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“Street-Level Bureaucrats and Passport Networking: Practices of Immigration Law Enforcement in Northern Uganda”

Research Master-Absolventin Katrin Sowa erhält den Fakultätspreis 2016

von Simona Böckler

Examensfeier und Preisverleihung der Philosophischen Fakultät (Foto: Patric Fouad)

Katrin Sowa, Absolventin der Ethnologie und Teilnehmerin im Research Master-Programm von a.r.t.e.s., hat im Sommersemester 2016 den Fakultätspreis der Philosophischen Fakultät für ihre Abschlussarbeit und Forschung in Uganda erhalten. Die Arbeit wurde durch Professor Michael Bollig vom Institut für Ethnologie und Junior-Professor Martin Zillinger, Leiter der Forschergruppe „Transformations of Life“ im a.r.t.e.s. Research Lab und Koordinator des Research Master-Programms, betreut. Wir haben Katrin getroffen und mit ihr über ihre Forschung in Uganda und Erfahrungen mit dem Research Master-Programm gesprochen:

a.r.t.e.s. Graduate School: Liebe Katrin, du hast kürzlich dein Studium erfolgreich abgeschlossen, deine Masterarbeit wurde mit dem Fakultätspreis 2016 ausgezeichnet. Was bedeutet der Preis für dich?

Katrin Sowa: Ich freue mich sehr über die Anerkennung meiner Masterarbeit durch den Fakultätspreis – umso mehr, da die thematische Entwicklung nicht immer einfach war. Bei der Auswertung meiner Daten habe ich zum Beispiel verschiedene theoretische Perspektiven aus Praxistheorie und Science and Technology Studies zusammengebracht, weswegen teilweise kritisiert wurde, dass ich die Arbeit überfrachte. Insgesamt habe ich meine Forschung jedoch sehr frei gestalten können, was durch meine Betreuer gefördert wurde. Also habe ich an meinen Überlegungen und Konzeptionen festgehalten. Der Preis zeigt mir, dass ich richtig gearbeitet habe. Jede Abschlussarbeit verdient Anerkennung und ich weiß von vielen spannenden Masterarbeiten von Kommilitoninnen und Kommilitonen, die in diesem Semester entstanden sind. Die Fakultätsfeier und besonders die Preisverleihung haben wieder einmal gezeigt, wie unterschiedlich die Themen der verschiedenen Disziplinen der Philosophischen Fakultät sind. Bei der Vergabe wurde es richtig feierlich, was mich vor meiner Rede ein bisschen nervös gemacht hat. Es ist aber wichtig, nach so vielen Jahren des Studiums nicht einfach in den nächsten Lebensabschnitt überzugehen, sondern den Abschluss mit dem Ritual der Zeugnisvergabe zu würdigen.

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  • Die Migrationsbehörde in der Stadt Elegu an der ugandisch-südsudanesischen Grenze (Foto: Katrin Sowa)
  • Eine Frau aus dem Südsudan bei der Registrierung für Flüchtlinge am Grenzposten nach Uganda (Foto: Katrin Sowa)
  • Kontrollposten an der ugandisch-südsudanesischen Grenze (Foto: Katrin Sowa)
  • Straßenszene aus Gulu (Foto: Katrin Sowa)
  • Straßenszene aus Gulu (Foto: Katrin Sowa)

Erzähl uns ein bisschen mehr zu deiner ausgezeichneten Masterarbeit und zu deiner Forschung!

Meine Arbeit trägt den Titel “Street-Level Bureaucrats and Passport Networking: Practices of Immigration Law Enforcement in Northern Uganda”. In ihr geht es um den Versuch staatlicher Regulierung und Kontrolle von zunehmender innerafrikanischer Migration nach Uganda. Meine Daten basieren auf einer viermonatigen Feldforschung in Norduganda, sowohl im Landesinneren wie auch an einem Grenzposten zum Südsudan. Im Fokus der Forschung stehen Staatsbeamtinnen und Staatsbeamte der Polizei und Migrationsbehörde. Michael Lipskys Konzept der ‚Street-Level Bureaucracy‘ bietet eine Alternative zu der beispielsweise idealtypischen Betrachtung von Bürokratie durch Max Weber. Migrationsgesetze werden nicht automatisiert umgesetzt, sondern in komplexen Situationen in direkter Auseinandersetzung mit Migrantinnen und Migranten und anderen Akteurinnen und Akteuren angewendet. Daher ist es wichtig, sich die tatsächlichen Praktiken der Umsetzung anzuschauen. In meiner Forschung hat sich zum einen die enorme Bedeutung von Pässen gezeigt, und damit verknüpft auch die zunehmende Digitalisierung von Informationen. Darüber hinaus ist auch Informalität (etwa Korruption oder informelle Netzwerke) ein wichtiger Bestandteil der Thematik. Ich verurteile diese Informalität in der Arbeit jedoch nicht, sondern versuche, sie aus einer emischen Perspektive heraus zu verstehen und im Setting zu verorten. Insgesamt kann man feststellen, dass in Uganda momentan ganz ähnliche Entwicklungen stattfinden wie in Europa: Migration wird als Sicherheitsrisiko eingestuft und dies führt zu staatlichen Maßnahmen, oftmals auf Kosten der Sicherheit von Migrantinnen und Migranten.

Inwiefern hat dich das a.r.t.e.s. Research Master-Programm in deinem akademischen Werdegang und deiner Abschlussarbeit unterstützt?

Ich habe das Forschungsumfeld bei a.r.t.e.s. inhaltlich immer als gewinnbringend empfunden. Vor allem in der Materialwerkstatt der Research Master, die von Martin Zillinger koordiniert wird, ergab die Diskussion meiner Daten und Forschungsergebnisse neue und hilfreiche Impulse für die Abschlussarbeit. Dies hat mit Sicherheit zu ihrem Gelingen beigetragen. Darüber hinaus wurde ich von a.r.t.e.s. bei der Finanzierung der Studiengebühren für mein Auslandssemester in Uganda unterstützt, was eine wichtige Basis für meine nachfolgenden Forschungen war.
Insgesamt habe ich mich im a.r.t.e.s. Research Master-Programm mit meinen Überlegungen und Ansichten immer sehr ernst genommen gefühlt. Dies hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass ich mich nach Abschluss meines Masters nun dazu entschieden habe, eine Promotion zu beginnen. Allen Studierenden, die mit dem Gedanken einer wissenschaftlichen Karriere spielen oder die einfach nur Spaß an Forschung haben, kann ich den Research Master nur wärmstens ans Herz legen!

Wir danken Katrin Sowa für das Gespräch!