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Graduiertenklassen

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Die Graduiertenklassen im Integrated Track bei a.r.t.e.s.

Die Promovierenden im strukturierten Promotionsmodell „Integrated Track“ gehören jeweils einer der a.r.t.e.s.-Graduiertenklassen an. Die einzelnen Promotionsprojekte werden hier in einen weiter gefassten thematischen und interdisziplinären Rahmen eingebracht und diskutiert. Die Themen der Klassen sind in historischer, systematischer und methodischer Hinsicht aufeinander bezogen und bilden Schwerpunkte, die mit den Forschungsschwerpunkten und Exzellenzfeldern der Philosophischen Fakultät korrespondieren. Auf diese Weise wird auf den Ebenen des Einzelfachs, der Klassen und der gesamten Schule je nach Spezialisierungs- oder Allgemeinheitsgrad eines Problems ein produktives Milieu der Diskussion und der Lehre geschaffen.

Die Leitung der Graduiertenklassen haben jeweils zwei Professorinnen und Professoren der Philosophischen Fakultät inne. Gemeinsam bilden sie die a.r.t.e.s.-Kommission und begleiten das jährliche Auswahlverfahren für den Integrated Track.

Klasse 1: „Dynamiken des Wissens und der Gesellschaften in Vormodernen Kulturen“

Klassenmentor/in: Prof. Dr. Anja Bettenworth & Prof. Dr. Silviane Scharl

Die Forschung der Klasse 1 beschäftigt sich auf der Basis historischer, literarischer und materieller Quellen mit der Konstituierung, Rezeption und Transformation von kulturellen und sozialen Leistungen sowie ihrer verschiedenartigen Figurationen und Manifestationen, welche die Kulturen der Antike und des Mittelalters in ihren Kernbereichen und in der longue durée ihrer Rezeptionsgeschichte strukturieren. Dabei erforscht sie die Entfaltung und Konkretisierung von Wissen, Vorstellungen und gesellschaftlichen Verhältnissen in Texten und Objekten, ebenso die Rolle, die unterschiedlichen Medien mit ihren spezifischen Bedingungen und Möglichkeiten bei diesen Prozessen zukommt.

Klasse 2: „Sprache, Diskurs und Kultur“

Klassenmentoren: Prof. Dr. Christiane M. Bongartz & Prof. Dr Thorsten Hahn

Die Klasse 2 interessiert sich für theoretische Konzepte, die für die Linguistik, Kulturwissenschaften und Literaturwissenschaften in gleichem Maße relevant sind, aber je unterschiedliche methodische Perspektiven und fachspezifische Inhalte eröffnen. Disziplinenübergreifend sollen ihre empirisch-systematischen und hermeneutisch-historischen Dimensionen vergleichend erarbeitet und diskutiert werden. Die Konzepte „Sprache“, „Diskurs“ und „Kultur“ werden dabei in einem Wechselverhältnis gesehen, das sich aus strukturalistischer, kognitionswissenschaftlicher, konstruktivistischer, kommunikationstheoretischer, pragmatischer, interkultureller, wissensgeschichtlicher oder ästhetisch-literaturtheoretischer Perspektive beschreiben läßt. Wir gehen davon aus, daß sich auf diese Weise die Produktions- und Rezeptionsbedingungen von Diskursen erforschen lassen und interessieren uns auf dieser Grundlage für die historische Konjunktur von Metaphern, Verfahren und Vorstellungskomplexen wie „Ironie“ oder „Horror“ als diskursive Phänomene.

Klasse 3: „Kunst- und Medienkulturen: Text – Bild – Klang“

Klassenmentoren: Prof. Dr. Gesine Müller & Prof. Dr. Benjamin Beil

Unter einem medienwissenschaftlichen Ansatz bündelt die Klasse 3 die Bereiche Medienkultur- Literatur-, Bild-, und Musikwissenschaft. Untersuchungsgegenstände aus diesen oft nicht voneinander zu trennenden Bereichen werden aus dem Gesichtspunkt ihrer Medialität heraus inter- bzw. transdisziplinär untersucht. Das thematische Spektrum der Klasse setzt sich aus den Interessen der jeweiligen Einzelwissenschaften zusammen und ist dementsprechend weit gefasst. Die spezifischen Untersuchungsgegenstände werden jedoch stets unter der Prämisse ihrer Medialität behandelt. Ein besonderes theoretisches und thematisches Interesse der Klasse gilt der Beziehung von digitalen und analogen Medien, wobei auch hier der Blick nicht nur auf zeitgenössische Tendenzen wie Miniaturisierung und Mobilisierung gerichtet ist, sondern wiederum eine historische sowie theoretische Tiefe eingefordert wird.

Klasse 4: „Kulturgeschichten der materiellen Welt“

Klassenmentor/in: Prof. Dr. Gabrielle Cianciolo Cosentino & Prof. Dr. Anke Ortlepp

Die Klasse 4 befasst sich mit der Historizität von Dingen, Stoffen und anderen Arten von Materie sowie der Materialität von Geschichte in der Welt der Neuzeit. Behandelt werden sowohl traditionell kulturgeschichtliche Themen – etwa die gesellschaftliche Konstruktion von Dingen – als auch Fragen nach den physischen, haptischen oder funktionalen Möglichkeiten und „Fähigkeiten“ von Materie und ihrer konstitutiven Bedeutung für die Verfasstheit menschlicher Kultur. Das thematische Spektrum der Klasse ist weit gefasst und umfasst Bereiche wie die Geschichte der Ernährung, Technologiegeschichte oder die Historie der Medien.

Klasse 5: „Institutionen und Praktiken in historischer Perspektive“

Klassenmentoren: Prof. Dr. Ute Planert & Prof. Dr. Christian Spies

Die Forschung der Klasse 5 befasst sich mit dem Wandel des Verhältnisses von Ungleichheit und Herrschaft in der Geschichte von der Antike bis ins 21. Jahrhundert. Dabei stehen die verschiedenen Regionen Europas und jene Teile der Welt, die in kolonialen und postkolonialen Beziehung zu Europa standen, im Vordergrund des Interesses. Obwohl die Wechselbeziehung zwischen Ungleichheit und politischer Herrschaft zu den konstitutiven und die Lebenschancen der Menschen existenziell bestimmenden Merkmalen aller historischen Gesellschaften gehört, unterlagen ihre institutionellen Strukturen, Praktiken und Legitimationsformen einem tiefgreifenden Wandel. Vor allem Prozesse des Übergangs, der Erosion und erneuten Stabilisierung, der De- und Re-Legitimation sozio-politischer Ordnungen und Dispositive finden das besondere Interesse.

Klasse 6: „Natur – Kultur – Agency: Vermittlung verschiedener Wissensordnungen“

Klassenmentoren: Prof. Dr. Sven Bernecker & Prof. Dr. Stephan Packard

Die Forschung der Klasse 6 widmet sich aus philosophischen und interdisziplinären Perspektiven den Schnittstellen verschiedener Wissensordnungen: etwa zwischen kultur-, natur- und lebenswissenschaftlichen Fragen. Dazu zählen Fragen nach der Deutungsmacht verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen und ihrer Kommunikation untereinander sowie mit öffentlichen Diskursen, aber auch Problemstellungen, die korrespondierende Unterscheidungen in ihren Gegenständen betreffen, wie etwa das Verhältnis von Körper und Geist in der extended-mind-Debatte. Ebenso behandelt werden in dieser Klasse Forschungen, die sich die Untersuchung von kulturell spezifischen und historisch veränderlichen handlungsorientierenden Vorstellungen, von Moral und Ethik zur Aufgabe machen.

Klasse 7: „Dezentrierung Europas: komparative Perspektiven aus dem Global South“

Klassenmentoren: Prof. Dr. Ulrike Lindner & Prof. Dr. Michaela Pelican

Die Klasse 7 will einen Perspektivwechsel vornehmen und Fragen sozialer Beziehungen, kultureller Austauschverhältnisse und Gruppenidentitäten aus Sicht des Globalen Südens diskutieren. Globale Themenfelder wie Migration, Arbeitsverhältnisse, Warenaustausch und die Transformation kommunikativer Repertoires sind für das Verständnis von Integrations- und Exklusionsdynamiken auf allen Ebenen von zentraler Bedeutung: Sie sind Schlüsselthemen zur Rekonzeptualisierung sozialer Theorien und zur kritischen Bewertung eurozentrischer Befangenheiten innerhalb unserer Disziplinen. Durch die Einbindung aller Regionen der Welt und fachliche Interdisziplinarität möchten wir einen methodologisch diversifizierten Ansatz fördern und zu einem besseren Verständnis der globalen Zirkulation von materiellen Gütern, Ideen und Menschen gelangen. Die Klasse 7 steht in enger Verbindung mit dem Global South Studies Center. Ihre Unterrichtssprache ist Englisch.

Klasse 8: „Prominenz in Sprache“

Klassenmentor/in: Prof. Dr. Marco García García & Prof. Dr. Doris Mücke

Die Forschung der Klasse 8 befasst sich mit sprachlicher Prominenz, ein für Linguistik und Kognitionswissenschaft zentrales Organisationsprinzip, das Sprachproduktion und -perzeption von Diskursen steuert. Neben dem Bereich der Prosodie, wird Prominenz auch an der Schnittstelle zwischen Morphosyntax und Semantik sowie im Bereich der Diskurspragmatik erforscht. Hierbei soll sowohl die theoretische Modellierung von Prominenz als auch die Operationalisierbarkeit des Prominenzbegriffs für empirische Untersuchungen näher in den Blick genommen werden. Darüber hinaus wird die Rolle von Prominenz im Vergleich zu anderen strukturbildenden Prinzipien in Sprache, Kognition und Kultur diskutiert. Die Klasse 8 steht in enger Verbindung mit dem SFB 1252 „Prominence in Language“.

Klasse 9: „Dynamiken der Konventionalität (400–1550)“

Klassenmentoren: Prof. Dr. Monika Schausten & Prof. Dr. Karl Ubl

Die Klasse 9 möchte den Begriff der Konventionalität als einen neuen Schlüsselbegriff für eine interdisziplinäre Mittelalterforschung fruchtbar machen. Konventionalität bezeichnet kollektive Geltungsansprüche des Sprechens, Denkens, Handelns und Darstellens, über die Gesellschaften, Gemeinschaften oder Gruppen durch Übereinkunft oder Habitualisierung Orientierungen in der Zeit ausbilden. Es handelt sich auf allen Feldern sozialer Kommunikation um Einstellungen mittlerer oder längerer Dauer, über die Kontingenz bewältigt und relative Stabilität garantiert wird. Vom modernen Fortschrittsparadigma einerseits und künstlerischen Originalitätspathos andererseits setzen sich Dynamiken der Konventionalität insofern ab, als Bewahrung und Wandel als eng verzahnt aufgefasst werden. Von der Antike über das Mittelalter bis in die Neuzeit hinein wird der Stellenwert der Konventionen in zahlreichen Feldern verhandelt und nimmt damit auf ganz unterschiedlichen Ebenen einen Diskurscharakter von hoher Konstanz an. Die Klasse 9 steht in enger Verbindung mit dem interdisziplinären GRK 2212 „Dynamiken der Konventionalität“ am Zentrum für Mittelalterstudien.

Klasse 10: „Didaktik der Geisteswissenschaften“

Klassenmentoren: Prof. Dr. Roman Bartosch & Jun.-Prof. Dr. Wiebke Dannecker

Im Zentrum der Forschung von Klasse 10 steht die Reflexion von fachbezogenen Prozessen des Lehrens und Lernens an der Schnittstelle zwischen Fachdidaktiken, Fachwissenschaften und Bildungswissenschaften. Dabei werden sowohl theoretisch-konzeptionelle als auch empirische Forschungszugriffe diskutiert und reflektiert. Das Spektrum der Fragestellungen der Projekte kann historische, systematische und anwendungsbezogene Perspektiven ebenso umfassen wie normative Aspekte (außer-)schulischen Lernens und Lehrens. Aktuelle Auseinandersetzungen um Themen wie Heterogenität, Digitalisierung, Mehrsprachigkeit, Nachhaltigkeit oder kulturelle Bildung werden dabei auch in ihren interdisziplinären Zusammenhängen verortet. Die Klasse 10 führt die Qualifikationsprojekte der a.r.t.e.s. Graduate School und der Graduiertenschule für LehrerInnenbildung an der UzK zusammen und betreut die entstehenden Projekte in Zusammenarbeit mit dem Interdisziplinären Forschungszentrum für Didaktiken der Geisteswissenschaften (IFDG).

Klasse 11: „Anschließen – Ausschließen"

Klassenmentoren: Prof. Dr. Sandra Kurfürst & Prof. Dr. Stefan Kramer

Im Fokus der Klasse 11 stehen Praktiken des Anschließens und Ausschließens. Sie interessiert sich für die ‚andere Seite‘ von Anschlussprogrammen in den Netzwerken von Medien, Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Recht, Wissenschaft, Kunst und Kultur und fragt nach den Ausschlüssen, die mit den in globalisierten Netzwerken gängigen Praktiken des Anschließens einhergehen. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen Praktiken lokaler Partikularisierung, die sich über das Ideal einer globalen Standardisierung und Vernetzung hinaus nachweisen lassen und somit jenseits landläufiger national-kultureller Grenzmarkierungen und a priori definierter historischer Perioden entstehen, welche für unterschiedliche Konzepte der Moderne maßgeblich sind. Mit der Analyse divergierender Kulturkonzepte und begrifflicher Konstruktionen hinsichtlich der lokalen Praktiken des (sich) Anschließens und des (sich) Ausschließens wird in dieser Klasse eine neue transdisziplinäre Methodik zur Betrachtung des Wechselverhältnisses von Beteiligung und Dissidenz erprobt. Diese ist auf ein prozessuales Handeln und auf Dialogizität ausgelegt. Im Vergleich von historischen Wandlungsprozessen und unterschiedlichen globalen, regionalen und lokalen Räumen führt das zu Fragen der Macht, der Teilhabe, der Selbst- und Fremdbestimmung sowie der fragmentarischen Wahrnehmung und symbolischen Narrativierung von Welt.