promovierenden der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne die Arbeitsgruppe „Enhanced Publications“ gegründet. Ziel ist es, mit vereinten Kräften moderne Publikationsformate zu entwickeln, die digital, potenziell interaktiv und grafisch ansprechend sind und je nach Wunsch des Autors auch direkten Zugang zu den Daten bieten. Gemeinsam wollen wir Möglichkeiten erarbeiten und Anstöße geben, um institutionelle Hürden (zum Beispiel aufwändige Universitätsregularien) zu überwinden.

Um mehr Aufmerksamkeit für die angestrebte Erweiterung des Publikationshorizonts zu generieren, möchten wir in den nächsten Jahren einen multimedialen ‚Sammelband‘ erstellen, der verschiedene neue Formate vorstellt und ein weiteres Publikum – auch außerhalb der strikt wissenschaftlichen Welt – anspricht. Im Zuge dieses Bestrebens haben wir jedoch schnell gemerkt, dass zum multimedialen Arbeiten viele Fertigkeiten von Nöten sind – und entschieden uns daher für Crash-Kurs-Workshop, auf den wir im Folgenden zurückblicken.

Die multimediale Aufbereitung wissenschaftlicher Themen

Gemeinsam mit Adam Polczyk, Leiter der Abteilung „Presse und Kommunikation“ der Universität zu Köln, organisierten wir deshalb im Oktober 2017 den offenen Workshop „Foto, Film und Interview: Multimediale Aufbereitung wissenschaftlicher Themen“. Einen ganzen Tag lang informierte uns Adam Polczyk darin über die Basistechniken videogestützter Interviews, Lichtbedingungen, Tonkniffe und Kameraeinstellungen. Darüber hinaus trainierten wir, wie kurze Dokumentarsequenzen und Tonstrecken während der (Feld-)Forschung mit kleinstmöglichem technischen Aufwand umgesetzt werden können und besprachen, welche Hardware dafür nötig ist. Außerdem diskutierten wir den Umgang mit und die Archivierung von gesammeltem Material für die Weiterverarbeitung. Anknüpfend an diesen Workshop soll im nächsten Jahr ein weiterer Workshop zum Thema „Schnitt“ folgen.

Multimedialität in den Disziplinen der Fakultät

Morgens startete der Workshop mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Adam Polczyk erklärte uns, wie er über studentische Umwege zu seinem Beruf bei der Pressestelle der Universität gekommen war, für die er Kurzvideos, Lehrfilmprojekte und andere Videoproduktionen plant und durchführt und deren Leiter er darüber hinaus seit Kurzem ist. Nachdem sich die Arbeitsgruppe vorgestellt hatte, erzählte die interdisziplinär aufgestellte Runde, was er oder sie mit den im Workshop gewonnenen Kenntnissen machen möchte.

Drei Ethnologinnen und eine Historikerin beschrieben, dass sie ihre Feldforschungen multimedial begleiten möchten, um den Leserinnen und Lesern ihrer Arbeiten ein lebendiges Bild des jeweiligen Landes vermitteln zu können. Ein Historiker erhoffte sich, in Videos darstellen zu können, welche Bedeutung seine Forschung zur Kolonialzeit für die Gegenwart hat. Ein teilnehmender Literaturwissenschaftler analysiert in seiner Dissertation unter anderem Buchtrailer und interessierte sich deshalb dafür, wie man Buchinhalte zu Vermarktungszwecken filmisch darstellen kann.

Der Medienwissenschaftler in der Runde schilderte, dass er die Erkenntnisse aus dem Workshop dazu nutzen wolle, für ein Forschungsprojekt medienethnographische Interviews anzufertigen. Als Teil seiner Wissenschaftsdisziplin, so sagte er, sei er generell daran interessiert, die eng gesetzten Grenzen des klassischen Textformats zu verlassen, und audiovisuelle Quellen natürlicher in seine Untersuchungen einbeziehen zu können.

„Nicht zoomen und nicht schwenken!“ – Praxistipps vom Profi

Im Anschluss begannen wir mit einer Analyse von Beispielvideos. Im Internet hatten die Teilnehmenden nach Reiseberichten, Marketingvideos, Ethno-V-Logs und ähnlichem Material gesucht, das ihnen attraktiv und nachahmungswürdig erschien. Adam Polczyk erklärte uns anhand der Videos die Techniken, die angewandt worden waren, und machte uns auf bestimmte Tricks und Kniffe aufmerksam.

Sein wichtigster Anfängertipp zur Umsetzung von Interviewsituationen und szenischen Aufnahmen lautete: „Nicht zoomen und nicht schwenken!“ Der Grund: Selbst Profis müssten lange Zeit üben, um diese Techniken professionell zu beherrschen. Wer allerdings bei den Basistechniken bliebe, könne auch als Anfänger schon professionell aussehende Videos produzieren, so Adam Polczyk. Ein weiterer wichtiger Ratschlag des Profis war: „Macht euch ein Konzept!“ Die ungefilterte Aufnahme wahllosen Materials könne genauso zum Todesurteil eines Videoprojekts werden wie die zu späte Einsicht, dass man die wichtigsten Dinge nicht aufgenommen hat.

Überdies schärfte uns Adam Polczyk ein, die Lichtbedingungen, die Tonqualität und den Aufnahmeknopf (bzw. die erfolgreiche Betätigung dessen) immer doppelt zu überprüfen. Für die Aufnahme mancher Situationen habe man nur eine Chance und solle diese lieber nicht vermasseln. Darüber hinaus legte er uns an Herz, bei Videoaufnahmen keine Berührungsängste zu haben und immer nahe an die Objekte und Subjekte unserer Aufnahmen heranzugehen, sowie auf deren Bewegungen zu fokussieren. Wolle man zum Beispiel Bezug zu einem Buch herstellen, biete es sich an, blätternde Seiten in den Blick zu nehmen.

Fazit: ein wertvoller Workshop für die eigene Forschung

Im Verlauf des Workshop-Tages erhielten wir so unzählige kleine Tipps und Ratschläge, die uns einen erfolgreicheren Start in den multimedialen Teil unserer Arbeit ermöglichen und viele Frustrationen ersparen werden. Sowohl die Vermittlung der Inhalte wie auch die Beteiligung der Gruppe war sehr lebendig und produktiv, so dass wir uns die Inhalte gut einprägen konnten. Der Workshop war ein wichtiger Schritt in Richtung des von uns angestrebten multimedialen Sammelbands und wir freuen uns darauf, unser neu gewonnenes Wissen während unserer Forschung anzuwenden und den geplanten Aufbauworkshop zum Thema „Schnitt“ erweitern zu können. Vielen Dank, lieber Adam!