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Dissertationsprojekt von Ana-Laura Lemke

Kultureller Wandel der religiösen Werte und Traditionen in Westmexiko – von der Postklassik zum frühkolonialen Westmexiko (Arbeitstitel)

In der Mesoamerikanistik existiert bislang ein Forschungsdefizit hinsichtlich der kulturellen Transformationsprozesse, die im Rahmen der Conquista in Westmexiko stattfanden, obwohl die dort lebenden Tarasken im 16. Jahrhundert nach dem aztekischen Imperium die militärisch, wirtschaftlich und kulturell zweitwichtigste mesoamerikanische Gesellschaft darstellten. Versuche die Transformationsmechanismen und Dynamiken, die in Zentralmexiko zwischen aztekischer Gesellschaft und Spaniern analysiert wurden, auf Westmexiko zu übertragen, blieben bislang zu kurz, da sie die Besonderheiten der örtlichen taraskischen Kultur einerseits und der Missionierungsprozesse andererseits nicht konsequent berücksichtigen.
Das Dissertationsprojekt zielt darauf ab, diese kulturellen Transformationsprozesse zu beschreiben und ihre Auswirkungen speziell auf die religiösen Werte und Traditionen im 16./17. Jahrhundert zu untersuchen. Dafür werden drei in der frühen Kolonialzeit dokumentierte religiöse Festakte ausgewählt, um an diesen Fallbeispielen den Kulturtransfer aufzuzeigen und seine Mechanismen und Wirkungsweisen zu analysieren. Dabei spielt vor allem die Frage eine wichtige Rolle, ob die so genannte Conquista Espiritual in Westmexiko tatsächlich so „erfolgreich“ (im Sinne einer vollständigen religiösen Akkulturation) war, wie von den christlichen Missionaren beschrieben wurde bzw. in welcher Form auch kulturelle Kontinuitäten aus der vorspanischen Epoche nachzuweisen sind.

 

Kurzbiographie

Ana-Laura Lemke, Jahrgang 1985, studierte Regionalwissenschaften Lateinamerika an der Universität zu Köln mit Studienaufenthalten in Portugal und Mexiko wobei ihre Forschungsschwerpunkte auf frühkolonialer Geschichte und Chroniken als historischen Quellen und Zeugnis lateinamerikanischer Literatur lagen. Ihr Interesse an den romanischen Sprachen vertiefte sie darüber hinaus in ihrem Masterstudium zur Übersetzerin (Deutsch – Spanisch) an der Universität Cordoba, Spanien.
In ihrer Diplomarbeit im Fach Romanistik setzte sie sich mit Transkulturationsprozessen und Wissenstransfer in der frühen Kolonialzeit in Mexiko, am Beispiel der Beschreibungen der Jenseitsvorstellungen in der aztekischen Gesellschaft auseinander. Der hieraus entstandene interdisziplinäre Forschungsschwerpunkt auf der vorspanischen Geschichte Mexikos und Transformationsprozessen der frühen Kolonialzeit, wird in ihrem Dissertationsprojekt fortgesetzt. Seit April 2013 ist sie Stipendiatin der a.r.t.e.s. Graduate School und promoviert bei Frau Prof. Potthast an der Abteilung für Iberische und Lateinamerikanische Geschichte. Ihr Dissertation wird zudem am Zentrum für Traditionsforschung des Colegio de Michoacán in Mexiko mit betreut. Erste Lehrerfahrungen sammelte sie am Romanischen Seminar der Universität zu Köln, wo sie in Proseminaren der spanischen Literaturwissenschaft die Untersuchung und Interpretation von kolonialen Chroniken, v.a. hinsichtlich der rhetorischen Repräsentation des Fremden darin thematisiert. Sie ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Lateinamerikaforschung (ADLAF) und organisierte 2013 als Sprecherin der ADLAF-Nachwuchsgruppe die 3. ADLAF Nachwuchskonferenz.

 

Vorträge

„Transformación cultural en el Occidente de México, siglo XVI. Estrategias de negociación y legitimación de actores indígenas“
16. April 2015: Universidad de Guadalajara, Mexiko. CUCSH, Departamento de Antropología

"Los Pueblos Hospitales de Michoacán: ¿Indigenización del mundo occidental-cristiano?"
12. November 2014: Vortrag im Rahmen der internationalen Tagung "Familias y redes sociales: etnicidad, movilidad y marginalidad en el mundo atlántico" in Sevilla

"Der Einfluss der Transkulturationsprozesse der frühen Kolonialzeit auf die religiösen Werte und Traditionen der Tarasken"
16. Mai 2013: Vortrag im Rahmen der 3. ADLAF Nachwuchstagung an der Universität zu Köln

 

Lehrveranstaltungen

Wintersemester 2014/15

Proseminar: "Die Lyrik von Sor Juana“, Romanisches Seminar, Universität zu Köln

Sommersemester 2014

Proseminar: "Wahrnehmung und Repräsentation des Fremden in den Crónicas des 16. Jhdts.", Romanisches Seminar, Universität zu Köln

Sommersemester 2013

Seminar: "Indigene Einflüsse und das Andere in frühkolonialen Texten", Romanisches Seminar I, Universität zu Köln

 

Auszeichnungen

2012: Fakultätspreis der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln für ihre Diplomarbeit "La idea de la muerte en el mundo náhauatl - descrita en la 'Historia General' de Sahagún"

 

Titelbild: Missionierung und Vorstellung der „Utopia“ in Michoacán, Ausschnitt aus: O’Gorman-Wandbild in Pátzcuaro (Foto: Ana-Laura Lemke) // Portraitfoto: Patric Fouad